Die LSAP – stärkste Oppositionspartei – macht seit Monaten mobil. Das Ziel der Partei heißt zurück zur politischen Macht. An der Spitze der Partei steht ein Mann: Jean Asselborn. Mit ihm, mit seinen Visionen, seinen Ängsten und seinen Leiden wollen wir uns an dieser Stelle etwas eingehender – oder um es moderner zu sagen – nachhaltiger beschäftigen.
Der Weg an die Parteispitze war für Jean A. nicht einfach; Stolpersteine überall. Und noch schwieriger war es für ihn, den Stuhl des Parteipräsidenten erfolgreich zu verteidigen. Doch er setzte sich durch gegen die jungen Wilden, denen es wohl nicht schnell genug ging, um ins absolute Zentrum der Macht der roten Partei zu gelangen.
Doch Jean Asselborn wurde zum Parteichef gewählt. Somit blieb dem Parteivolk und darüber hinaus allen politisch Interessierten das Orakel erhalten, das regelmäßig via Parteipresse seine tiefsinnigen philosophischen Betrachtungen kund tut.
Er hat eine besondere Gabe, der LSAP-Präsident, wenn es darum geht, in geblumter Manier von dunklen Mächten, diffusen Kräften und unlauteren Gefolgschaften zu berichten, die Luxemburg, die Nachbarländer ja warum nicht ganz Europa bedrohen.
Über schwere Nebelschwaden, die das Land zu erdrücken drohen, und über unheilige Allianzen, die ihr Unwesen treiben, orakelt der LSAP-Chef.
Die Dramaturgie mit der Jean A. seine Geschichten dichtet, suchen zweifellos ihres Gleichen. Und auch die Sprache ist ebenso komplex wie poetisch. Wenn es darum geht zu beschreiben, wächst der Mann über sich hinaus. ,,In manch politischer Seele mag sich Unbehagen regen”. Originalzitat Jean A.. Wenn das keine schriftstellerische Begnadung erster Güte ist.
Aber wie gesagt auch inhaltlich ist der LSAP-Chef ein wahres Talent. Stück für Stück konstruiert er seine Geschichten, reiht eigene Träume und Imaginationen aneinander, verbindet reale Teilelemente mit Fiktionen, dringt bis ins Unterwußtsein der eigenen Person und anderer Menschen ein, das Ganze immer mit einer Prise Außerirdischem.
Doch Jean Asselborn ist LSAP-Präsident.
Seine Betrachtungen könnten demnach weitaus mehr sein, als die Aufbereitung von Phantasmen. Sie könnten Ausdruck eines strategischen Gesamtkonzepts sein, mit dem die LSAP zurück an die Macht – oder um es in asselbornscher Manier zu sagen – eine rote Dominanz als unabdingbares Gerüst der Landespolitik errichten möchte.
Was uns Jean A. aber wirklich sagen will, weiß in letzter Instanz nur er selbst.
Lucien Weiler CSV-Fraktionspräsident