Ösling ist kein Freilichtmuseum Bericht aus Luxemburger Wort vom 29. Jan. 2001 über Bezirkskongress der CSV Norden in Heinerscheid Die CSV des Nordbezirks will sich noch stärker um einen wirtschaftlichen Aufschwung im Landesnorden bemühen
© 2001 Luxemburger Wort Ihrem gesteckten Ziel, die CSV des Nordbezirks dynamischer nach außen und nach innen zu gestalten, das Wirken der CSV näher an die Mitglieder und an die Bevölkerung zu bringen sowie sich stärker auf regionalspezifische Probleme zu konzentrieren, ist die CSV des Nordbezirks unter ihrem Präsidenten Marco Schank im vergangenen Jahr deutlich näher gekommen. Dies wurde auf dem harmonisch verlaufenen Bezirkskongress der CSV vom vergangenen Samstag in Heinerscheid deutlich, der sich durch eine zahlreiche, offene, diskussionsfreudigere Assistenz mit vermehrten Wortmeldungen und Anregungen auszeichnete.
Als Bürgermeister der gastgebenden Gemeinde Heinerscheid begrüßte Camille Eilenbecker die zahlreichen Kongressteilnehmer im Kulturzentrum in Heinerscheid, wo er auch seine Gemeinde und deren Wirken im künftigen Naturpark Our vorstellte, und gleich eingangs des Kongresses das Fehlen einer postprimären Schule im Clerfer Kanton bemängelte.
Eingangs seiner Bilanz des Berichtsjahres erinnerte Bezirkspräsident Marco Schank an die eingangs aufgeführten Zielsetzungen des seit einem Jahr amtierenden neuen Bezirksvorstandes.
Diesem Ziel sei man mit dem Abhalten mehrerer gut besuchter Informationsversammlungen, regelmäßiger Stellungnahmen zu aktuellen Themen und der Herausgabe eines CSV-Profil Norden entgegengekommen.
Darüber hinaus wolle man auch die parteiinternen Strukturen überdenken und die vorhandenen Kräfte bündeln durch die Reaktivierung der Kantonalsektionen.
Norden hat viel an Attraktivität gewonnen In den vergangenen Jahren, so Marco Schank, habe der Norden viel an Attraktivität und Profil gewonnen, wobei die Regierung vielfache innovative Projekte im Norden unterstützt habe.
Darüber hinaus brauche der Norden eine effektive Regionalentwicklung, neue Impulse, die Berücksichtigung der Wünsche der Bevölkerung, wobei er die Anpflanzung des Wasserwirtschaftsamtes im Norden, am besten zusammen mit dem von der CSJ geforderten “grünen Zentrums” als Signal seitens der Regierung sähe.
In diesem Sinne, so der Bezirksvorsitzende, wolle auch die Kongressresolution unter dem Titel “Standuert Norden: och wirtschaftlech un der Spëtzt vum Land” Weichen in die richtige Richtung stellen.
Rege Aktivitäten im Berichtsjahr Dem akribischen Bericht von Bezirkssekretär Charel Pauly war eine rege Aktivität der CSV auf Bezirksebene zu entnehmen. Erwähnen wir hier nur die erfolgreichen Informationsversammlungen mit Minister Fernand Boden zu den jeweils aktuellen landwirtschaftlichen Themen, mit den Ministern Marie-Josée Jacobs und Luc Frieden zur Flüchtlingsproblematik oder mit Minister François Biltgen zum E-Commerce.
Sowohl für die Beibehaltung des Rettungshubschraubers im Norden als auch den Verbleib der Ackerbauschule im Norden, gegen den Abbau von Dienstleistungen wie Postbüros oder die Privatisierung der Stromerzeugung sprach sich der CSV-Bezirk aus, der neben zahlreichen Kantonalversammlungen fast monatlich zusammenkam, um aktuelle Themen zu diskutieren und zu beraten.
Nach dem Kassenbericht von Georges Riewer, der für seine vorbildliche Kassenführung Entlastung erhielt, berichtete Maurice Bauer über die gemeinsam mit dem Generalsekretariat abgehaltenen Kantonalversammlungen und die Beratungen durch regionale Sozialsekretariate.
Nicht nur ein Freilichtmuseum In prägnanten Worten stellte Ady Richard dann den anschließend angeregt diskutierten Leitantrag vor.
Für Ady Richard gelte es, die soziale, kulturelle und wirtschaftliche Dimension für den Norden zu berücksichtigen, bei dem es sich nicht nur um ländlichen Raum handele, so dass man zu dessen Aufschwung vernetzt denken und handeln müsse.
Das Ösling sei kein Freilichtmuseum, sondern ein Raum, in dem man leben und arbeiten könne.
Es würde zu weit führen, hier im Detail auf diesen Leitantrag einzugehen, der in der CSV- Beilage Profil vom vergangenen Samstag im “Luxemburger Wort” ausführlich vorgestellt wurde.
