Am Interview d’Sylvie Andrich-Duval Gemengerot , Presidentin vun der CSV Diddeleng, Presidentin vum CSF Süd-Bezierk Profil: 1998 wurden Sie Mitglied des Gemeinderates in Düdelingen. Seit den Gemeindewahlen von 1999 führen sie die Opposition im Gemeinderat Düdelingen an als Sprecherin der stärksten Fraktion. Was hat Sie dazu geführt sich politisch zu engagieren?
Sylvie Andrich-Duval:
“Seit meinem Studium der Psychologie habe ich mein Fachwissen ganz in den Dienst von Kindern, Jugendlichen, Familien und Frauen in Not gestellt. Gerade in unserer heutigen schnelllebigen Zeit ist die Familie, das Fundament der Gesellschaft schlechthin, beständig mit neuen Herausforderungen konfrontiert. So gesehen, liegen bei mir also Beruf und Politik sehr eng nebeneinander. Die Gemeinde steht als politische Urzelle unserer Demokratie an vorderster Front, wenn es darum geht eine familienfreundliche Politik zu betreiben. Man muss sich an den Bedürfnissen der Menschen orientieren, allerdings ohne die Familienmitglieder aus ihrer gegenseitigen Verantwortung zu entlassen. Der Kampf für diese Überzeugung motivierte mich in meiner Heimatstadt Düdelingen in die Politik einzusteigen.”
Profil: Mit Erfolg, wie man sieht. Was sind Ihre politischen Schwerpunkte im Gemeinderat Düdelingen? Sylvie Andrich-Duval: “Unsere Fraktion versucht eine konstruktive, jedoch kritische Oppositionspolitik zu betreiben. Es wird Sie sicherlich nicht erstaunen, dass bei mir Familienpolitik und Sozialpolitik ganz groß geschrieben werden. Ich möchte mich dafür einsetzen, eine kinderfreundliche Stadt zu schaffen, in der die Rechte und Interessen der Kinder und Jugendlichen vollauf berücksichtigt werden. Priorität genießt ebenso eine Frauenpolitik, die auf partnerschaftlichen Beziehungen zwischen Mann und Frau beruht. Ich werde alle Maßnahmen unterstützen, die zu einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Berufsleben führen. So zum Beispiel, das Angebot von vielfältigen und flexiblen Auffangstrukturen für Kinder. Außerdem gilt es ein ausgeweitetes Kulturangebot für jung und alt zu schaffen; diesem Ziel kommen wir ein gutes Stück näher durch die Verwirklichung eines regionalen Kulturzentrums und des Centre National de l’Audiovisuel an demselben Standort, dank der Unterstützung von CSV-Kultur- und Bautenministerin Erna Hennicot-Schoepges.
Die Lebensqualität in Düdelingen soll nicht nur durch die systematische Prüfung sämtlicher neuen Projekte auf ihre Behindertengerechtheit sowie ihre Zugangsfreundlichkeit für ältere Mitbürger gesteigert werden. Es ist ebenfalls wichtig für eine soziale Wohnungsbaupolitik einzutreten und unsere ausländischen Mitbürger in alle Aspekte des Gemeindelebens zu integrieren. Nur so kann man einen konsequenten Kampf gegen die soziale Ausgrenzung führen, der allen Bürgerinnen und Bürgern eine menschenwürdige Lebensgestaltung ermöglicht.”
Profil: Wie sehen Sie die zukünftige Entwicklung ihrer Gemeinde? Sylvie Andrich-Duval: “Wohl kaum eine Ortschaft im Land hat einen rasanteren Bevölkerungszuwachs in den letzten 15 Jahren erfahren wie Düdelingen und mit fast 17.500 Einwohnern. Auch hat sich die Stadt von einer Großindustriestadt mit ihren Hochöfen zu einer Gemeinde mit einer diversifizierten Industrie und zahlreichen Dienstleistungsaktivitäten entwickelt, die zusätzlich über eine Anbindung an das Autobahnnetz verfügt. Dies setzt günstige Voraussetzungen, um Arbeitsplätze zu erhalten und neue zu schaffen durch zusätzliche Betriebe.
Allerdings ist jetzt bereits klar, dass die Entwicklung der Infrastrukturen, sei es die Planung von Schulinfrastrukturen oder Kanalausbauarbeiten kaum mit diesem schnellen Wachstum Schritt halten konnte.
Bei der kürzlichen Diskussion um den Bebauungsplan unserer Stadt befürwortete unsere Fraktion auf jeden Fall eine vernünftige und langsame Stadtentwicklung. Dies um so mehr, da die kommunale Flächennutzungskommission des Innenministeriums der Gemeindeführung eine ziemlich schlechte Zensur ausstellte. So wird dem eingereichten PAG das Fehlen von mittel- und langfristigen Visionen sowie die amtliche Bestätigung von ungesunden urbanistischen Ausgangslagen vorgeworfen. Unbedingt vonnöten ist eine durchdachte Verkehrspolitik, die sich in ein Gesamtverkehrskonzept einreiht.” Profil: Sie sind der erste weibliche Präsident der CSV-Sektion Düdelingen. Wie sehen Sie Ihr neues Amt, welche Akzente wollen Sie setzen?
