Eine Reflexion von Ministerin und CSF-Ehrenpräsidentin Erna Hennicot-Schoepges.
Bei der Verfassung dieses Beitrags schwankte ich zwischen «seriösen» Überlegungen zu einer Frauenorganisation und ihrer Zukunft in unserer Partei und dem Rückblick in die eigene Amtszeit als Präsidentin und die damals gemachten Erfahrungen.
Für Letzteres habe ich mich entschieden – denn wenn die politische Bilanz der CSF in den Veränderungen der Gesellschaft und der Rahmenbedingungen für Frauen ersichtlich ist, so ist die menschliche Bilanz schwerer zu dokumentieren. Gewiss gibt es auch hier Zahlen, positive und ungenügende. Auch hier genügt die Zahl der Mandatsträgerinnen nicht, um eine Übersicht über den Erfolg der CSF zu geben, denn hinter einer jeden von ihnen stehen viele andere, die den Vorstoß der Frauen in die aktive Politik vorbereitet, begleitet und mitgetragen haben.
So gehen meine Erinnerungen viel mehr zu jenen Bereichen, die nicht von direkt politischem Inhalt geprägt sind, sondern vom freundschaftlichen Zusammensein. Und da gab es markante Erlebnisse, bei denen zum Beispiel das beste Rezept für «Fuesendskichelcher» – die wir beim Fastnachtsball der CSF im Cafe Eresch in Walferdingen den Gästen als Eigenfabrikate anboten – bis heute überlebt hat.
Dass es ganz ohne Männer nicht geht, erfuhren wir bei unseren “Scheier- und Schlassfester” Fürs Grobe brauchten wir sie schon, und wie die eigenen Ehemänner mit an Hand gingen, Kisten schleppten und voll im Einsatz für die CSF die Feste zum Gelingen brachten, verdient auch nach all diesen Jahren einen Dank.
Dann gab es die Mischung von Politischem und Geselligem. Als die Rentenfrage in den frühen 80 ziger Jahren mittels des Thullen-Berichtes diskutiert wurde, hatte die CSF in dem Kloster Medernach zwei Fachtagungen organisiert.
Wir wollten die Problematik der Renten der Frauen damals eingehend studieren, hatten Experten zu ganztägigen Seminaren eingeladen, konnten unsere Fragen stellen und das Zusammensein beim gemeinsamen Abendessen gab uns das Gefühl, dass wir bei der Gestaltung der Zukunft gefordert waren.
Es gäbe noch viele Episoden, aber wen könnten sie schon interessieren außer denen, die selbst daran teil hatten!
Und dennoch kommt es mir vor als seien gerade diese Erinnerungen an die vielfältigen Aktivitäten der CSF von damals eine Kraftquelle gewesen, aus der ich in so manchen schwierigen Phasen meiner politischen Ämter schöpfen konnte.
Und den Frauen aus jener Zeit bin ich eh wie je verbunden, sie haben mit mir gefeiert, mich getröstet, und jede, die fehlt, hinterlässt eine große Leere.
Gelernt habe ich damals, dass Politik nicht das harte Geschäft um Macht ist, sondern dass die echte Stärke in der Einheit und im gemeinsamen Ziel liegt.
Ich möchte diese Zeit nicht missen!
Erna Hennicot-Schoepges