LW-Interview mit Nico Loes, dem Berichterstatter zur Reorganisation des Rettungswesens
LW-Interview mit Nico Loes, dem Berichterstatter zur Reorganisation des Rettungswesens
Luxemburger Wort: Welche Zielsetzung wird mit der Administration des services de secours verfolgt?
Nico Loes: Ziel der Gesetzvorlage ist die administrative Zusammenlegung von Zivilschutz und freiwilliger Feuerwehr. Die Verwaltung von Personalbestand und Finanzen beider Pfeiler des freiwilligen Rettungswesens soll mit der neuen Behörde verbessert werden. Miteinander und nicht gegeneinander lautet die Devise.
Es wird also eine einzige Behörde geschaffen. Es kommt indes zu keiner Fusion der Hilfsdienste selbst. Die Feuerwehrkorps bleiben weiter den Gemeinden unterstellt, die Protection civile untersteht auch künftig direkt dem Innenministerium.
LW: Von Seiten des Staatsrates war eine weiter gehende Kooperation bis hin zu Fusionen angeregt worden, sowohl zwischen “Protex? und “Pompjeeën? als auch zwischen den Wehren einer Gemeinde.
Nico Loes: Das ist richtig. In der zuständigen Parlamentskommission ergab sich jedoch keine einstimmige Meinung, um diesen Schritt zu wagen. Auf diese Weise hätten nach meinem Dafürhalten die Kräfte sicherlich gebündelt und rationeller eingesetzt werden können. Nun liegt der Ball erst einmal bei der neuen Administration, um fortan einen effizienten Einsatz zu gewährleisten. Aber auch innerhalb der Gemeinden bleibt der nötige Spielraum hin zur Zusammenarbeit vorhanden.
In jedem Fall dürfen wir die Augen nicht vor der Tatsache verschließen, dass gestern 11 000 Freiwillige 300 000 Bürgern im Notfall helfen konnten und dass heute die gleiche Helferzahl für 450 000 Einwohner zuständig ist.
LW: Da drängt sich logischerweise die Frage nach den Grenzen des Benevolats auf.
Nico Loes: Eines steht ganz klar fest: Das unentgeltliche Engagement von Feuerwehr und Zivilschutz verdient unseren Respekt und unsere Anerkennung. Ohne das Benevolat wäre unsere Gesellschaft ärmer.
Daneben sollten wir den finanziellen Aspekt nicht übersehen. Viele Gemeinden könnten nämlich den budgetären Kraftakt professioneller Rettungskräfte gar nicht bewältigen.
Also kann die Lösung für mich mittel- bzw. langfristig nur in einem Mittelweg münden, mit einerseits dem freiwilligen, lokal verwurzelten Pfeiler und andererseits regionalen Stützpunkten mit gegebenenfalls haupt- oder halbberuflichen Einsatzkräften.
LW: So weit ist es noch nicht. Welches sind denn nun die Schwerpunkte der Gesetzvorlage?
Nico Loes: Nun, die Gesetzvorlage hat vier Schwerpunkte: Es sind dies neben der Einrichtung der neuen Verwaltung die medizinische Betreuung der Helfer, ihre adäquate Ausbildung sowie der präventive Brandschutz.
LW: Auf Vorschlag des zuständigen Parlamentsausschusses wurde auch das Zivilkorps in der Gesetzvorlage berücksichtigt.
Nico Loes: Wir haben in der Kommission durchgesetzt, dass die Mitglieder der freiwilligen Rettungsdienste auch humanitäre Missionen im Ausland wahrnehmen können, so wie es das Koalitionsabkommen einerseits, die EU-Beschlüsse von Helsinki und Feira andererseits vorsehen. Damit einher geht die Genehmigung der beruflichen Freistellung, unabhängig vom Spezialurlaub, der von sechs auf sieben Tage angehoben wird.
Luxemburger Wort vom 7.05.2004