Aufgeschoben ist nicht aufgehoben

Leitartikel aus der Syprolux-zeitschrift “Transport N°16” von Präsident Georges Bach

Der September läutet jedes Jahr die “rentrée” ein. Die Ferien sind vorbei, die Kinder müssen demnächst wieder zur Schule, der Alltag mit seinem Stress hat uns wieder eingeholt. Wir hoffen, dass alle unsere Mitglieder und Leser erholsame Wochen verbracht haben, und die kommende Zeit mit neuem Tatendrang angehen können.
Auch die neue Regierung hat ihre Arbeit aufgenommen. Wir sind gespannt, wie sie die aktuellen Probleme sowie die kommenden, großen Herausforderungen angehen wird. Im Koalitionsabkommen ist vieles berücksichtigt, einiges allerdings unklar und erst die kommenden Monate werden uns genau Aufschluss geben. Der Teufel steckt bekanntlich im Detail.

Wie wird die CFL- Generaldirektion demnächst vorgehen? Diese Fragen stellt sich das Personal nachdem die neue Regierung bekannt gegeben hat, dass die CFL- Tripartite frühestens im Herbst 2005 stattfinden wird. Wird sie abwarten oder die Strategie umsetzen und vollendete Tatsachen schaffen?

Sicherlich ist einer der vorgegebenen Gründe, die Tripartite auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben, einleuchtend und zwar den Eu-Vorsitz, den Luxemburg im ersten Semester 2005 innehat. Diese Präsidentschaft muss “gelingen”, darüber sind sich alle politischen Parteien einig. Vieles steht auf dem Spiel. Sogar die Opposition hat bekannt gegeben, dass sie sich während dieser Zeit etwas zurückhalten wird, um den Erfolg nicht zu gefährden.

Bei dieser Gelegenheit werde man, so die Regierung, von den EU- Instanzen eine Bewertung der bereits in Kraft getretenen Liberalisierungsmaßnahmen im Schienenverkehr verlangen. Im Klartext, die wirtschaftlichen und die sozialen Auswirkungen, ebenso wie die Folgen für die Umwelt, sollen klar und deutlich evaluiert werden ehe weitere Schritte unternommen werden. Diese Haltung ist äußerst lobenswert, entspricht sie doch den Forderungen der in der ETF zusammengeschlossenen Gewerkschaften, unter ihnen ebenfalls der SYPROLUX.

Dass die Regierung sich bisher noch keine Meinung über das CFL- Strategiekonzept habe bilden können, wie von Transportminister Lucien Lux angeführt, erstaunt uns und wirft einige Fragen auf. Mehrmals hat man doch während den Koalitionsverhandlungen eine Delegation von CFL- Verantwortlichen getroffen um sowohl die aktuelle Lage als auch die Zukunftsperspektiven zu erörtern. Auch die beiden Gewerkschaften SYPROLUX und Landesverband konnten ihre Sichtweisen darlegen. Im Grunde waren sich dabei alle Beteiligten einig, dass nur gemeinsame Verhandlungen der drei Partner, Regierung, CFL- Generaldirektion und Sozialpartner, wie vom SYPROLUX vorgeschlagen, die Zukunft der Bahn und damit auch seiner Bediensteten garantieren kann. Und zwar schnellstens, da mehrere Weichen richtig gestellt werden müssen und die bestehenden, äußerst vielfältigen Probleme keinen weiteren Aufschub dulden. Nicht erst im Januar oder Februar (2004), befand sogar der Präsident des Landesverbandes im “Le Signal” N° 17 vom 10.Oktober 2003.

Ein Bereich, der eine für die Zukunft der CFL richtungsweisende Entscheidung verlangt, ist zum Beispiel der Güterverkehr. Wie soll die gesamte Transportpolitik in diesem Bereich in Zukunft aussehen? Welche Rolle wird der Schienengüterverkehr dabei übernehmen? Wie wird die zukünftige Gesellschaftsform der CFL aussehen? Wie könnten Kooperationen mit anderen Bahnen aussehen? Konkurrenz und/oder Zusammenarbeit? Fragen über Fragen.

Ein weiterer Punkt wird die Finanzierung des Schienenverkehrs sein. Neben den großen Infrastrukturprojekten “mobilitéit.lu” ist ebenfalls von äußerster Dringlichkeit die notwendige finanzielle Unterstützung der technischen CFL- Dienste. Besonders der Bau von modernen Werkstätten für die Wartung des Fuhrparks sowohl auf der Schiene als auch auf der Strasse ist mehr als überfällig.

Das Gleiche gilt auch für das Material, sowohl im Passagier- als auch im Güterbereich, wo Millionenbeträge in Zukunft von Nöten sein werden. An der neuen Regierung, auch in diesem Bereich Farbe zu bekennen. Eine nachhaltige Politik, wo die Lebensqualität der Bürger im Vordergrund steht, darf nicht nur in Sonntagsreden vorkommen sondern muss ihren Niederschlag alltäglich, besonders in der Transportpolitik finden.

Die CFL- Beschäftigten hegten große Erwartungen in die Tripartite. Wenn auch im Sozialbereich, durch die Aussagen der neuen Regierung betreffend Personalstatut und sonstigen Garantien, eine gewisse Entspannung eingetreten ist ( die wir absolut begrüßen), so bleiben doch viele Fragen offen. Diese Fragen verlangen Antworten und zwar schnellstens.

(Leitartikel aus der Syprolux-zeitschrift “Transport N°16” von Präsident Georges Bach)