Langlauf

Jean-Claude Juncker: “Wenn wir im Jahre 2000 einen unüberlegten Zwischenspurt eingelegt hätten, dann wäre das Geld jetzt weg. Die Spurtschnellen, die auf den letzten Metern die Langläufer von der Bahn drängen möchten, würden dann hinter der Zielgerade leere Kasse vorfinden. Deshalb ist es besser die Langläufer gewinnen das Rennen: Damit auch beim übernächsten Rennen 2009 noch Geld in der Kasse ist.”

Die Leute sagen: Jetzt rennen sie wieder, die Politiker.

Es gibt in der Tat viel Gedrängel auf der politischen Laufbahn, jetzt, so kurz vor dem Ziel. Der Endspurt ist angesagt.

Dabei kommt es nicht so sehr auf das Ausstechen der Konkurrenten kurz vor der Zielgeraden an. Politik ist keine kurze Strecke. Nicht Kurzstreckenläufer, sondern Langläufer, ja Dauerläufer sind in der Politik gefragt. Es reicht nicht, auf den letzten Metern zu glänzen. Politik ist eine lange Strecke. Sie ist eine Marathonstrecke, die über Berg und Tal führt. Man muss konstant in Form bleiben. Am Berg und im Tal.

Deshalb sollten die Luxemburger sich vor dem 13. Juni und am 13. Juni selbst nicht so sehr für das finale Renngeschehen im Stadion interessieren. Sie sollten vielmehr die Dauerleistung während des gesamten Streckenverlaufes Revue passieren lassen. Tun sie dies, so werden sie feststellen, dass einige zwar nun beim Einläuten der letzten Runde schneller werden, dieselben jedoch unterwegs Konditionsschwächen aufzeigten. Tun sie dies, werden sie auch merken, dass die größte Partei des Landes den längeren Atem hat.

Als die Strecke durch die luftigen Höhen der Hochkonjunktur führte, riefen die Kurzatmigen: Der Staat schwimmt im Geld.

Die mit dem längeren Atem hielten ihnen entgegen: Das Geld legen wir auf die hohe Kante, damit wir Reserven haben, wenn die Luft dünner wird.

Resultat: Wir haben jetzt drei Milliarden Euro Rücklagen – 1,3 Milliarden mehr als bei Rennbeginn vor fünf Jahren – und brauchen jetzt nicht Hände ringend nach Luft zu schnappen. Wenn wir im Jahre 2000 einen unüberlegten Zwischenspurt eingelegt hätten, dann wäre das Geld jetzt weg.

Die Spurtschnellen, die auf den letzten Metern die Langläufer von der Bahn drängen möchten, würden dann hinter der Zielgerade leere Kasse vorfinden. Deshalb ist es besser die Langläufer gewinnen das Rennen: Damit auch beim übernächsten Rennen 2009 noch Geld in der Kasse ist.

Jean-Claude Juncker