Eine Reflexion von Jean-Luc Schleich, Präsident der CSJ Osten, zum Grundsatzprogramm der CSV.
Wie sieht die Zukunft aus? Was passiert um uns herum? Diese grundlegenden Fragen lassen den Menschen nach Antworten suchen. In der heutigen Zeit scheint es jedoch immer schwieriger zu werden, diese zu finden.
Das Entstehen einer weltweiten Informationsgesellschaft, die Globalisierung der Märkte und darüber hinaus aller Lebensbezüge – all dies hat Kräfte aufkommen lassen, die Europa und die Welt grundlegend verändern werden. Die Welt ist unübersichtlicher geworden, trotz modernster Kommunikationsinstrumente. Umso wichtiger ist es heutzutage, Orientierungen zu gewinnen und Orientierung zu geben.
Überlebensfähigkeit einer Kultur
Zu Recht hat der britische Gelehrte Arnold Toynbee darauf hingewiesen, dass die Überlebensfähigkeit einer Kultur entscheidend davon abhängt, ob und wie sie in der Lage ist, auf neue Herausforderungen angemessene Antworten zu finden. Jeder, der heute in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft Verantwortung trägt, sollte diese Einsicht beherzigen. Die alten und neuen Herausforderungen – Hunger und Armut, Massenarbeitslosigkeit, die Gefährdung unserer natürlichen Lebensgrundlagen, ethnische Konflikte, die unkontrollierte Entwicklung von Technik und Medizin (Klonen von Menschen, Sterbehilfe usw.), der unkontrollierbare Informationsfluss, die Verbreitung von Massenvernichtungswaffen, internationaler Terrorismus, Naturkatastrophen u.v.a. verlangen mutige und innovative Antworten sowie nachhaltige Entscheidungen. Zukunftsfähiges Handeln setzt jedoch eine unvoreingenommene Bestimmung des eigenen Standorts voraus.
Die CSV hat mit ihrem neuen Grundsatzprogramm ihren Standort klar und deutlich formuliert: “Jidder Eenzelnen zielt”. Die CSV rückt den Menschen in den Vordergrund. Sie ruft alle Generationen dazu auf, miteinander im Dialog die kommenden Aufgaben zu meistern. Im Grundsatzprogramm gibt sie sich die Aufgabe, Angst, Unsicherheit, Orientierungslosigkeit, Unzufriedenheit, Egoismus, Selbstgefälligkeit und Depression in der Gesellschaft mit einer humanen, nachhaltigen Politik zu bewältigen.
Laut CSV darf der Mensch nicht mehr rein funktional bewertet werden. In einer unbarmherzigen Leistungsgesellschaft einer globalisierten Welt scheint heutzutage nur noch die Devise zu zählen: Kannst du was, bist du was. Es gelten immer mehr die Attribute: jung, schön, flexibel, dynamisch, erfolgreich, gesund usw. In einem solchen Kriterienkatalog bleiben die Alten, Gebrechlichen, Behinderten, Erfolglosen, Hässlichen auf der Strecke. Solches Denken ist die Ursache vieler heutiger Probleme. Die CSV stellt sich solchen Entwicklungen entgegen.
Politisches Handeln durch Menschlichkeit steuern
Die CSJ-Osten ruft dazu auf, dass jedes politische Handeln durch Menschlichkeit, Verständnis, Kompromissbereitschaft, Toleranz, Liebe und Demut gesteuert werden soll. Politik darf kein Selbstzweck sein, sondern muss ausschliesslich ein Dienst an der Gesellschaft sein.
Die CSV hält an ihren Grundprinzipien der christlichen Soziallehre fest, trotz einer durch und durch säkularisierten Welt. Die balancierte Anwendung der drei Grundwerte der Personalität, der Generationen überschreitenden Solidarität ( die Wechselwirkung zwischen dem Wohl des Einzelnen und dem Gemeinwohl, soziale Verantwortung des Einzelnen) und des Subsidiaritätsprinzips ( was der Einzelne oder eine Gruppe selbst tun kann, muss er/sie auch selbst tun bzw. tun dürfen. Der Staat hat dabei die Aufgabe unterstützend einzugreifen.) werden auf dauerhafte Zeit eine ausgewogene, freie soziale Marktwirtschaft in Luxemburg garantieren und festigen – eine Gesellschaft schaffen, die optimistisch in die Zukunft blicken kann.
Die CSJ-Osten unterstützt dieses Bestreben, indem sie ihrerseits versucht, eine positive Aufbruchsstimmung unter der jungen Generation zu schaffen und die Grundwerte der CSV zu vermitteln. Ihre Mitglieder sind bereit zu lernen, um aktiv an einer humanen Politik teilnehmen zu können. Dies erfordert Ausdauer und Mut.
Die CSJ-Osten unterstreicht auch, wie wichtig ihr eine weitsichtige Europapolitik ist. Es scheint ihr als interessierten sich immer weniger Menschen für “Europa” im weitesten Sinne. Dabei bietet ein vereintes und erweitertes Europa die einmalige Chance, dauerhaften Wohlstand und Frieden für die kommenden Generationen zu sichern. Wir unterstützen vollends die Europapolitik von Jean-Claude Juncker. Er handelt als wahrer Staatsmann, indem er nicht nur an die nächsten Wahlen, sondern vor allem an die nächsten Generationen denkt.
Jean-Luc Schleich
Prësident CSJ-Osten