Ecken und Kanten wollen sie haben, die Sozialisten. Die Spitzengenossen werden nicht müde, immer wieder zu erklären, dass die LSAP als Opposition besonders aggressiv agieren und der schwarz-blauen Regierung das politische Leben zur Hölle machen will.
An vorderster Front kämpft der Vorsitzende Jean Asselborn. Sei es in seinen Aufsätzen in der Parteizeitung oder bei seinen Auftritten im Kammerplenum, der Parteichef gibt sich kämpferisch und reibt sich mit Vorlieb an der CSV. Seine Partei, die Arbeiterpartei, stilisiert er zur einzig unabhängigen, ehrlichen, freiheitsliebenden und demokratischen Kraft im Land hoch. Anderen Parteien, vor allem aber den Christlich-Sozialen, hält er vor, nur auf Macherhalt bedacht zu sein und die Parteiräson stets vor dem Allgemeinwohl gelten zu lassen.
Machterhalt und Parteiräson – zwei prägende Stichwörter, die man – ausgerechnet wenn sie von sozialistischer Seite aufgegriffen werden – nicht so einfach im Raum stehen lassen soll.
Wer die Macht erhalten möchte, muss diese erst einmal inne haben. Und eben das ist die Schwierigkeit der LSAP – intern und auch extern.
Die Sozialisten wurden von den Wählern in die Opposition geschickt und haben es seitdem (als erschwerender Umstand) nicht einmal geschafft, die Machtverhältnisse – respektiv die Führungsfrage – in der Partei zu klären. Und auch die richtigen Schlüsse aus der Wahlschlappe wurden bis dato nicht gezogen.
Das Resultat: Die LSAP irrt kopflos im politischen Umfeld umher und hat – abgesehen von einigen krampfhaften Versuchen aus der zweiten und dritten Reihe – nicht sonderlich viel zu bieten. Von Konturen oder gar Ecken und Kanten ist wenig zu erkennen. Verständlich das der vermeintlicher Leader Jean Asselborn auf Nebenschauplätze ausweicht und mit Vorlieb seiner poetischen Gabe frönt, um mehr oder weniger geschickt von den eigenen Schwächen abzulenken.
Doch man hat das Spiel durchschaut. Zum Leidwesen der LSAP. Und dass dem so ist, dokumentierte die Nervosität mit der die LSAP-Abgeordneten in der letzen Parlamentswoche im Dezember reagierten, als CSV-Fraktionschef Lucien Weiler den Sozialisten während der Debatte über das Vollmachtengesetz den Spiegel vorhielt. Sogar Leader Bodry verschlug es den Atem.
Die Genossen erkannten plötzlich das eigene Gesicht. Und das tat weh.
Marc Glesener CSV-Fraktionssekretär