Für einen „menschlichen“ öffentlichen Transport

Leitartikel von Georges Bach, Syprolux-Präsident im Transport N° 17

Den ersten Aussagen nach zu urteilen, ist die kürzlich gewählte Regierung gewillt den eingeschlagenen Weg zur Förderung des Öffentlichen Transports weiterzuführen. Das Erreichen eines Modal – Split von 25 / 75 bleibt auch für den neuen Transportminister ein absolut erstrebenswertes Ziel. Um die Bevölkerung allerdings zu überzeugen, verstärkt von Bussen und Zügen ( und Tram ) Gebrauch zu machen, bedarf es noch vielen Anstrengungen. Ein ideologischer Feldzug gegen das Auto wäre mit Sicherheit der falsche Weg, zu stark ist der Wunsch nach Selbstbestimmung der “grenzenlosen” Mobilität.

Vielmehr gilt es schnellstens dem Autofahrer brauchbare Alternativen anzubieten. Eine intelligente Nutzung des PKW ist von Nöten. Diese kann erreicht werden, wenn nationale und lokale Behörden Alternativen in Form eines qualitativ hochwertigen öffentlichen Transports anbieten, der schnell, sicher, pünktlich, komfortabel und sauber ist.

Eine Voraussetzung um diese Ziele zu erreichen wird sein, dass der öffentliche Transport von Menschen durchgeführt wird. Die Betreuung, das sich um die Kunden kümmern, wird in Zukunft ein ausschlaggebender Faktor sein um die eingefleischten Autofahrer zum Umsteigen zu bewegen.

Unverständlich erscheinen uns deshalb die Anstrengungen die Kunden unbedingt in die Richtung eines automatischen Ticketservice zu drängen. “Seelenlose Schränke” sollen in Zukunft den Verkauf von Fahrkarten übernehmen. Außerdem setzt man auf einen regelrechten Ansturm von Internet-Buchern sowie eine starke Zunahme der Reservierungen über Telefon. Von diesen Schritten erhofft man sich z.B. der CFL- Generaldirektion eine Personalreduzierung von 30 Einheiten. Über die Akzeptanz beim Kunden von diesen Maßnahmen haben sich bisher die wenigsten Gedanken gemacht. Hauptsache man spart Personal und kann somit die Kosten drücken.

Als ein weiteres, falsches Zeichen in diesem Zusammenhang ist die angedachte Teilschließung des Info-Point im Bahnhof Luxemburg zu sehen. Geht es nach dem Willen der CFL- Obrigkeit wird dieser Auskunftsschalter nur noch in Spitzenstunden von einem Mitarbeiter besetzt sein um den zahlreichen Kunden die notwendigen Informationen zu geben.

Trügerisch ist sicherlich auch die Annahme, die Überwachung von Zügen, Bussen und Bahnhöfen könne einzig und allein der Videoüberwachung überlassen werden. Wenn von diesen Instrumenten auch möglicherweise vorübergehend eine abschreckende Wirkung bezüglich Vandalismus und Überfällen ausgeht, so nützen sie im Katastrophenfall rein gar nichts. Am Beispiel der Brandkatastrophe in der Berliner S-Bahn Anfang August wird das mehr als deutlich. Nur dem beherzten Eingreifen der Beschäftigten war es zu verdanken, dass die meisten Fahrgäste dem Unglücksort unbeschadet entkommen konnten und es somit nicht zu einer größeren Katastrophe kam.

Ausreichendes Personal ist allerdings nicht nur für die Kunden ein Gewinn. Auch für die Gesundheit der Beschäftigten ist der Personalbestand von großer Wichtigkeit. Die aktuelle kontinuierliche Personalreduzierung ist fatal. Viele Mitarbeiter werden krank da sie den zusätzlichen Druck nicht gewohnt sind und de facto nicht standhalten. Dies geht eindeutig aus dem arbeitsmedizinischen Abschlussbericht der CFL des Jahres 2003 heraus. Die Folge davon ist ein erschreckendes Ansteigen der psychosomatischen Krankheiten, wie unser Arbeitsmediziner Dr. Peters kürzlich am Beispiel des CFL- Busbetrieb angeführt hat. Besonders Depressionen, Schlafstörungen sowie Magen und Darmprobleme häufen sich in einem bisher unbekannten Ausmaß. Diese Überlegungen werden hoffentlich bei den Budgetdiskussionen sowie bei den anstehenden Verhandlungen über den Personalbestand 2005 mit einfließen.

Lichtblicke gibt es aus anderen Ländern. In Deutschland hat die DB AG die so genannten “Rotkäppchen” wieder reaktiviert. Auf zahlreichen Bahnhöfen werden die altbekannten Mitarbeiter mit den roten Mützen wieder eingesetzt um die Abfertigung der Züge zu beschleunigen. Vor einigen Jahren war ihre Aufgabe dem Zugbegleitpersonal übertragen worden.

A propos Zugbegleitung. In der Schweiz wurde diese vor einiger Zeit wieder eingeführt. Die Abschaffung hatte beim Kunden das Gefühl mangelhafter Betreuung, teilweise Hilflosigkeit, ja sogar Unsicherheit hervorgerufen. Lassen wir es hierzulande nicht soweit kommen.

Leitartikel von Georges Bach, Syprolux-Präsident im Transport N° 17