Möglich ist alles

Möglich ist alles Erstes menschliches Embryo geklont! Eine Schlagzeile, die vor wenigen Wochen für Aufregung sorgte. Die Mehrzahl hat auf dieses Vorgehen abweisend reagiert. Dennoch ist klar, dass Wissenschaft und Ethik, Wissenschaftler und Politiker schon lange nicht mehr Schritt halten können. Die rasanten Fortschritte auf dem Gebiet der Gentechnik sind unverkennbar. Die Lösungsfindung oft schwierig und delikat. Die Frage drängt sich auf: wie kann die Politik einwirken? Ablehnung Auch, wenn weitgehende Einigkeit darin besteht, das reproduktive Klonen nun abzulehnen, so wird es wesentlich komplizierter bei den Antworten zur Stammzellenforschung. Soll diese erlaubt werden? Wenn ja, unter welchen Bedingungen? Auf welchen Zellen? Fest steht demnach, die Bioethik stellt Politik und Gesellschaft vor eine Herausforderung.

Antworten, Klarstellungen und Richtlinien sind gefragt. Niemand, der Verantwortung trägt, kann sich diesem Themenkomplex entziehen! Doch wird es nicht einfach sein. Schnelle, definitiv gültige Lösungen und einfache Antworten kann, ja wird, es nicht geben.

Neuverhandlung Seit Jahren beschäftigen sich die Parlamente europaweit mit der Biopatentrichtlinie. Die Befürworter erwarten eine positive Antwort, nicht nur aus kommerziellen Gründen. Andere wiederum verlangen eine Neuverhandlung. Die Stimmen dieser Gruppen mehren sich, und das ist gut so.

In Frankreich haben die höchsten gerichtlichen und ethischen Amtsträger diametral entgegengesetzte Auffassungen bei der Antwort zu ethischen Fragen an den Tag gelegt.

Beispielsweise in der Frage, ob es ein “Recht” für den einzelnen gibt, nicht behindert zur Welt zu kommen. Die “Assemblée Nationale” hat sich jedoch glücklicherweise angeschickt diesem Streit per Gesetz ein Ende zu setzen. Das “Recht” nicht behindert zur Welt zu kommen, so der Text sinngemäß, gibt es nicht.

Entscheidung In Deutschland warnen Theologen vor einem Kulturkampf in der Bioethikdebatte. Die CDU hat ihren Bundestagsabgeordneter die Entscheidung über die umstrittene Forschung an embryonalen Stammzellen freigestellt, dies im Bewusstsein, dass es sich bei der Bioethik um Gewissensfragen handelt. Der Respekt für die Meinung des anderen soll zum Ausdruck gebracht werden.

Wissenschaftler erhoffen sich bekanntlich von der embryonalen Stammzellenforschung Erfolge bei der Heilung von Krankheiten wie Krebs und Alzheimer. Unter Forschern ist jedoch auch der Nutzen wissenschaftlicher Arbeiten mit Stammzellen von Embryonen heftig umstritten.

Wir wollen in diesem Punkt keinen Bürgerkrieg der Moral führen. Wir wollen gradlinig, verantwortungsvoll und mit Respekt diese Debatten gestalten. Wir wollen die Gentechnologie, eine Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts, als Chance verstehen, wohlwissend auch, dass das Potential, das Mögliche und Machbare, damit kaum abzuschätzen ist.

Die offene und faire Diskussion braucht Zeit, Panikmache ist fehl am Platz.

Der Mensch darf jedoch nicht alles machen, was möglich ist. Möglich ist nämlich immer alles. Auch das Schrecklichste und Grauenvollste.

Jean-Louis Schiltz CSV-Generalsekretär