Schwerpunkte dieses Arbeitspapiers für die Zukunft der CSV-Norden sind dabei neben der künftigen Entwicklung der Landwirtschaft vor allem auch eine gesellschaftliche Aufwertung des Handwerks und eine gezielte Unterstützung der Kleinen und Mittleren Unternehmen. Im Tourismus und in der Gastronomie soll vor allem die Qualität verbessert werden, und gleichzeitig durch die so genannte Ökolonomie in der intakten Umwelt des Landesnordens Ökonomie und Ökologie miteinander verbunden werden.
“New Economy” im Rahmen des “E-Commerce” sowie Dezentralisierung sind weitere Stichworte, die vor allem in ländlichen Gebieten von besonderer Bedeutung sind, wobei vor allem im Bereich der Dezentralisierung dem Staat eine Vorbild- und Vorreiterrolle zukommt, wobei die Einpflanzung des Wasserwirtschaftsamtes und des Staatslaboratoriums sowie die Schaffung eines “grünen Zentrums” im Norden beispielsweise eine Signalwirkung hätten.
Die Schaffung eines flächendeckenden Schulnetzes mit Komplettangebot, am Beispiel der Lyzeen sowie einer weiterführenden post-sekundären Ausbildung im Norden, sind ebenso im Leitantrag verankert wie der Ausbau des öffentlichen Transports, des Erdgas- und Telekommunikationsnetzes im Norden, die Nutzung auch der nördlichen Industriebrachen, eine professionelle regionale Vermarktung des Nordens sowie die Förderung eines Wir-Gefühls im Norden, das gleichzeitig mehr Mut und Selbstbewusstsein mit einer Mobilisierung der Kräfte von unten bewirkt.
Neue Akzente auch in der Jugendpolitik Aus den zahlreichen Wortmeldungen wollen wir hier insbesondere die zusätzlichen Vorschläge von Familienministerin Marie-Josée Jacobs hervorheben, die sich auf Grund der im Rahmen der Jugend-Foren erhobenen Forderung der Jugendlichen nach der Einführung eines Nacht-Bus-Dienstes für die Jugendlichen für die Verwirklichung dieses Anliegens stark machte, während CSJ-Nationalpräsident auf die Forderung der CSJ nach der Ansiedlung eines “grünen Zentrums” im Norden aufmerksam machte und neue Akzente in der Jugendpolitik forderte sowie auf die Vorteile und Konsequenzen ergeben, die sich auch für den Norden bei einer möglichen Zunahme der Bevölkerung auf 700 000 Einwohner hinwies, wobei die CSV keine Gräben ziehen, sondern Brücken bauen wolle.
Konsequenzen von Forderungen berücksichtigen In ihrem Schlusswort ging Parteipräsidentin Erna Hennicot-Schoepges vom Leitantrag der CSV-Norden aus, in dem nicht nur Forderungen, sondern auch die Konsequenzen dieser Forderungen berücksichtigt seien.
So müsse sich Luxemburg beispielsweise mit den Problemen befassen, welche durch das beständige Wirtschaftswachstum entstehen, ein Wirtschaftswachstum, das die Folge einer guten Politik sei.
Im Rahmen ihrer Ausführungen ging Erna Hennicot-Schoepges auf die notwendige Diversifizierung der Wirtschaft und demnach die Unterstützung der KMU ein, auf die Schaffung von Arbeitsplätzen im “grünen Bereich” an Hand des von der CSJ geforderten “grünen Zentrums”; auf die Festlegung der Bedürfnisse der Ackerbauschule, nachdem die Standortfrage geklärt ist ebenso auf die Möglichkeit, Post-Sekundarschulen im Norden anzusiedeln.
Mit der Förderung der Wirtschaft im Norden des Landes stelle sich aber auch die Frage nach den Arbeitskräften, so dass diese durch zusätzliche Grenzgänger oder durch eine Änderung des Einwanderungsgesetzes gefunden werden müssten, wobei auch das Problem der Flüchtlinge gelöst werden müsste.
Konkret führte die Parteipräsidentin die Möglichkeit eines Abkommens mit einem künftigen EU-Mitgliedsland an – am Beispiel Polens -, so wie dies vor rund dreißig Jahren mit Portugal geschehen sei.
Dabei zeigte sich Erna Hennicot überzeugt von der Integrationsfähigkeit Luxemburgs, wo mit einem Ausländeranteil von derzeit 37 % die Nachfrage nach der luxemburgischen Sprache gestiegen sei, was den Wunsch nach Integration der Zugezogenen zum Ausdruck bringe. Dies sei sicherlich nicht das Verdienst einer Partei, sondern der ganzen Bevölkerung.
Rückblickend auf den Verlauf des Kongresses meinte die Parteipräsidentin, dass die CSV viel Schwung bewiesen habe, und es auf diese Weise schaffe, die Menschen anzusprechen, sich in der Politik und in der CSV zu engagieren, die somit eine schöne Zukunft vor sich habe.
(Quelle: Luxemburger Wort / Armand Thill)