Das alte Schuljahr ist gerade erst abgeschlossen. Die Ferienzeit hat begonnen. Dennoch wird bereits jetzt dem neuen Schuljahr mit Spannung und teilweise Ungewissheit entgegengesehen.
Die Einführung der neuen Stundenpläne und des freien Samstags im Primärschulwesen bestimmte natürlich über lange Monate vor allem auf kommunaler Ebene die Diskussionen. Jetzt, da die meisten Gemeinden ihre Schulplanungen fürs kommende Jahr definiert haben, werden über die Hälfte der Primärschüler in den Genuss des freien Samstags kommen. Die Diskussionen über Sinn und Zweck dieser Maßnahme, ob denn nun im Sinne des Kindes gehandelt wird, werden dafür aber mit Sicherheit nicht abklingen.
Daher ist zu begrüßen, dass die Schulverantwortlichen bereit sind, während des kommenden Schuljahres an Hand der ersten Erfahrungen mit dem neuen System, über die Weiterführung zu diskutieren. Auch darf man nicht vergessen, dass im Regierungsprogramm ein breiter Dialog
vereinbart wurde, der die Überarbeitung der täglichen, wöchentlichen sowie jährlichen Schulrythmen umfaßt. Die Schule muss sich auch weiterhin am Kind orientieren. Primäre Aufgabe bleibt es, dafür zu sorgen, dass die Schulorganisation diesen Zielen und Ansprüchen in jeder Beziehung gerecht werden kann.
Erfreuliche Nachrichten gab es dieses Jahr außerdem für alle zukünftigen und aktuellen Hochschulstudenten. Durch das Mitte Juni verabschiedete Gesetz über die Reform der Finanzbeihilfen für Hochschulstudien wurde ein gesetzlicher Rahmen geschaffen, der den Zugang zu den Studien erleichtern soll, verbunden mit dem Ziel mehr Studenten für ein Hochschul- und Universitätsstudium zu motivieren. Überhaupt darf man feststellen, dass durch die Schaffung eines eigenen Ministeriums, das Hochschulwesen und die Forschung in Luxemburg einen neuen Auftrieb erfahren haben. Unser Land kann davon eigentlich nur profitieren. Ministerin Erna Hennicot-Schoepges hob die Notwendigkeit einer zukunftsorientierten Hochschul- und Forschungspolitik hervor, um der Rolle eines europäischen Zentrums besser gerecht zu werden und als Beitrag zur Modernisierung der Wirtschaft.
In einer parlamentarischen Anfrage erklärte das Bildungsministerium, dass es im vergangenen Schuljahr 77 Verweise von luxemburgischen Schulen gab. Davon allein die Hälfte wegen Disziplinmangel!
Die Schule soll nicht nur Wissen vermitteln, sondern junge Menschen auch auf das Berufsleben vorbereiten. Es kann jedoch nicht sein, dass die Schule bei der Vermittlung dieser Werte gänzlich auf sich alleine gestellt ist. Hier ist zuerst und vor allem die Familie gefordert. Sie darf sich ihrer Verantwortung nicht entziehen. Eine noch so gut gemeinte Bildungspolitik ist sonst machtlos.
Bildungspolitik prägt die Zukunft des Menschen und der Gesellschaft. Bildungspolitik ist daher immer eine Sache der Visionen der zusammenhängenden Konzepte und der Kontinuität der Ideen. Sie muss sich jedoch auch den Ansprüchen der Zeit stellen.
Maurice Bauer beigeordneter Generalsekretär der CSV