Am kommenden Wochenende findet die vierte Auflage der Journées sociales statt. Diesjähriger Gastredner ist der deutsche Europaabgeordnete Elmar Brok
Luxemburger Wort, 21. September 2009, Jakub Adamowicz
Der deutsche CDU-Europaabgeordnete ist kommenden Freitag während der "Journees sociales du Luxembourg" Ehrengast Im Vorfeld unterhielt sich das LW mit dem Präsidenten der Union Christlich-Demokratischer Arbeitnehmer über sozialpolitische Herausforderungen.
Wie sollte Sozialpolitik den Anforderungen der modernen Gesellschaft begegnen?
Gesellschaften müssen imstande sein, auf neue Gegebenheiten zu reagieren. Nachhaltige gesellschaftliche Verbesserungen erreicht man nicht über den Weg sozialer Revolutionen, sondern durch konstruktive sozialpolitische Anpassungen.
Welche Herausforderungen sind für die moderne Gesellschaft zentral?
Die Rolle von Frauen. Die Sozialpolitik muss jungen Frauen schlüssig vermitteln, wie sie Ausbildung, Beruf und Kinder miteinander verbinden können. Die Entscheidung für Familie und Kinder sollte nicht zu Gewissensbissen führen, weil damit die Befürchtung späterer langfristiger beruflicher Marginalisierung einhergeht. Auf diese Problematik müssen wir politische Antworten finden. Davon hängt auch die demografische Entwicklung in der Europäischen Union ab. Natürlich gilt es, auch bei jungen Männern anzusetzen. Ihnen kommt bei der Bewältigung der Situation das gleiche Maß an Verantwortung zu wie jungen Frauen. Auch die Neuausrichtung der Rentensysteme ist eine fundamentale Herausforderung. Das bisherige Generationsprinzip ist wegen der demografischen Entwicklung reformbedürftig. Beide Entwicklungen hängen eng miteinander zusammen und strahlen auf alle Aspekte von Gesellschaftspolitik aus.
In der globalisierten Welt stehen Gesellschaften im direkten Wettbewerb zueinander. Wie können sich europäische Gesellschaften behaupten?
In den meisten westeuropäischen Gesellschaften überwiegt das Streben nach Wohlstandssicherung. Der hohe Lebensstandard ist ohne Investitionen in Forschung und Bildung nicht aufrechtzuerhalten. Gleichzeitig haben Menschen in Europa ein ausgeprägtes Bedürfnis nach sozialer Sicherheit. Um unsere Stärken entfalten zu können, brauchen wir in der EU einen sozialen Rahmen, der Menschen Sicherheit gibt. Auf Basis der katholischen Sozialehre. Das lässt sich zum Beispiel mit "Flexicurity", also der Verbindung von Flexibilität und Sicherheit bei der Arbeitsmarktpolitik, erreichen. Durch die Natur der EU-Gesetzgebungsverfahren können einheitliche Sozialstandards geschaffen werden. Die Grundausrichtung von Sozialstandards wird auf europäischer Ebene festgelegt. Wichtig ist, dass der politische Wille vorhanden ist, etwa die Arbeitszeitrichtlinie zu überarbeiten oder den Kündigungsschutz intelligent zu stärken.
Quelle Luxemburger Wort, 21. September 2009, Jakub Adamowicz
Weitere Informationen und Anmeldung zu den Journées sociales: 22 57 31 23 // [email protected]