Kaum ein Wort erfreut sich derzeit größerer Beliebtheit als “Nachhaltigkeit”. Ein Begriff, der 1992 in Rio das Gipfeltreffen prägen sollte. Seither ist diese Grundidee, ein in vielen Publikationen scheinbar nicht mehr wegzudenkender Begriff, herumschwirrend in allen Politikbereichen.
Schlagwort und Floskel behaupten die einen, Notwendigkeit sagen die anderen. Nachhaltigkeit, ein Begriff, der nicht jeder gut findet. Mit dem sich andere wiederum gerne identifizieren wollen.
In der Politik wird der Begriff Nachhaltigkeit immer wieder mit der Zukunftssicherung in Verbindung gebracht, wobei besonders die Fairness innerhalb einer und zwischen den Generationen hervorgehoben wird. Gefordert wird eine nachhaltige Politik in der Wirtschafts-, Sozial- und Umweltpolitik. Der gemeinsame Nenner ist gefunden: die Nachhaltigkeit.
Steht der Begriff für eine neue, eine moderne Politik?
Was könnte man unter Nachhaltigkeit tatsächlich verstehen. Sicherlich eine Rücksichtnahme auf eine lebenserhaltende künftige Entwicklung egal in welchem Bereich der Politik, der Gesellschaft, der Wirtschaft oder der Ökologie. Das setzt jedoch eine überschaubare Gesamtstrategie voraus.
Daher bedeutet echte Nachhaltigkeit, Zusammenarbeit statt tödliche Konkurrenz, Hilfsbereitschaft statt neidvoller Eigennutz, Gemeinsamkeit statt Einsamkeit, Auseinandersetzung und Konfliktlösung statt Konfliktverdrängung und Verantwortungsflucht. Nachhaltigkeit ist demnach keine Politik des “Alles zerschlagen”, des “Alles über den Haufen werfen” oder des “Hoppla, jetzt kommen wir”. Nachhaltigkeit ist nicht nur der Standpunkt eines einzelnen, einer Gruppe.
Nachhaltigkeit hat die Blickwinkel aller mit einzubeziehen.
Echte Nachhaltigkeit bedeutet sicherlich auch Selbstachtung statt Anpassung, Phantasie statt Langeweile und immer das Gleiche denken. Es ist die Suche nach Lebensfreude statt der Wunsch der verderblichen Konsum-, Vergnügungs- und Drogensucht.
Gestaltung der Zukunft
Politik ist immer noch die Gestaltung der Zukunft, wobei das Prinzip der Nachhaltigkeit ein wichtiger Aspekt darstellt. Doch eines ist klar, wir können mit dem Begriff der Nachhaltigkeit nicht einfach Entwicklungen, die laufen und lebenswichtig sind, bremsen. Wir können z.B. das Computerzeitalter nicht verhindern. Doch die Politik hat die Aufgabe die Entwicklungen in vernünftige Bahnen zu leiten. Ebenfalls die Zukunft unserer Wirtschaft muss garantiert werden. Die Landwirtschaftspolitik muss sicherlich hinterfragt werden, und dennoch gilt es die künftigen Einkommen der Landwirte sicherzustellen. Wir brauchen auch in Zukunft eine kohärente Umweltpolitik. Wo Handlungsbedarf besteht, hat die Politik zu reagieren.
Wir können die Zukunft nicht gewinnen durch Verdrängung von Angst, durch Konsum und Besitzanhäufung, sondern nur dadurch, dass wir in echter Solidarität für die gemeinsamen Werte, auch die unserer Enkel und Urenkel, zusammenarbeiten. Es geht nicht um das quantitative, sondern in erster Linie um den Wandel zum qualitativen Wachstum.
In vielen Bereichen geht es daher um eine Politik der Wende zum Besseren, zu mehr Menschlichkeit.
Erna Hennicot-Schoepges Parteipräsidentin