Eine Reflexion von Claude Wiseler, CSV-Deputierter, zur PISA-Studie Welche Konsequenzen müssen wir als politische Mandatsträger aus den Ergebnissen der PISA-Studie ziehen? Dies zu beantworten fällt schwer, da die Studie gegenwärtig Hauptbestand einer öffentlichen Debatte ist, in der sich viele berufen fühlen neue Wege in der Bildungspolitik einzuschlagen, Vergleiche mit dem Ausland anzustellen und die Politiker zum baldigen Handeln zu drängen. Bei der Vielzahl an Anregungen und Vorschlägen ist es nicht einfach den “roten Faden” auszumachen. Die Essenz der Debatte dreht sich um die Frage nach den Prioritäten der Luxemburger Bildungspolitik. Es sei nochmals daran erinnert, dass die PISA-Studie das praktische Denken der Schüler testete, sowie die logische Auffassungsgabe von Fragestellungen in den Bereichen Lesen, Naturwissenschaften und Mathematik. Luxemburg belegte unter mehr als 30 Teilnehmerländern in den drei Testbereichen den drittletzten Platz. Leistungsfähigkeit Seither ist in der Bildungspolitik nichts mehr wie es vorher war. PISA hat den Glauben an die Leistungsfähigkeit unseres Bildungssystems tiefgreifend erschüttert. Muss es jetzt zum grundlegenden Paradigmenwechsel im Bildungswesen kommen? War alles schlecht was bis jetzt erreicht worden ist? Müssen unsere Schüler jetzt vermehrt auf praktisches Denkvermögen hin ausgebildet werden, und weniger auf die “Basics”, sprich die korrekte grammatische und orthographische Anwendung der Fremdsprachen? Oder genau das Gegenteil? Back to basics wie Frau Brasseur ankündigte kann vielleicht eine Antwort auf so manche Fragen und Lücken im heutigen Bildungssystem sein. Sie kann uns aber gewiss keine bessere Platzierung in der PISA-Studie bescheren. Bevor es jetzt zu Kurzschlusshandlungen kommt, muss Klarheit darüber herrschen wo wir in der Bildungspolitik hinwollen. Wollen wir hauptsächlich das momentan viel gepriesene Vermitteln von Kompetenzen, die auf die selbstständige und praktische Anwendung von theoretischem Wissen zielen? Oder sind wir doch eher darauf bedacht, die Basics, das heißt die korrekte Anwendung der Fremdsprachen zu fördern? Kompetenzen In diesem Zusammenhang stellt sich auch die Frage was auf dem Arbeitsmarkt verlangt wird. Die Antwort auf diese Frage lautet womöglich: sowohl als auch. Das heißt im Klartext: das einwandfreie Beherrschen der Basics, gemischt mit Verantwortungsbewusstsein und eigenständiger Anwendungen verschiedener theoretischer Kompetenzen. Das Beispiel veranschaulicht das Dilemma in dem die Luxemburger Bildungspolitik momentan steckt. Es kommt deshalb auf die Gewichtung an. Es muss möglich sein, beide Kompetenzen in Einklang zu bringen, um den Schülern eine adäquate Ausbildung die ihren Fähigkeiten entspricht mit auf den Weg zu geben. Im März hat die parlamentarische Bildungskommission die Arbeiten im Hinblick auf die PISA-Orientierungsdebatte aufgenommen. Die Reformen die angestrebt werden, müssen über strukturelle Abänderungen, die Einführung neuer Lesefibeln und peppige Slogans hinausgehen. Es geht vor allem darum, aus der Vielzahl an Äußerungen aus den Anhörungen die richtigen Schlüsse zu ziehen und an die Bildungsministerin weiterzuleiten. Übrigens: Eine Vielzahl der heute häufig vorgeschlagenen Wege aus der Krise stehen schon seit Jahren zur Debatte. Nur bedarf deren Umsetzung heute eine vorausgehende, grundlegende Überlegung über die Zielsetzungen des Luxemburger Schulsystems und einen mit den Schulpartnern herbeigeführten Konsens über die generelle Ausrichtung der Schule von morgen. Im diesem Sinne kann sich die PISA-Studie als wichtiger Anstoß erweisen.