Die rasante Entwicklung des Arbeitsmarktes hat sich besonders auf die Hauptstadt Luxemburg sowie auf die angrenzenden Randgemeinden ausgewirkt. Dies bedingt, dass wir im Rahmen unserer Zukunftsplanung nicht nur lokal, sondern zusätzlich regional und überregional denken müssen. Geht es doch dringlich darum, ein neues Gleichgewicht zwischen Wohn- und Arbeitsraum sowohl in der Hauptstadt als auch in den umliegenden Gemeinden zu finden. Wichtig ist dabei, einerseits die Abwanderung der Wohnbevölkerung und damit die Verarmung des sozialen Lebens in der Hauptstadt zu vermeiden, sowie andererseits, den steigenden Verkehr einzudämmen und den Wohnraumverbrauch in Grenzen zu halten.
Es gilt demgemäss in kritischen Bereichen, und vorrangig im Schulbereich, planerisch zu denken und der Überbelastung der Hauptstadt entgegen zu wirken.
Wachsende Schülerzahlen Ein paar Zahlen zu dieser Politik: Die Schülerzahl im Primärunterricht lag 1970 bei 36557 Schüler, sank auf 25275 Schüler im Jahre 1990, um dann wieder mit dem Wirtschaftsaufschwung, der steigenden Einwanderung sowie der Stabilisierung der Geburtenrate auf 28884 -nicht einbegriffen die Schüler des Komplementärunterrichts die mittlerweile dem Sekundarunterricht zuzurechnen sind- zu steigen. Das gleiche Bild finden wir im postprimären Unterricht, der zu Beginn der 90er Jahre rund 19000 Schüler umfasste, um dann im Schuljahr 98-99 ein Topniveau von über 26000 zu erreichen. Diese Entwicklung hat dann auch bewirkt, dass ab Mitte der 90er Jahre massiv in den postprimären Schulbau investiert wurde, da Schulraum in diesem Bereich zur Mangelware geworden war, und dass auch weiterhin für Bautenministerin Hennicot ein großes Schulbauprogramm anfällt.
Doch wie in anderen Infrastrukturbereichen ist auch hier sowohl auf Lokal- wie auch auf Bezirks- und Landesebene zu planen. Wir stellen heute fest, dass unser Land verschiedene Schulballungsgebiete umfasst. Ein Ballungsraum im Norden( Diekirch, Ettelbrück, Wiltz) ein Ballungsgebiet im Süden( Esch, Düdelingen, Petingen), ein weiteres im Osten(Echternach, Grevenmacher) sowie in der Hauptstadt: ein nördliches Ballungszentrum auf Limpertsberg und ein südliches Ballungszentrum auf dem “Geesekneppchen”. Landesplanerisch muss die Zielsetzung darauf ausgerichtet sein, in jedem Ballungsgebiet eine vollständige Schulpalette anzubieten um derart dem Schüler längeren Transport, und damit vor allem Zeitverlust zu ersparen.
Neuen Schulraum schaffen
Die Jetztsituation zeigt, dass nach wie vor ein großer Anteil der Schulbevölkerung jeden Tag die Lyzeen der Hauptstadt besucht und dass die täglich Zuwanderung aus allen Gegenden des Landes erfolgt. Dieses zeitaufwendige, alltägliche Hin und Her wird den Schülern und Schülerinnen vorrangig durch die regionalen Defizite im Bereich der Schulstrukturen aufgezwungen. Besonders im Osten und im Westen des Landes, aber ebenfalls noch im Süden und Norden, ist hier ein großer Nachholbedarf festzustellen. Analysiert man nun die aktuelle demographische Entwicklung unserer Bevölkerung, so ist zu erwarten, dass im Jahre 2010 zwischen 7000 und 10000 Schüler zusätzlich den Sekundarunterricht besuchen werden. Wir brauchen also dringend weiteren Schulraum. Dieser muss dezentral, also regional, geplant werden, um die Ballungsgebiete in der Stadt Luxemburg zu entlasten. In einer ersten Etappe wäre neuer Schulraum im Osten des Landes zu schaffen ohne dabei den Westen zu vergessen, der wohl ein Lyzeum in Mamer erhält aber noch Infrastrukturdefizite im Redinger Kanton aufweist.
Ein Zusatzbedarf besteht ebenfalls im Süden des Landes, wo verschiedene Industriebrachen sich unter Umständen für Schulbauzwecke eignen dürften.
Im Zentrum wird kurzfristig die Inbetriebnahme des neuen Lyzeums auf dem “Geesekneppchen” den überbeanspruchten Limpertsberg teilweise entlasten. Das Schulzentrum “Geesekneppchen” kann wiederum mittelfristig mit der Fertigstellung des Lyzeums in Mamer und langfristig mit dem Bau der vorerwähnten neuen Schulinfrastrukturen entlastet werden.
Bleibt noch die Frage, wie sich auf Limpertsberg die Bedürfnisse des “Centre Universitaire” und des ” Lycée Michel Lucius”, an denen jetzt bereits Umstrukturierungen notwendig sind, entwickeln werden. Hier dürften Bauplatz- wie auch Verkehrsgründe( 7000 Schüler auf Limpertsberg pro Tag) neue Lösungen außerhalb der bestehenden Infrastrukturen erfordern.
Im schulpolitischen Bereich sind Dezentralisierung und Regionalisierung die Stichworte, auf die es zu achten gilt. Hinzu kommt selbstverständlich die Notwendigkeit, flexible Schulkonzepte zu erarbeiten, die sich der technischen Entwicklung anpassen können, aber auch geographisch so angesiedelt sind, dass sie für den Öffentlichen Transport kein Problem darstellen.
Claude Wiseler Bezirkspräsident CSV- Zentrum Abgeordneter, Stadtschöffe