Mitreden ohne Maulkorb

Mitte November beging die “christlich-soziale Jugend” ihr 50-jähriges Bestehen. Télécran fragte bei CSJ-Nationalpräsident Laurent Zeimet nach, welche Gründe zu feiern es gab … und vielleicht noch geben wird.

Télécran: 50 Jahre CSJ – worauf sind Sie im Rückblick am meisten stolz?
Laurent Zeimet: Dass wir es geschafft haben, die Organisation 50 Jahre lang am Leben zu halten. Angesichts des oft geringeren Interesses der Jugendlichen an der Politik halte ich das für eine beachtliche Leistung. Hinzu kommen einige politische Erfolge, an denen die CSJ zumindest nicht unbeteiligt war: die Abschaffung der Wehrpflicht, die Schaffung eines Verfassungs- und Verwaltungsgerichts sowie die Aufwertung der Entwicklungshilfe. Nicht zu vergessen die von der CSJ geleistete Überzeugungsarbeit bei parteiinternen oder gesellschaftlichen Reformen wie der Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften.

Télécran: Auf Ihrer Einladung zur 50-Jahr-Feier war zu lesen: “the best is yet to come”. Können Sie das erläutern?
Laurent Zeimet: Als Jugendorganisation darf man sich nie dem Glauben hingeben, die besten Jahre bereits hinter sich zu haben. Unsere Zukunft liegt nicht in unserer Vergangenheit!

Télécran: Wie weit darf sich denn die CSJ von der CSV entfernen?
Laurent Zeimet: So weit sie will und so weit die Leute mitziehen. Es gibt jedenfalls keine vorgeschriebenen Meinungen, sondern nur Grundsätze!

Natürlich ist es erlaubt, unser Wahlsystem zu hinterfragen, denn für viel Fluktuation sorgt es ja nicht gerade. Die Leute ziehen halt bekannte Gesichter vor und da sind Mandatsträger immer im Vorteil.

(aus Télécran 19.11.2003 / Seite 20)

Laurent Zeimet, Jahrgang 1974, steht seit März 2002 an der Spitze der CSJ. Der aus Bettemburg stammende Nachwuchs-Politiker, der in Köln und Paris Rechtswissenschaften studierte, arbeitet heute als Anwalt. Sein besonderes Interesse gilt der Europa- und Umweltpolitik, seine politischen Vorbilder sind die Kennedy-Brüder. Für Zeimet ist die CSJ denn auch mehr als nur “die Jungen in der CSV”: “Sie ist ein politisches Zuhause für alle, die sich nicht nur fragen, was das Land für sie tun kann, sondern auch, was sie für ihr Land tun können”.

Mit etwa 900 Mitgliedern – Tendenz steigend – ist die CSJ die “stärkste politische Jugendorganisation in Luxemburg”. Mitglied werden kann jeder unter 33 Jahren. Frühere Präsidenten sind Jean Spautz, Jean-Claude Juncker und Michel Wolter.
Derzeit befasst sich die CSJ mit fünf Prioritäten: Jugendhilfe, Nachhaltigkeit, Bildung, Gesellschaftsreformen und Europapolitik (als Antwort auf die Globalisierung). Alles Bereiche, in denen die CSV noch Nachholbedarf habe, urteilt Zeimet.

(das Interview kann in der Télécranausgabe
vom 19.11.2003 auf der Seite 20 nachgelesen)