„Kultur ist Leben“

In einem Gespräch mit dem Luxemburger Wort skizzierten Kulturminister François Biltgen und Staatssekretärin Octavie Modert die kulturpolitischen Akzente der kommenden Jahre.

François Biltgen zu den Prioritäten der Kulturpolitik in den kommenden Jahren: “In den vergangenen Jahren ist viel geschehen. Grosse Projekte sind vorbereitet und in die Wege geleitet worden. Daher werden wir die Eckwerte der bisherigen Kulturpolitik nicht grundsätzlich verändern.

Unser Bestreben wird es allerdings sein, verschiedene Aktivitäten besser zu koordinieren und sichtbarer zu machen. Ich höre oft von Menschen, mit denen ich mich unterhalte, in Luxemburg sei kulturell nichts los. Genau das Gegenteil ist der Fall, nur die wenigsten Leute wissen es. Wir müssen also nicht nur Touristen, sondern auch Luxemburger dorthin bringen, wo Kultur stattfindet.”

Herausforderung EU-Vorsitz und Kulturjahr

François Biltgen: “Zwei Höhepunkte sind der EU-Vorsitz 2005, an dessen Rand Ende Juni ein informeller Rat der EU-Kulturminister, gekoppelt mit der Eröffnung der Philharmonie stattfinden wird.

Octavie Modert: “Und dann steht das Kulturjahr 2007 ins Haus, eine große Herausforderung, aber auch binnen kurzer Zeit eine zweite Gelegenheit, unser Land international zu positionieren. Es war eine sehr glückliche Entscheidung, mit dem rumänischen Sibiu, eine Stadt eines EU-Kandidatenlandes als Partner an diesem Projekt zu beteiligen. Solche Partnerschaften sollten demnächst im europäischen Rahmen festgeschrieben werden. Luxemburg hat also hier eine Vorreiterrolle übernommen.
Das Kulturjahr 1995 hat eine große Dynamik im kulturellen Leben hinterlassen, auf der wir aufbauen und an der wir weiterbauen können.
Viele Leute im Ausland setzen Luxemburg mit einer “Sparbüchse” gleich. Wir wollen Kultur als Element der Standortpolitik weiterentwickeln. Unser Land verfügt über ein großes kreatives Potenzial, das es auch gilt, zur Schau zu stellen.”

“Die Förderung der Künstler spielt eine entscheidende Rolle”

Auf die Frage, ob es zu Abstrichen im Kulturbereich komme (“nach dem Klotzen nun Kleckern”?)

François Biltgen: “Von Klotzen kann nun wirklich keine Rede sein, wenn man den eigentlich bescheidenen Gesamtanteil der Kultur im Staatshaushalt betrachtet. Die eifrige Bautätigkeit der vergangenen Jahre wurde viel kritisiert, wobei oft übersehen wurde, dass es Luxemburg ganz einfach an Prestigeobjekten – denn es sind beileibe keine Prunkprojekte – mangelte. Das wurde jetzt weitgehend nachgeholt. Als einziger größeres Projekt steht nur noch die neue Nationalbibliothek an. In absehbarer Zeit wird sich die Bautätigkeit auf kleinere Vorhaben konzentrieren. “

Octavie Modert: “Kultur, das sind ja nicht nur Bauten. Kultur ist Leben, und hier spielt die Förderung der Künstler eine entscheidende Rolle. Man muss schließlich bedenken, dass die großen Bauvorhaben während den vergangenen Jahre abgewickelt wurden: in Zeiten guter Staatsfinanzen wurde klugerweise ein Nachholbedarf an Infrastrukturen aufgearbeitet.”