Privatisierungen bleibt ein Thema
Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) erwartet ein Anhalten des seit Beginn der neunziger Jahre zu beobachtenden hohen Privatisierungstempos. In ihrer jüngsten Einschätzung der Trends auf den Finanzmärkten stellt die Pariser Organisation dabei jedoch große regionale Unterschiede fest. Gefahren sieht sie vor allem außerhalb der OECD-Zone: Hier könnten die Volatilität der Finanzmärkte, aber auch Verschiebungen von politischen Prioritäten den allgemeinen Trend bremsen.
Seit 1990 wurden laut OECD durch Privatisierungen allein in den 29 Staaten der OECD rund 600 Mrd. $ oder 2,7% des Bruttoinlandprodukts (BIP) erzielt. Das Privatisierungstempo hat sich seit Beginn des Jahrzehnts demnach deutlich beschleunigt. Außerhalb des OECD-Raums hat sich 1999 das Privatisierungstempo jedoch deutlich verlangsamt, dies vor allem in Lateinamerika. In Asien hingegen hat nach Überwindung der Finanzkrise die staatliche Deregulierung zugenommen.
Innerhalb der OECD wird die Privatisierung vor allem von den Staaten der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion vorangetrieben, die wegen der notwendigen Reduzierung der Haushaltsdefizite, der von der EU verlangten Öffnung der Märkte, aber auch wegen der Globalisierung hier voranschreiten. Die wichtigste Rolle in der Privatisierungspolitik spielt nach wie vor der Telekommunikationssektor; noch vor der Energiebranche. In der Telekommunikation, die eine sehr wettbewerbsintensive Branche mit großem Marktpotential ist, sind die zu erwartenden Erlöse besonders groß.
Die OECD erwartet ebenfalls, dass sogenannte Private-Public-Partnerships an Bedeutung gewinnen. Das Prinzip dieser Partnerschaften: Privatunternehmen bauen und finanzieren gegen eine zeitlich begrenzte kommerzielle Nutzung für den Staat bestimmte Infrastrukturen. Eigentümer bleibt jedoch hier der Staat. Nach Einschätzung der Pariser Organisation werden künftig Privatisierungen auf regionaler Ebene ebenfalls eine stärkere Rolle spielen.