Innenminister Jean-Marie Halsdorf ist zuständig für die Luxemburger Wasserwirtschaft
Tageblatt: Luxemburg muss die europäische Wasserrahmenrichtlinie umsetzen, die u.a. vorsieht, dass bis 2010 auch der kostendeckende Preis für Wasser verrechnet werden und dass die staatlichen Zuschüsse für Kläranlagen z.B. aufhören müssen. Was bedeutet das für Gemeinden und Bürger?
Jean-Marie Halsdorf: Wir haben eine sehr komplexe Situation in Luxemburg. Es gibt Gemeinden, die das Wasser nur über das Wassersyndikat Sebes beziehen, andere nutzen ausschließlich eigene Quellen und wieder andere haben ein Mischsystem. Ebenso fragen bereits jetzt Gemeinden den kostendeckenden Preis, andere nicht. Hinzu kommt, dass es auch beim Zustand der Netze Unterschiede gibt. In jenen Gemeinden, die nicht kostendeckend verfahren, kommen demnach zusätzliche Kosten auf die Bürger zu. Wir müssen jetzt den verbleibenden Spielraum nützen, weil wir sonst der Entwicklung stets hinterher laufen werden.
Tageblatt: Wie viel Spielraum verbleibt?
Jean-Marie Halsdorf: Es muss uns gelingen, die Kosten generell zu senken. In Frankreich liegt der Wasserpreis pro Kubikmeter bei 3-4 Euro, bei uns im Schnitt bei 1,5. Die Kosten könnte man durch das Schaffen von zwei nationalen Syndikaten z.B. senken, eines für die Abwässer und eines für das Trinkwasser. Das Müllsyndikat Sidor zeigt, dass dies machbar ist. Am besten wäre ein nationales Wassersyndikat. Vieles nämlich überschneidet sich, auch Personalkosten könnten gespart werden.
Tageblatt: Und wenn die Gemeinden dies mit Verweis auf ihre Autonomie ablehnen?
Jean-Marie Halsdorf: Wenn es auf nationaler Ebene nicht machbar ist, so muss jedoch jeder wissen, dass ich absolut für eine regionale Vorgehensweise plädiere. Regionale Wassersyndikate, besonders im Bereich der Abwässer, sollten zusammen arbeiten. Denn durch die Wasserrahmenrichtlinie wird die 90-prozentige Subventionierung von Kläranlagen entfallen. Wir sind also im Abwasserbereich ganz besonders gefordert. Generell muss das Wasser in Luxemburg einen anderen Stellenwert erlangen.
Tageblatt, 7. April 2005