Premier-Minister Jean-Claude Juncker hat im Bericht zur Lage der Nation die Bedürfnisse und die möglichen Lösungen aufgezeichnet. Als Familienministerin bin ich bereit, sowohl die bewährten Modelle weiterzuführen als auch neue Wege zu beschreiten. Auch wenn wir uns wünschen, dass alle Kinder in der eigenen Familie betreut würden, müssen wir dennoch einsehen, dass die Realität anders ist. Eltern die beide berufstätig sind, ob sie dies nun gewählt haben oder dazu gezwungen sind, brauchen eine Kinderbetreuung. Die Kinder sich selbst zu überlassen oder inadäquat betreuen zu lassen ist inakzeptabel, sowohl für die Kinder wie für die gesamte Gesellschaft. Diese Lösungen sind keine Lösungen.
Die Betreuung von Kleinkindern (0 – 3 Jahre)
Nachdem in den letzten 10 Jahren sehr grosse Anstrengungen von Staat und Gemeinden gemacht worden sind gibt es heute rund 3300 Plätze für Kinder in diesem Alter in Kindertagesstätten (davon rund ein Drittel in staatlich konventionnierten Kindertagestätten). Zusätzlich zu diesem Angebot werden schätzungsweise rund 400 Kinder von Tagesmüttern oder Pflegefamilien betreut.
Dieses Angebot wird ständig erweitert. So werden voraussichtlich noch in diesem Jahr weitere Kindertagesstätten in Hesperingen, Altwies, Niedercorn, Diekirch und Walferdingen geöffnet. Weitere bereits im Bau befindliche Kindertagesstätten werden im nächsten Jahr in Rodange und in Dippach eröffnet werden.
Um die Zahl an bezahlbaren Plätzen weiter zu erhöhebn, ist das Familienministerium bestrebt, bis zu 20% der gesamten auf dem Privatmarkt zur Verfügung stehenden Kapazitäten zu mieten, um sie dann zu einem an das Familieneinkommen angepassten Preis an Familien mit geringerem Einkommen weiterzuvermieten. Dies dürfte kurzfristig das Entstehen neuer privater Kindertagesstätten ankurbeln und der Reduzierung des Angebots durch die vor kurzem eingeführten Mindeststandards entgegenwirken.
Die Betreuung von Schulkindern (3 – 12 Jahre)
Die Einführung neuer Schulrythmen im Primärschulunterricht hat in vielen Gemeinden der langjährigen Förderung vieler Eltern nach Betreuungsstrukturen für Schulkinder neuen Antrieb gegeben. Um dieser Forderung effizient und ohne energieverzehrende Kompetenzüberschneidungen begegnen zu können, hat die Regierung beschlossen, die Kompetenzen für diesen Bereich vom Unterrichtsministerium loszukoppeln und im Familienministerium zu konzentrieren.
Zusammen mit den Gemeinden wird das Familienministerium nun dafür sorgen, dass Strukturen entstehen, die den Kindern in eigens dafür eingerichteten Gebäuden möglichst vielfältige und sinnvolle Freizeitbeschäftigungsmöglichkeiten anbieten. Unter Berücksichtigung der lokalen Gegebenheiten und in Einbezug der lokalen Ressourcen personneller (z.B. Sport- und Kulturvereine) sowie materieller Art wird das Familienministerium mit jeder interessierten Gemeinde ein spezifisches Betreuungsangebot ausarbeiten.
Dieses Angebot kann von morgendlichem Empfang vor Schulbeginn über ein Mittagessen in kleinen Gruppen, Hausaufgabenhilfe, Betreuung an einigen oder an allen Nachmittagen bis 18.30 oder 19.00 Uhr und einzelnen Ferienaktivitäten bis hin zu einer Ganzjahresbetreuung alle Varianten begreifen. Das Familienministerium geht dabei von einer 50%-Bezuschussung von den genannten Betreuungsleistungen aus, die von den Gemeinden in Eigenregie oder in Auftrag erbracht werden und die per Konvention zwischen Staat und Gemeinde vertraglich geregelt sind. Dabei können sowohl die Betriebskosten wie auch die Infrastrukturkosten (bis zu festgelegten Sockelbeträgen) bezuschusst werden.
Die Qualität der Kinderbetreuung
Im Bereich der Kinderbetreuung wird von vielen zuerst an die Quantität und erst in zweiter Linie an die Qualität gedacht. Wir sind jedenfalls der Meinung, dass überfüllte Kindertagesstätten und Schulkantinen, in denen 100 Kinder in einer Sporthalle zu Mittag essen, allenfalls der Statistik gut zu Gesicht stehen. Das Familienministerium ist deshalb bestrebt, dafür zu sorgen, dass die Kinder genug Platz zur Verfügung haben und in familienfreundlicher Atmosphäre betreut werden. Qualität hat ihren Preis, der von den Eltern und gegebenenfalls von der Gesellschaft mitgetragen werden muss.
Marie-Josée Jacobs Familienministerin