“Ich versuche eine Politik zu machen, die dem Land und der Gesellschaft nützt.” Wort-Porträt vom CSV Abgeordneten Norbert Haupert
Wort-Serie über die luxemburgischen Abgeordneten …
Norbert Haupert wendet sich erst relativ spät der Politik zu. Im Alter von fast 60 Jahren startet der frühere Leistungssportler noch einmal durch und baut sich eine dritte Karriere als Politiker auf. Seinen großen Themen – Finanzen, Mittelstand und Wohnungsbau – bleibt der ehemalige Generaladministrator im Mittelstandsministerium treu.
Norbert Haupert ist ein eher unauffälliger Politiker. Da er lange Jahre in der Verwaltung der Regierung tätig war, hat er eine eigene Auffassung von Politik. Er gehört nicht zu jener Riege von Abgeordneten, die jedes Mikrofon und jede Kamera aufsuchen, um ihre Meinung zu allem und jedem kundzutun. Auch zu parlamentarischen Anfragen hat der ehemalige Generaladministrator im Mittelstandsministerium eine eher zwiespältige Haltung. Zu lange saß er auf der anderen Seite und musste sich mit oft nichts sagenden Fragen auseinander setzen.
“Ich versuche eine Politik zu machen, die dem Land und der Gesellschaft nützt.” Im Gegensatz zu einer Vielzahl seiner Kollegen hat er bei seinem Handeln nicht unbedingt die nächsten Wahlen im Visier. Allerdings ist er sich durchaus bewusst, dass man in der Politik ohne Popularität nicht auskommt: “Wer nicht gewählt wird, kann auch nichts bewegen.” Wer aber mit Blick auf das nächste Wahlresultat von Fest zu Fest pilgere, habe am Ende nicht genügend Zeit, sich mit den wichtigen Dossiers auseinanderzusetzen, so seine nüchterne Analyse.
Und genau darum geht es Norbert Haupert: Er kniet sich in die Akten und die Gesetzestexte hinein, tagelang wenn es sein muss. “Ich bin halt eher ein Mann der Dossiers als ein Politiker der öffentlichen Aussagen”, sagt Haupert über sich selbst. Dossiers wirklich im Detail zu studieren, sei angesichts der Vielzahl an Gesetzen heute aber nur noch möglich, wenn man sich auf bestimmte Themen spezialisiere, gibt der CSV-Politiker zu.
Eines seiner Spezialgebiete ist die Wohnungsbaupolitik. In das Dossier Wohnungsbaupakt hat er als Berichterstatter bislang – und das Projekt hat noch längst nicht alle parlamentarischen Hürden genommen – schon hunderte von Arbeitsstunden investiert: “Es ist ein mutiges Projekt”, meint Haupert. Wichtig ist ihm, dass der Pakt Ministerium übergreifend angelegt ist: “Das Gesetzesprojekt wird Änderungen am Zivilrecht zur Folge haben, aber auch steuerliche Maßnahmen sind angedacht. Hinzu kommt noch der Bereich Landesplanung”, erklärt Haupert. Er hofft, dass man durch das Gesetzesvorhaben längerfristig die Wohnungsbaupolitik in den Griff bekommen wird: “Der Wohnungsbaupakt könnte ein großer Wurf werden”, mutmaßt der Politiker. Allerdings müssten sowohl Staat als auch Gemeinden sich einbringen. Was den Zeitplan anbelangt – das Gesetz soll am 1. Januar 2008 in Kraft treten – gibt sich Haupert recht zuversichtlich.
Norbert Haupert wurde erst spät politisch aktiv. Obwohl er sich seit jeher für Politik interessiert hat, wollte er als Schuldirektor aber auch als Präsident des Olympischen Komitees und der Leichtathletikföderation immer neutral bleiben. Erst nachdem er alle Ämter niedergelegt hat, wagt er den Schritt in die Politik. Es sind sein ehemaliger “Chef” Fernand Boden und der damalige Parteisekretär Claude Wiseler, die ihn am Ende überzeugen können.
1999 tritt Norbert Haupert zum ersten Mal bei den Parlamentswahlen an und wird auf Anhieb gewählt. Im gleichen Jahr wird er auch in den Gemeinderat von Monnerich gewählt. Das Amt des Schöffen lehnt er allerdings ab. Die Ämter des Schöffen und des Abgeordneten sind nur schwer unter einen Hut zu bringen, wenn man beiden Aufgaben voll und ganz gerecht werden will, glaubt Norbert Haupert.
Im Rückblick bereut der Spätberufene seine Entscheidung für die Politik nicht. Ursprünglich galt sein Interesse zwar vor allem der Nationalpolitik, doch auf Gemeindeebene sei man einfach näher am Bürger. Als Kommunalpolitiker erfahre man eine größere Genugtuung, weil man schneller etwas bewegen könne, resümiert Haupert.
Die Ausdauer und die Disziplin, die er sich als ehemaliger Leistungssportler angeeignet hatte, kommen dem Politiker heute noch zugute. A propos Sport. Die Laufschuhe musste Norbert Haupert mittlerweile an den Nagel hängen. Stattdessen hält sich der ehemalige Mittelstreckenläufer – 1960 verteidigte er die Farben des Großherzogtums bei den Olympischen Spielen in Rom – mit Schwimmen, Golfen und mit Fahrradfahren fit.
Quelle: Wort, 14. August 2007, Dani Schumacher