Wohnungsknappheit, ein Gesellschaftsproblem?

Norbert Haupert, CSV-Abgeordneter zur Problematik im Wohnungsbau.

Die Wohnungsproblematik in Luxemburg wurde in den letzten Jahren zu einem zentralen politischen Anliegen thematisiert. Dabei wird das Thema nicht immer mit der nötigen Objektivität behandelt. “In Luxemburg fehlen derzeit 30 000 bis 40 000 Wohnungen” behauptet die Opposition pauschal, ohne den geringsten Beweis zu erbringen, woher diese Zahlen stammen.

Im Jahre 2001 zählte Luxemburg 119 616 bewohnte Bauwerke und 171 953 Haushalte. Das ergibt eine Differenz von 52 337 zu Gunsten der Haushalte. Da jedoch noch viele Bauwerke von mehr als einem Haushalt bewohnt sind, muss man davon ausgehen, dass es viel weniger Haushalte als 52 337 gibt, die von Wohnungsknappheit betroffen sind.

Herausforderung

In seinem Jahresbericht von 2003 erfasste das statistische Amt 169 198 Haushalte, die 2001 in einer klassischen Wohnung lebten. Es fehlten demnach 2 755 Haushalte in der Statistik über die man keine Angaben verfügte. Eine Zahl, die deutlich von 30 000 bis 40 000 entfernt ist.

Es gibt in Luxemburg 795 Haushalte von mehr als vier Personen (Familie mit zwei Kindern), die über eine Wohnung von weniger als 100m2 verfügen. Das ist meiner Meinung nach eine unpassende Wohnung für eine Familie von dieser Größe. Das macht 0,45% unserer Haushalte aus. Das ist recht wenig im Vergleich mit den anderen Ländern der Europäischen Union.

Für die CSV sind es 795 Familien zu viel. Auch sie haben Recht auf eine anständige Wohnung. In Luxemburg verfügen die Haushalte im Durchschnitt über 5,5 Zimmer. Im Durchschnitt verfügt jeder Einwohner über 2,2 Zimmer. Diese Durchschnittszahlen erstrecken sich von einem Zimmer pro Person für eine achtköpfige Familie bis zu 4,2 Zimmer für einen Haushalt der sich aus einer einzigen Person zusammensetzt. Diese Zahlen sind weltweit einsame Spitze.

13 zu 19

Eins muss man feststellen, die Zahl der Haushalte ist in den letzten Jahren schneller gestiegen als die Zahl der bewohnten Bauwerke. In den letzten zehn Jahren haben die bewohnten Bauwerke um 13% zugelegt, die Zahl der Haushalte ist hingegen um fast 19% gestiegen. Allein die Haushalte mit einer Person sind von 36 847 auf 50 384 gestiegen was einer Steigerung von 36,7% entspricht. Momentan besteht fast jeder dritte Haushalt aus einer einzigen Person. Im Jahre 1900 waren es nur 6,4%.

Bedürfnisse

In seinem Gutachten zum Mietsgesetzesprojekt schreibt die Handwerkerkammer, dass die Diskussion über die Wohnungsknappheit eine falsche Debatte sei. Man müsse die Diskussion eher auf die Knappheit geeigneter Wohnungen fokalisieren. Die Frage, die sich bei uns im Lande stellt ist die, ob jeder Haushalt über eine Wohnung verfügt, welche seinen wirklichen Bedürfnissen entspricht. Da die Bedürfnisse einer Gesellschaft von seinem Lebensstandard abhängen, muss man die Wohnungsproblematik bei uns in Luxemburg als Gesellschaftsproblem betrachten.

Norbert Haupert
CSV-Abgeordneter