Nicht immer ist Jugend in Luxemburg einfach und sorglos – die Probleme der Jugendlichen sind immer öfter die Probleme der gesamten Gesellschaft
Ein Portrait der Jugend in Luxemburg ist so vielschichtig wie eines der gesamten luxemburgischen Gesellschaft. Luxemburgs Jugend hat die verschiedensten Staatsangehörigkeiten, Religionen und Hautfarben. Sie ist nicht nur reich und nicht nur arm, nicht nur glücklich und nicht nur in Not, nicht nur problematisch und nicht nur friedfertig.
Das klassische Altersraster, das die Jugend erfassen soll, reicht von 0 bis 24 Jahre. In diese Kategorie fallen Säuglinge, Kinder, Teenager und junge Erwachsene – insgesamt rund 135.000 Menschen in unserem Land. Dies sind 30% der Gesamtbevölkerung. Und auch, oder vielmehr gerade weil, die Mehrheit der ” Jugendlichen ” in dieser Alterskategorie nicht wählen kann, ist ihr die Politik Perspektiven, Hilfestellung, Entfaltungsmöglichkeiten und auch Schutz schuldig. Viele junge Menschen gehören zu den Schwächsten der luxemburgischen Gesellschaft – nicht nur materiell.
Zur Jugendpolitik existieren sehr divergierende Auffassungen. Für die einen sollte eine jugendspezifische Komponente in alle Politikbereiche eingefügt werden, um den besonderen Bedürfnissen junger Menschen im Rahmen sektorieller Politiken gerecht zu werden. Für andere gibt es eine Jugendpolitik an sich, einen eigenständigen Politikbereich, der die Aufgabe besitzt, die jungen Menschen in unserer Gesellschaft durch gezielte Aktionen zu erfassen und ihre Entfaltung zu fördern. Die eine und die andere Auffassung beruhen auf der Überzeugung, dass man Kinder und Jugendliche in der Politikgestaltung nicht unberücksichtigt lassen darf. Dies gilt besonders in einer Zeit, in der junge Menschen früh nach Autonomie und Unabhängigkeit streben, und dieser Emanzipierungsprozess leider oft ohne den erwünschten Erfolg abläuft.
Viele junge Menschen in Luxemburg brauchen keine wirkliche politische Umrahmung dessen, was sie tun und lassen wollen. Andere schon. Denn nicht allen Jugendlichen in Luxemburg fällt es leicht, sich in Familie, Schule und Gesellschaft zurechtzufinden. Um genau erfassen zu können, in welchen schwierigen Situationen und Lebenslagen sich junge Menschen in Luxemburg befinden, wurde auf Initiative der CSV der parlamentarische Sonderausschuss ” Jugend in Not ” eingesetzt.
Das Thema ” Jugend in Not ” hat sich im Verlauf der Arbeiten der Spezialkommission als sehr facettenreich herausgestellt. Wer glaubt, mit etwas mehr Jugendschutzbestimmungen könne es auf diesem Gebiet getan sein, besitzt eine eingeschränkte Sichtweise. Tatsächlich kann man den verschiedenen Formen der Not junger Menschen nicht mit Floskeln und einzelnen Gesetzen beikommen. Hierzu bedarf es einer umfassenderen Politik, die Familien und Schulen berührt, das Sozialverhalten der Jugendlichen berücksichtigt, ihre Ängste und Hoffnungen erkennt, und schliesslich ihre Rolle und ihren Stellenwert in der Gesellschaft zu bestimmen und zu bekräftigen versucht. Denn nicht alle Not ist gleich – genau so wenig, wie zwei junge Menschen miteinander identisch sind.
Wir stellen heute fest, dass Jugendliche, die vor den Gerichten und anschliessend eventuell in Erziehungsanstalten landen, sehr oft schon einen langen Leidensweg hinter sich haben. Der kann übrigens auch in geordneten und behüteten Familienverhältnissen begonnen haben, und genau in diesen Fällen greift selbstverständlich der reine Jugendschutz zu kurz. Die jungen Menschen, die aus wohlhabenden Familien heraus ihren Weg nicht gefunden haben, wurden in der Regel nicht geschlagen, in ihrer Moralität verletzt oder auf andere Art massiv unter Druck gesetzt. Es gibt eine nicht unerhebliche Zahl von Fällen, in denen junge Menschen sich ganz einfach derart unverstanden, eingeengt und isoliert gefunden haben, dass sie mit allen Mitteln aus dieser Situation ausbrechen wollten – und irgendwann in der Drogenszene oder vor dem Richter wieder aufgetaucht sind. Die eigentlichen Probleme dieser Jugendlichen kann das Strafgesetz allerdings nicht lösen.
Politik zugunsten Jugendlicher in schwierigen persönlichen Situationen zu gestaltetn bedeutet demnach, die Not zu erkennen, bevor sie zum Problem wird. Das kann, im gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang niemand mehr alleine. Nur das Zusammenspiel zwischen Familien, Schulen, Jugendorganisationen und öffentlicher Auffangstrukturen innerhalb eines auf die Jugendlichen, ihre Persönlichkeit und ihre Bedürfnisse ausgerichteten Netzwerks, kann dazu führen, dass weniger junge Menschen in Luxemburg in Not geraten. Gerade auch die Jugendorganisationen spielen in diesem Gefüge eine wesentliche Rolle : es ist nun einmal so, dass ein Teenager sich eher einem Altersgenossen anvertraut, als einem Erwachsenen, der eventuell auch noch eine gewisse Autorität über ihn ausübt. Deswegen müssen die vielen Jugendorganisationen in die Lage versetzt werden, eine beständig grössere Zahl von jungen Menschen zu erreichen, sie anzusprechen und sie in eine gesellschaftlich sinnvolle Aktivität einzubinden. Dies gilt für alle Arten von Organisationen und Vereinen, die mit Jugendlichen arbeiten – auch wenn sie gegebenenfalls von Erwachsenen geführt werden.
Jugend in Luxemburg kann schwierig sein. Die einzelnen Schicksale vieler Jugendlicher beweisen das. Die Politik kann und muss jedoch dafür sorgen, dass die grösstmögliche Zahl junger Menschen ihre Chancen erhalten. Vieles ist bereits getan worden, um dies zu erreichen – manches bleibt jedoch noch zu leisten.