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CSF-Präsidentin Christine Doerner: Drei Fragen

Drei zentrale Fragen beschäftigen mich als Präsidentin der CSF: Warum gibt es Frauenbewegungen? Wie ist die CSF entstanden? Was ist ihre Rolle in der Zukunft? Zur ersten Frage: Es ist falsch, wenn im Zusammenhang mit den Unterschiedlichkeit von Mann und Frau von “Überlegenheit” und “Unterlegenheit” gesprochen wird. In der patriarchalischen Gesellschaft wurde dies jedoch über Jahrhunderte hinweg getan. Die grundlegenden Rechte, die Männer beanspruchen konnten, wurden den Frauen vorenthalten.

Erst die Frauenbewegungen schafften es, dass – zumindest in den westlichen Gesellschaften – den Frauen die gleichen Rechte wie den Männern zugestanden wurden. Es waren und sind die Frauenbewegungen, nationale und internationale, die hinter den entsprechenden Gesetzen, Verfassungsartikeln, Verordnungen und europäischen Richtlinien stehen. Sie trugen dazu bei, dass auch in Luxemburg die Gleichstellung, die sich von der Politik auf die Arbeitswelt, das Privat- und das Sozialrecht erstreckt, erreicht wurde.

Zur zweiten Frage: Wie entstand die christlich-soziale Frauengruppe in Luxemburg? Wie entwickelte sich daneben die Präsenz der luxemburgischen Frauen in der Politik? Seit 1919 haben Frauen das allgemeine Wahlrecht. Nachdem Marguerite Thoma 1919 in die Abgeordnetenkammer gewählt wurde und Nelly Flick 1945 als Mitglied der “Assemblée Consultative” genannt wurde, dauerte es fast weitere 20 Jahre ehe 1964 mit Astrid Lulling wieder eine Frau in die Abgeordnetenkammer gewählt wurde. Die erste Frau in der Regierung war Madeleine Frieden, die Gründerin der christlich-sozialen Frauenbewegung.

Heute ist die Präsenz der luxemburgischen Frauen in der Politik gewährleistet: Auf europäischer Ebene mit der früheren CSF-Präsidentin Viviane Reding als EU-Kommissarin, auf der Ebene des Abgeordnetenhauses ebenso wie auf jener der Regierung, wo in der Person von Erna Hennicot- Schoepges eine weitere ehemalige CSF-Präsidentin Ministerin ist. Auch auf Gemeindeebene sind Frauen politisch präsent und bekleiden zahlreiche kommunale Ämter und Bürgermeisterposten.

Zur dritten Frage: Worin bestehen die zukünftigen Aufgaben der Christlich Sozialen Frauen? Die CSF muss auch weiterhin die Anliegen und Bedürfnisse der Frauen formulieren und in den politischen Entscheidungsprozess einbringen. Durch Kongresse, Konferenzen und Arbeitsgruppen soll sie ihren Mitgliederinnen ermöglichen, sich über aktuelle allgemein politische und frauenspezifische Themen zu informieren. In den nationalen und europäischen Frauenorganisationen soll die CSF auf konstruktive Weise mitarbeiten und ihre Ueberzeugungen und Werte einbringen.

Einen präzisen Akzent hat die luxemburgische Regierung unter Jean-Claude Juncker durch die Schaffung des Frauenministeriums gesetzt. Erst das Wirken dieses Ministeriums hat die ganze Bandbreite der spezifischen Probleme, mit denen sich Frauen in ihren vielfältigen Lebenslagen konfrontiert sehen, augenscheinlich gemacht. Im Rahmen des Nationalen Beschäftigungsplans wurden ebenfalls richtungsweisende Massnahmen zur Verbesserung der beruflichen Integration oder Reintegration von Frauen gemacht.

Frauen und Männer haben die gleichen Rechte, doch sie sind nicht identisch. Kein Fortschritt kann diesen “Naturunterschied” aufheben. Frauen mit ihrer eigenen Wesensart, ihren Ideen und Werten müssen verstärkt am politischen Entscheidungsprozess teilnehmen, damit für alle eine bessere und harmonischere Welt entsteht. Christine Doerner CSF-Präsidentin