3 Fragen an Marie-Josée Jacobs.
In der Kinderbetreuung in Luxemburg wurde in den letzten Jahren ein großer Sprung hinsichtlich der Quantität gemacht. 2004 gab es 7700 Betreuungsplätze, letztes Jahr waren es deren 32342. 45 000 Kindern unter 13 Jahren nutzen die Chèque-Service. 760 verschiedenen Dienstleister haben eine Zulassung vom Ministerium. Jetzt soll dem quantitativen Sprung ein qualitativer folgen. Was heißt das?
Weil frühkindliche Förderung für die Entwicklung so wichtig ist, müssen wir immer auf dem letzten Stand sein. Damit uns das gelingt, brauchen wir gut ausgebildete Mitarbeiter und adäquate Strukturen. Wir wollen Strukturen schaffen und ausbauen, in denen die Kinder vieles lernen können was sie im Alltag brauchen und wobei ihre kognitiven und motorischen Fähigkeiten stimuliert und verbessert werden.
Im Kern geht es darum durch ein breiteres und besseres Angebot eine größere Chancengleichheit für alle Kinder zu schaffen ganz gleich ob Luxemburger oder Nicht Luxemburger.
Qualitätssteigerung, so wie wir sie anstreben, erfolgt über Qualitätskontrolle, das heißt, dass die Arbeit in den einzelnen Bereichen nach klaren Konzepten erfolgen und nachvollziehbar dokumentiert werden muss.Wir haben es hier mit einem Sektor zu tun haben in dem viele junge Leute arbeiten. Aus- und Weiterbildung sind also sehr wichtig. Außerdem brauchen wir regional verteilte Mitarbeiter, die im Auftrag des Ministeriums, Gemeinden und jedem, der es will, bei der Arbeit beratend zur Seite stehen.
Es gibt auch einige Änderungen bezüglich des Gesetzes der Tageseltern. So sind unter anderem pro Jahr 18 Stunden Weiterbildung vorgesehen und es wird ein verbindlicher Referenzkader eingeführt. In diesem Rahmen können Tageseltern besser unterstützt und bei ihrer Arbeit begleitet werden.
Im Rahmen der Chancengleichheit sollen alle Kinder in Luxemburg die Möglichkeit haben zu gleichen Bedingungen das große Angebot an Kinderbetreuung und sozialer Begleitmaßnahmen nutzen zu können.
Dieses Angebot ist auch die Voraussetzung dafür, dass Eltern überhaupt erwerbstätig sein und Berufs- und Familienleben unter einen Hut bringen können. In dem Zusammenhang muss man wissen, dass eine Reihe von Alleinerziehern, dem Risiko von Armut ausgesetzt sind, weil sie wegen unzureichender Hilfe bei der Kinderbetreuung bisher nur Teilzeit arbeiten können.
Was hat es mit dem Projekt „Seniorenfreundliche Gemeinden“ auf sich?
Im Familienministerium dreht sich vieles, aber nicht alles, um die Kinder. Die Senioren sind uns ein genau so wichtiges Anliegen. Es geht um Solidarität. Um Miteinander nicht um Nebeneinander der Generationen. Mit verschiedenen Partnern arbeiten wir deshalb an einem Dokument mit dem Titel „Seniorenfreundliche Gemeinden“, welches wir gemeinsam mit dem „Conseil supérieur pour personnes agées“ ausgearbeitet haben und mit dem Gemeindesyndikat Syvicol den Gemeinden vorstellen werden. Für dieses Projekt erwarten wir uns große Zustimmung und hoffen auf rege Mitarbeit.
Woran wird im Familienministerium zur Zeit noch gearbeitet?
2011 wurde das Gesetz über die UNO-Konvention für Menschen mit einer Behinderung gestimmt. Wir stehen nun kurz vor der Fertigstellung eines Dokumentes, das die praktische Umsetzung der Konvention regelt. Es wurde gemeinsam mit betroffenen Menschen ausgearbeitet. Ich hoffe sehr, dass dieses Projekt noch im ersten Halbjahr 2012 auf den Instanzenweg geschickt und recht bald in die Praxis umgesetzt werden kann. Es reicht ja nicht ein Gesetz zu haben, man muss sich auch die Instrumente und Mittel geben, um die Theorie mit Leben zu erfüllen. Ein anderes Projekt ist der sogenannte „Plan démence“. Bei der demographischen Entwicklung unserer Bevölkerung wissen wir, dass Demenzkrankheiten weiter zunehmen werden. Es ist deshalb wichtig, dass der Umgang mit jenen Krankheiten kein Tabuthema bleibt und alle Fragen beantwortet werden können. Früherkennung, Information und Betreuung, beispielsweise von alleinstehenden Menschen, all dies sind Stichwörter, denen wir in unserem Plan besonders Augenmerk widmen.