Generalsekretär Jean-Louis Schiltz kommentiert im Artikel “Sozial und in der Mitte” den Stellenwert der CSV im aktuellen Parteienspektrum.
Es reicht nicht aus, Zukunftsfragen mit oberflächlichen Aussagen zu begegnen. Es ist nicht damit getan, den Anspruch zu erheben zur “politischen Mitte” zu gehören. Politik der Mitte, das ist keine Angelegenheit für Zauberlehrlinge, die mit leeren Sprüchen und polemischen Parolen agieren. Die Mitte verpflichtet. Denn es ist vor allem das Bekenntnis zu einer Wertegemeinschaft, die sich klar von extremen Ansätzen und anderen Umtrieben ähnlicher Gattung abgrenzt.
Niemanden ausgrenzen
Politik der Mitte, der sozialen Mitte, das ist das Bestreben, eine Gesellschaft aufzubauen, in der das Miteinander, die Partnerschaft und die Gerechtigkeit, in der Solidarität und Toleranz, Respekt und Verantwortung für die heutigen und die nachfolgenden Generationen im Mittelpunkt stehen. Eine Gesellschaft, in der gleichzeitig die Schwachen, die Kranken, die Behinderten, die Alten und die sozial Schwachen ein menschenwürdiges Leben führen können. Eine Gesellschaft eben, die niemanden ausgrenzt.
Die CSV braucht die politische Mitte nicht erst zu entdecken. Die soziale Marktwirtschaft, der soziale Dialog und das klare Bekenntnis zur aktiven Sozialpartnerschaft sind seit Jahren Kernstücke der politischen Grundeinstellungen der CSV. Diese Konzepte wurden zum Fundament des gesellschaftlichen, sozialen und wirtschaftlichen Lebens in Luxemburg. Sie gelten auch heute noch als Pfeiler für die Weiterentwicklung der Gesellschaft, für Gerechtigkeit, Wohlstand und sozialen Fortschritt.
Soziale Marktwirtschaft als Grundkonzept
Eine Politik der Mitte war und ist die Antwort auf Liberalismus und Sozialismus, verbunden mit dem Willen, eine humanistische Gesellschaft zu gestalten.
Die sich stetig weiterentwickelnden Konzepte der sozialen Marktwirtschaft und des sozialen Dialogs – gekoppelt mit einer Politik, die auf Nachhaltigkeit setzt – werden es der CSV auch morgen erlauben, den Herausforderungen der Globalisierung zu begegnen. Sie ermöglichen es, die wirtschaftliche Globalisierung durch eine soziale Globalisierung zu steuern.
Die CSV setzt sich mit Nachdruck für eine Globalisierung des sozialen Fortschritts ein. Die CSV will kein künstliches ideologisches Konstrukt für die Gesellschaft. Ausschlaggebend für uns ist das christliche Menschenbild, das den Einzelnen in seiner Einzigartigkeit und mit seinem ganzen Potenzial an Entfaltungsmöglichkeiten und Mitverantwortlichkeit in den Mittelpunkt stellt.
Brücken bauen
Die CSV verstand sich von Anfang an als eine Partei des ganzen Volkes. Dieses Selbstverständnis hat sie immer wieder unter Beweis gestellt. Die CSV vertritt keine Politik, die gegen diese oder jene Gruppe gerichtet ist. Ebenso wenig verfolgt sie eine Politik, die ausschließlich die Interessen einer Gesellschaftsschicht wahrt oder fördert, ohne Rücksicht auf legitime Ansprüche anderer. Dies wird auch in der Zukunft prägendes Element der CSV-Politik bleiben.
Eine Partei, die sich solchen Zielen verpflichtet fühlt, ist eine Partei der offenen Diskussion und des lebendigen Dialogs, da sie stets versucht, die oft gegensätzlichen Interessen auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Die Gründungsidee zielte darauf, Brücken zu bauen, und diese Gründungsidee ist heute noch immer so aktuell wie damals. Es gilt Brücken zu bauen zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern, zwischen gesellschaftlichen und sozialen Gruppen, zwischen den Kulturen.
Es gilt überall dort Brücken zu bauen, wo gegensätzliche oder zumindest potenziell konkurrierende Interessen aufeinanderprallen.
Christlich-soziale Politik steht auch für den Aufbau der Europäischen Union, für mutige soziale Reformen, für die Gestaltung einer seit langem nachhaltigen Politik. Sie steht für die Entwicklung der sozialen Marktwirtschaft und für eine Gesellschaft, die sich den Grundsätzen der Gerechtigkeit und der Solidarität in Frieden und Freiheit verpflichtet. Die Wirkungen und Visionen, die weiterhin von den Christlich-Sozialen ausgehen werden, machen sie zu einer bestimmenden und prägenden Kraft. Auch in der Zukunft.
Sozial und in der Mitte. Das sind Grundsätze einer Politik auch für morgen.
Jean-Louis Schiltz
Generalsekretär der CSV
(Freie Tribüne aus Luxemburger Wort / 26.07.02)