Mit der Inbetriebnahme des Streckenabschnittes Colmar-Berg – Mersch am vergangenen Freitag wuchs die Nordstraße um weitere 10,5 Kilometer. Anfang 2007 wird sie vollständig fertiggestellt sein.
Als neue Verkehrsanbindung an das Zentrum des Landes steigert die in weiten Teilen des Nordens die Lebensqualität. Ein Grossteil der Arbeitsplätze, die ebenfalls von Arbeitnehmern aus dem Norden eingenommen werden, ist im Zentrum und in Luxemburg-Stadt angesiedelt.
Ebenso verhält es sich mit Freizeiteinrichtungen. Und obwohl seit Jahren die Dezentralisierung von Kulturinfrastrukturen verstärkt voran getrieben wird, bleibt Luxemburg-Stadt der kulturelle Hauptort des Landes.
Für das Zentrum bedeutet die Nordstraße eine wirksame Verkehrsentlastung entlang der N 7. In Ortschaften wie Colmar-Berg und Mersch, ab 2007 im gesamten Alzettetal, wird der Rückgang des Durchgangsverkehrs zu einer Verbesserung der Lebensqualität führen.
Die CSV-Nordabgeordneten setzten sich über Jahrzehnte hinweg unermüdlich für den Bau der Nordstrasse ein. Die herausragende Persönlichkeit war dabei Edouard Juncker, der langjährige Bürgermeister von Ettelbrück. Sein großes Anliegen war es, den Menschen im Norden ähnliche Chancen und Möglichkeiten zu bieten wie in den anderen Landesteilen. Aus dieser Optik wusste Edouard Juncker von der Notwendigkeit der Nordstraße zu überzeugen.
Indes kann die Nordstraße ihrer Aufgabe nur dann zur Gänze gerecht werden, wenn sie mit einer Neudefinition des Begriffs der Mobilität einhergeht. Wir sehen längst die Grenzen des Individualverkehrs. Waren 1970 in Luxemburg 114.000 Fahrzeuge immatrikuliert, stieg diese Zahl auf 320.000 im Jahr 2000.
Anhand dieser Zahlen zeigt sich, dass nicht nur ein Ausbau anderer Mobilitätsformen, sondern auch ein Mentalitätswandel zusehends dringlicher wird. Ein Mentalitätswandel in Sachen
Mobilität bedeutet, dass der Einzelne zum Teil sein persönliches Verhalten ändert. Wer in den Spitzenstunden den Verkehr beobachtet, bemerkt die große Zahl von Autos mit nur einem Insassen. Fahrtgemeinschaften könnten hier zu einem Abbau des Verkehrsaufkommens führen.
Benutzerfreundlichkeit, Komfort, Pünktlichkeit und Vernetzung der unterschiedlichen Verkehrsträger sind die Stichworte, die mit einem attraktiven, von einer größtmöglichen Zahl von Passagieren benutzten öffentlichen Personennahverkehr in Zusammenhang stehen. Der konsequente Ausbau des Personennahverkehrs auf Straße und Schiene muss zu einem besseren Mix zwischen der Benutzung des eigenen Autos und öffentlicher Verkehrsmittel führen.
Dass wir diesbezüglich Erfolg haben müssen, zeigt sich in dem anhaltenden Bevölkerungswachstum und der steigenden Zahl von Arbeitskräften aus der Großregion.
Die zukünftige Lebensqualität in unserem Land hängt wesentlich von der Weiterentwicklung der Mobilität ab. Dazu gehören eine überlegte Straßenbaupolitik und die Organisation eines Verkehrssystems, das auf eine effiziente und komfortable Weise den Individualverkehr mit den unterschiedlichen Trägern des Personennahverkehrs verknüpft. Dazu gehört jedoch auch, dass wir persönlich ein neues Verständnis von Mobilität entwickeln.
Erna Hennicot-Schoepges Parteipräsidentin