In einem Interview mit dem Luxemburger Wort vom 30. Oktober 2003 erläuterte Kulturministerin Erna Hennicot-Schoepges ausführlich die Zielsetzung, die mit dem Kulturjahr 2007 verfolgt wird.
In einem Interview mit dem Luxemburger Wort vom 30. Oktober 2003 erläuterte Kulturministerin Erna Hennicot-Schoepges ausführlich die Zielsetzung, die mit dem Kulturjahr 2007 verfolgt wird.
Des Weiteren äußerte sich die Kulturministerin zur aktuellen Situation der Kultur in Luxemburg
Bezüglich des Aufgabenfeldes des kürzlich ernannten Generalkoordinators Robert Garcia sagte Erna Hennicot-Schoepges:
Die Aufgabe ist selbstverständlich viel komplizierter als 1995. Mein Ziel ist es, dass wir die Aktion Kulturjahr wesentlich nachhaltiger und substanzieller gestalten – nicht bloß als Feuerwerk hochkarätiger Veranstaltungen.
Daher wurden in der Vorbereitung fünf große Themen entwickelt, die langfristig, über das Jahr 2007 hinaus, erforscht und aufgearbeitet werden sollen. Luxemburg beschäftigt sich mit dem Thema “Migrationen” in seinen vielfältigen Ausprägungen. Im Saarland nimmt man sich der industriellen Entwicklung, ihrer Geschichte, der Pflege und Nutzbarmachung des industriellen Patrimoniums für die kommenden Generationen an. Lothringen erforscht das Thema “Kultur und Gedächtnis”, das die römische Vergangenheit der Region beinhaltet und sich zudem mit den Burgen, Schlössern, Militäranlagen sowie der Sprachgeschichte auseinandersetzt. Rheinland-Pfalz thematisiert die großen europäischen Persönlichkeiten aus der Region an. Die Wallonie und die deutschsprachige Gemeinschaft in Belgien setzen sich mit Ausdrucksformen der Moderne auseinander.
Zum Sponsoring, das für die Organisation des Kulturjahrs unerlässlich ist, meinte die Kulturministerin:
Es bedarf ohne Zweifel heute einer stärkeren Motivation für die Wirtschaft, sich kulturell zu engagieren. Die Motivation muss jene sein, dass es keinen Sinn macht, die Gesellschaft in ihrem Zerfall nicht aufzuhalten, Ausgrenzungen nicht zu verhindern. Es muss dort investiert werden, wo Menschen zusammengeführt werden – in der Kultur.
Im Zusammenhang mit der Frage, nach welchen Kriterien Kulturjahr-Projekte zurückbehalten werden:
Die Planung soll transparent bleiben und in offener Diskussion geschehen. Die Kreativität der einzelnen Akteure muss angespornt werden.
Marketing für die Großregion
Ein maßgeblicher Aspekt des Kulturjahrs ist die Darstellung der Großregion.
Erna Hennicot-Schoepges: Das Kulturjahr ermöglicht es uns, zum ersten Mal, überregionales Marketing zu machen. Drei Ziele sind dabei anzustreben: die Kooperation zwischen den Kulturinstituten vertiefen – hier gibt es bereits gut funktionierende Vorläufer, das Potenzial des Kulturangebotes in der Großregion sichtbar machen sowie eine grenzüberschreitende Kulturagentur ins Leben rufen, nach dem Modell unserer “Agence luxembourgeoise d’action culturelle”.
(…)
Im Rahmen der Erweiterung der Europäischen Union können wir beweisen, dass eine Region durchaus eine politische Realität und auch ein politischer Akteur sein kann.
Im Gegensatz zu anderen Gegenden Europas sind wir auf dem Gebiet Regionalpolitik wesentlich unbefangener. Die Region wird bei uns positiv, als zusammenführend wahrgenommen, während sie anderswo – etwa im Baskenland – als trennend erscheint.
Zur Personalausstattung in den kulturellen Infrastrukturen …
In den jeweiligen Gesetzen (bezüglich der in Bau befindlichen Infrastrukturen) sind die Personalkosten bereits aufgelistet. Damit müsste garantiert sein, dass die neuen Infrastrukturen funktionieren können. Wir müssen jedoch auch einmal dem Nachholbedarf bei den bestehenden Einrichtungen gerecht werden.
Hinsichtlich der Feststellung, dass zusehends Frauen, kulturelle Institute leiten, machte die Kulturministerin deutlich:
Es ist nicht so, dass keine Männer ihre Kandidatur für die jeweiligen Posten eingereicht haben. Die Auswahl viel strikt aufgrund des Profils und der unangefochtenen Kompetenzen der Postulanten. Dass nun die Hälfte der Kulturinstitute von Frauen geleitet werden, begrüße ich natürlich sehr.