Der CSV-Abgeordnete Claude Wiseler zur PISA-Studie.
Seit Dezember 2001 scheint im Luxemburger Bildungswesen nichts mehr so zu sein, wie es einmal war. Die PISA-Studie hat die Schulakteure sowie die Politik ordentlich aufgerüttelt. Im Rahmen der parlamentarischen Hearings zur Vorbereitung der PISA-Debatte waren alle Schulakteure eingeladen, um ihre jeweiligen Positionen darzulegen. Einen Konsens unter den Akteuren scheint sich trotz manchmal gegensätzlicher Haltungen herauszuschälen:
Die Resultate der PISA-Debatte dürfen niemanden kalt lassen. Die Resultate der PISA-Studie sind auch eine Chance um grundlegende Reformen im Bildungswesen einzuleiten. Es scheint zudem auch klar, dass die punktuellen strukturellen Reformen, die bis jetzt in Angriff genommen wurden – auch wenn sich durchaus nützlich sind – alleine die Probleme nicht beheben können.
Die CSV hat, basierend auf den Anhörungen im Parlament, neue Konzepte in einem 20-Punkte-Programm erarbeitet und vorgestellt. Das Papier kann unter www.csv-fraktioun.lu eingesehen werden. Das ganze Konzept beruht hauptsächlich auf drei Prinzipien: Motivation, Flexibilität und Autonomie.
Mehr Qualität
Motivation und Flexibilität können sich nur im Rahmen einer gesteigerten Autonomie in den Schulen entwickeln. Letztere bezieht sich jedoch nicht nur auf den finanziellen oder verwaltungstechnischen Aspekt, sondern beinhaltet vor allem mehr pädagogische Freiheit. Denn die Qualität der Ausbildung verbessert sich nur durch eine gesteigerte Autonomie in unseren Schulen.
Die Zielsetzungen müssen klar und einheitlich definiert sein. Die einzelnen Schulen müssen jedoch Freiraum haben, sowohl bei der Festlegung des Stundenplans, als auch bei der Auswahl der pädagogischen und didaktischen Methoden. Die Direktion und die gesamte Schulgemeinschaft braucht daher mehr Autonomie, beispielsweise bei der Einstellung des Lehrpersonals. Dies bringt ebenfalls mit sich, dass die Schulen bessere und effizientere Mittel brauchen um die Aufgaben, die sich aus der gesteigerten Autonomie ergeben, zu bewältigen.
Schlüsselbegriffe
Autonomie kann aber nur effizient sein, wenn sich die einzelnen Schulgebäude einer regelmäßigen Überprüfung unterziehen. Die Evaluation der Schüler muss jedoch so ausgerichtet sein, dass sie sich den Schülern und ihren Fähigkeiten anpasst und sie motiviert, sie orientiert und nicht entmutigt. Regelmäßig durchgeführt einheitliche nationale Tests klären die Eltern über den Bildungsstand ihrer Kinder auf.
Formative Evaluation im Rahmen der Schulautonomie, die Fortbildung und die Teamarbeit können auch für Lehrer neue Motivation bringen.
Daneben müssen sich die Schulen, die ihr eigenständiges Schulprojekt ausarbeiten und autonom verwaltet werden, sich einer ständigen Qualitätskontrolle unterziehen.
Schlussendlich soll unser ganzes Schulsystem regelmäßig internationalen Evaluierungen unterzogen werden, nach dem Modell der PISA-Studie, um festzustellen wo unser Bildungssystem im europäischen Vergleich steht.
Autonomie, Transparenz und Motivation sind die Schlüsselbegriffe für grundlegende Reformen, die unser Bildungssystem in den kommenden Jahren bestimmen müssen. Die PISA-Studie hat die Missstände des Luxemburger Bildungswesens offengelegt und eine breit angelegte, manchmal polemisch angehauchte und mit Vorurteilen behaftete Diskussion, ausgelöst. Eine Diskussion die jedoch Chancen aufzeigt. Wir müssen jetzt den Mut zur Erneuerung und zu Taten aufbringen, um unseren Kindern eine solide Ausbildung mit auf den Weg zu geben.
Claude Wiseler
CSV-Abgeordneter