Luxemburger Sozialmodell

François Biltgen: Das Luxemburger Sozialmodell hat sich in der Vergangenheit in wesentlich schwierigeren Zeiten bewährt
Die Nachricht, dass ARCELOR an eine Restrukturierung der Luxemburger Produktionsstätten arbeitet, hat natürlich Beunruhigung ausgelöst.

Viele von uns, vor allem die Arbeiter und Beamten der Stahlindustrie, fühlen sich in die 70er und 80er Jahre zurückversetzt. Noch sind keine Einzelheiten bekannt, denn die ARCELOR-Studien werden zuerst den Sozialpartnern, und dann, am 8. April, der Tripartite vorgestellt. In der Tat, sobald die ARCELOR die Regierung über die Erstellung der Studien informiert hatte, wurden zwei Tripartite-Sitzungen einberufen.

Von wegen: Die Regierung hätte das ARCELOR-Dossier am liebsten über die Wahlen gerettet. Tripartite-Sitzungen gehen kaum lautlos über die Bühne. Eine andere Behauptung lautete: Es wird hinter den verschlossenen Tripartite-Türen diskutiert, statt in der Öffentlichkeit. Doch betroffen sind zuerst einmal die Arbeiter und Beamten der Stahlindustrie und ein ordentliches Sozialmodell verlangt nun eben, dass die Betroffenen als erste informiert werden und notwendige Restrukturierungen nicht aus der Zeitung erfahren müssen! Übrigens wird am Tag nach der Tripartite ebenfalls das Parlament und somit die Öffentlichkeit informiert.

Das Luxemburger Sozialmodell hat sich in der Vergangenheit in wesentlich schwierigeren Zeiten bewährt. Die Stahlindustrie, die vor 20 Jahren noch vor dem finanziellen Ruin stand, konnte wieder auf gesunde Rücklagen gestellt werden, ohne dass es wie im Ausland zu massiven Entlassungen kam. Heute stellt sich die Lage übrigens zum Teil anders dar. Der Stahlkonzern steht nicht vor dem Ruin, sondern es geht ihm weltweit gut. Und die Produktion in Luxemburg wird nicht abgebaut, sondern es wird weiter investiert. Die Produktivität soll mittelfristig verbessert werden. Brutal ausgedrückt heißt das; es werden auch weniger Leute gebraucht. Doch wie viele Leute, wann weniger gebraucht werden und wie man dorthin kommt, das wird hart diskutiert, nicht zuletzt in der Tripartite. Es kommt nicht zu Entlassungen auf der Schmelz, hat der Premier laut und deutlich gesagt. Das Sozialmodell Luxemburg wird einmal mehr funktionieren.

Übrigens: 1983, als es auch eine CSV-geführte Regierung war, die die Stahlrestrukturierung in die Wege leitetet, hatten wir gut 150 000 Arbeitsplätze im Land. Heute sind es doppelt so viele.

Warum: weil auch unter CSV-Impuls gleichzeitig wirtschaftliche Diversifizierung in Finanzen und Telekom gefördert wurden. Bewährtes erhalten und Neues schaffen, war noch immer die Stärke der CSV. Innovation und Kompetenz werden wir auch in den nächsten Jahren brauchen. Und das Luxemburger Sozialmodell.
Deshalb: CSV. De séchere Wee.