Tag der Arbeit

Aufruf von Parteipräsident François Biltgen zum LCGB-Meeting in Petingen

Morgen ist der Tag der Arbeit. Die Gewerkschaften rufen ihre Mitglieder zum Kampf auf. Zum Kampf um Arbeitsplätze, zum Kampf um eine menschenwürdige Arbeit. Arbeit ist keine rein wirtschaftliche Größe. Arbeit ist mehr. Arbeit ist ein Grundmenschenrecht. Arbeit bietet dem Einzelnen nicht nur die materielle Sicherheit, sich und seine Familie zu erhalten und zu fördern. Arbeit bietet dem Einzelnen darüber hinaus das Recht auf persönliche Entfaltung, auf Menschenwürde, auf Selbstbestätigung.

Zu Ende des vorigen Jahrhunderts wurde insgeheim viel und oft über die gewerkschaftlichen 1. Mai Feiern gespöttelt. “So etwas brauche man nicht mehr in der postmodernen “New economy”-Welt”, lautete der Tenor. Vor allem brauche man keine Gewerkschaften mehr. Sie seien beschäftigungshemmend. Es gehörte in vielen europäischen Staaten, nicht nur, aber nicht zuletzt in sozialistisch geführten Regierungen zum guten Ton, Arbeitsrecht abzubauen und Gewerkschaftspositionen zu schwächen.

Doch die Ernüchterung hat sich mittlerweile sehr breit gemacht hat. Die Bürger in Europa haben Angst vor Reformen, weil sie fürchten, dass diese im Endeffekt auf dem Buckel der Arbeitnehmer, der sozial Schwächeren austragen werden.

Auch in Luxemburg grassiert die Angst vor Arbeitslosigkeit. Restrukturierungen – wenn auch aus unterschiedlichen Gründen bei alteingesessenen Betrieben wie ARCELOR, CEPAL und VILEROY&BOCH sowie eine steigende Arbeitslosigkeit insgesamt, nähren diese Ängste.

Und dennoch. Luxemburg steht sich besser als seine Nachbarn. In den letzten fünf Jahren wurden netto mehr als 40 000 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen. Sogar 2003 stieg die Beschäftigung in Luxemburg um mehr als zwei Prozent; in Belgien und in Deutschland hingegen gingen Arbeitsplätze verloren! Das Problem der Arbeitslosigkeit liegt in Luxemburg nicht im Mangel an Arbeitsplätzen, sondern in der mangelnden Anpassung des Arbeitsplatzangebotes an die Arbeitsplatzanfrage, wie es noch kürzlich der Wirtschafts- und Sozialrat in seiner Stellungnahme festgestellt hat.

Außerdem: In Luxemburg werden die Restrukturierungen durch die Sozialpartnerschaft und den Staat begleitet, um brutale unmenschliche Entlassungen zu verhindern. Wie in der Vergangenheit bringen wir es nach wie vor fertig, Umstrukturierungen sozial abzufedern und neue Diversifizierung zu schaffen.

Dies nicht zuletzt dank des Sozialdialogs und der Sozialpartnerschaft in denen starke Gewerkschaften wesentliche Voraussetzung sind. Dazu bekennt sich die CSV einmal mehr in ihrem Wahlprogramm. Deshalb werden auch viele CSV-Militanten morgen ihre gewerkschaftliche Solidarität offen zeigen.

Daher auf zum LCGB- Meeting in Petingen.

François Biltgen
Parteipräsident