Sylvie Andrich-Duval:
“Bei den letzten Gemeindewahlen hatte die CSV besonders hier in Düdelingen ein schlechtes Wahlresultat gegenüber den weitaus besseren Resultaten bei den Kammerwahlen. Dies ist auf verschiedene Ursachen zurückzuführen. So hat ein Generationswechsel stattgefunden, da langjährige Mitglieder des Gemeinderates zugunsten des politischen Nachwuchses auf ihr Mandat verzichtet haben. Ebenso wurden frühere interne Unstimmigkeiten offensichtlich nicht vom Wähler gebilligt. Es ist also kein leichtes Unterfangen, sondern eine Herausforderung sich der Chance eines Neuanfangs zu stellen und mit einer zum Teil erneuerten Mannschaft auf den nächsten Wahlkampf zuzuschreiten. Auch inhaltlich soll Verschiedenes verbessert werden. Eine verstärkte Präsenz und mehr Bürgernähe sind von größter Wichtigkeit. Regelmäßige Informationspolitik und Öffentlichkeitsarbeit sind zu fördern. Daneben sollen sowohl Geselligkeit wie ein gewisser Bildungsbedarf nicht vergessen werden. Das Wichtigste ist jedoch das Rückgrat, das unsere Parteimitglieder bilden. Es geht darum, dieses Rückgrat auszubauen und zu stärken.”
Profil: Man kann sagen, dass das Jahr 1999 auch für Sie ein Superwahljahr war, da Sie bei den Kammerwahlen im Süden kandidiert haben. Seither beteiligen Sie sich aktiv an dem Erneuerungsprozess innerhalb der CSV, insbesonders als eifrige csf-lerin?
Sylvie Andrich-Duval:
“Ja, das stimmt. Es war für mich eine Ehre, die Präsidentschaft der CSF Süden im Rahmen des letzten Bezirkskongresses anzunehmen. Mady Raus erklärte, dass sie nach 18 Jahren aktiver Politik ihr Mandat als Bezirkspräsidentin nicht mehr erneuern wollte. Für mich war es ein Wechsel in der Kontinuität. Die konstruktive Arbeit, die bisher geleistet wurde, wird weitergeführt und wurde durch die erfrischende Dynamik neuer Vorstandsmitglieder positiv beeinflusst. Die CSF soll weiterhin die treibende Kraft der Partei sein und sich für Frauen mit den verschiedensten Problemen aus allen Gesellschaftsschichten einsetzen. Eines der Hauptziele der CSF bleibt weiterhin das Erlangen der Chancengleichheit zwischen Mann und Frau. Neue Impulse können durch verschiedene Aktivitäten entstehen, wie der äußerst erfolgreiche Diskussionsabend unter dem Motto “Fir eng Politik mat de Fraen”, der kürzlich auf Einladung der CSV-Europaabgeordneten Astrid Lulling stattfand. Eine gute Öffentlichkeitsarbeit sowie eine intensive Zusammenarbeit mit sämtlichen Gremien der Partei sollen ebenfalls Hauptbestandteile der Arbeit der CSF Süden darstellen. Die bestehenden sowie die neuzubildenden Frauensektionen können auf jeden Fall auf die Unterstützung der ganzen CSF zählen.”
Profil: Was bedeutet es für Sie frauenpolitisch aktiv zu sein?
Sylvie Andrich-Duval:
“Frauenpolitik soll integrierter Bestandteil aller Politikbereiche werden. Frauenpolitisch aktiv zu sein, bedeutet gemeinsam mit den Männern die Gleichberechtigung voranzubringen. Die Politik und die Gesellschaft müssen die Voraussetzungen dafür schaffen. Mit der Schaffung des Frauenministeriums und durch die parlamentarischen Orientierungsdebatten über frauenpolitische Themen sind in den vergangenen Jahren in Luxemburg interessante Ansatzpunkte gelegt worden. Die Arbeiten und Initiativen in den konsultativen kommunalen Kommissionen für Chancengerechtigkeit sind diesbezüglich mehr als ergänzend. Bewusstseinsbildung und Aufklärung bleiben nach wie vor eine wichtige und notwendige Aufgabe. Auch Informationen über bestehenden gesetzliche Situationen müssen als eine Priorität betrachtet werden.”
Profil: Was hat die Frauenpolitik bisher bewirkt?
Sylvie Andrich-Duval:
“Die CSV hat in den vergangenen Jahren der Frauenpolitik eine neue Orientierung gegeben. Besonders hervorzuheben ist hier die Schaffung des Frauenministeriums und die Initiativen der Regierung zur allgemeinen Frauenförderung, so unter anderem im Bereich Bildung und Erziehung, im politischen und öffentlichen Leben, auf wirtschaftlicher und sozialer Ebene sowie betreffend den Berufszugang, die Beförderung im Beruf, die Berufsberatung, die berufliche Aus- und Weiterbildung sowie den Zugang zu selbständigen Berufen. Im Interesse der Frauen ist demnach bereits vieles erreicht worden. Das Mauerblümchendasein hat jedenfalls unter dem Impuls von Frauenministerin Marie-Josée Jacobs ein Ende gefunden. Dennoch müssen weitere Schritte folgen, um echte Chancengleichheit zu schaffen und abzusichern. Eine ausgewogene Beteiligung und Mitbestimmung von Frauen und Männern an Entscheidungsprozessen, besonders in der Politik, sind wichtige Schlüsselfaktoren im Zusammenhang mit der Vorgabe zur Gleichbehandlung. In Zusammenarbeit mit der nationalen CSF wird die CSF Süden Marie-Josée Jacobs auf jeden Fall tatkräftig in ihren weiteren Schritten unterstützen.”