22. Mai – Internationaler Tag der biologischen Vielfalt

“Den nachfolgenden Generationen eine lebensfähige Welt erhalten”, von Marcel Oberweis

Bedingt durch die steigenden Treibhausgasemissionen erhöht sich die Temperatur der Erde und die schleichenden Folgen werden das Leben von Milliarden Menschen schwer beeinträchtigen. Insbesondere diejenigen in den Entwicklungsländern werden am meisten darunter leiden. Die Pflanzen- und die Tierwelt werden ebenfalls geschädigt. Die Biodiversität oder die Biologische Vielfalt steht für den Erhalt der Arten auf der Erde, sie stellt die Lebensgrundlage auf derselben dar. Allein die Abhängigkeit von mannigfaltigen Produkten der Biodiversität u.a. die Nahrungsmittel, die Rohstoffe für unsere Kleidung, die natürliche Baumaterialien sowie die Medikamente, unterstreicht dies zur Genüge. 

Anlässlich der UNO-Konferenz in Rio de Janeiro im Jahr 1992 wurde die Konvention zur Biologischen Vielfalt ausgerufen. Die Wichtigkeit dieser Konvention wurde noch verstärkt, indem die Vereinten Nationen den 22. Mai zum Internationalen Tag der Biologischen Vielfalt im Jahr 2000 deklarierten. Darüber hinaus verabschiedete die Europäische Union die Konvention zur Biodiversität im Jahr 2000, mittels welcher die Menschen auf die Bedeutung des Biodiversität aufmerksam gemacht werden. 

Wissend, dass die biologische Vielfalt nicht nur die Ökosysteme stabilisiert, sondern auch die unerschöpfliche Quelle neuer Wirkstoffe für unsere Gesundheit darstellt sowie die Nahrungsmittelversorgung garantiert, müssen unsere Handlungen in die nachhaltige Entwicklung eingebettet werden. Der Schutz der Biodiversität stellt darüber hinaus eine zwingende Notwendigkeit für die globale Armutsbekämpfung und die Erreichung der „Millennium Development Goals“ 2015 dar. 

Und trotzdem, 40 bis 70 Prozent der Vogelarten und 50 bis 85 Prozent der Habitatzonen in der Europäischen Union befinden sich derzeit in einer kritischen Lage; die Biodiversität vermindert sich aufgrund der vielschichtigen Eingriffe jährlich um 1 Prozent. Ist sich die Menschheit denn nicht bewusst, dass jährlich etwa 12 Millionen ha Waldfläche, unser Sauerstoffspender, verschwinden? 

Auch Luxemburg beklagt den Biodiversitätsverlust während den vergangenen Jahrzehnten. Der vor zwei Jahren vorgelegte Nationale Plan für den Naturschutz hat sich jedoch zum Ziel gesetzt, den Stellenwert der Fauna und Flora wieder zu erhöhen. 35 km2 der Landesfläche wurden als Naturreservate ausgewiesen und etwa 450 km2 bilden derzeit die NATURA 2000-Gebiete. 

Das oberste Gebot muss der Erhalt der Biologischen Vielfalt sein, die fortschreitende Zerstörung von Lebensräumen und Arten, dies aufgrund 
von „kurzfristigem billigem Gewinn“, muss unterbunden werden. Der Schutz der Biodiversität muss als Querschnittsaufgabe in die mittel- und langfristige Politikgestaltung integriert werden. Wenn wir die nachhaltige Entwicklung voranbringen möchten, dann muss der Artenschutz mit mehr Vehemenz in der Verkehrs-, der Landesplanungspolitik sowie der Landschaftsplanung berücksichtigt werden, denn nur intakte Ökosysteme stellen den Garant für fruchtbare Böden, gesunde Luft und sauberes Trinkwasser dar.

Biodiversität und das Darwin-Jahr 2009 

Das Jahr 2009 steht im Zeichen des 200. Geburtstages des englischen Naturforschers Charles Darwin und zugleich dem 150. Jahrestag des Erscheinens seines wichtigsten Werks „Über die Entstehung der Arten“. Dieses Werk begründete die moderne Evolutionstheorie und leitete die grundlegende Veränderung unseres Weltbilds ein. Leider stellen wir fest, dass sich die unzähligen menschlichen Aktivitäten negativ auf die globalen Umweltprozesse auswirken. 

Die Biodiversität erhalten, heißt unsere Lebensgrundlagen schützen, in den Schulen soll deshalb ein erhöhtes Interesse für die Biologische Vielfalt und für den Planeten Erde entwickelt werden; sie ist untrennbar mit der Bewahrung unseres Naturerbes verbunden.
Es verbleibt uns nur noch ein Zeitfenster von einigen Jahren, um das Ruder in der Klimapolitik und dem Schutz der Biodiversität herum zuwerfen. Wenn uns dieses Wendemanöver nicht gelingt, dann werden wir für die geringere Lebensqualität der kommenden Generationen verantwortlich gemacht. Gefordert sind demzufolge Kreativität und Mut wenn wir den nachkommenden Generationen eine lebensfähige Welt vererben möchten.
Dieser Bewusstseinswandel muss jeden einzelnen Mitbürger zu mehr Nachdenken über sein Umweltverhalten anregen. Die Erhaltung der Biodiversität ist keine Frage des Luxus, sondern sie stellt das Gerüst für das Wachstum und die Wettbewerbsfähigkeit sowie die Verbesserung der menschlichen Existenzbedingungen dar. Das Bekenntnis kann deshalb nur lauten: „Den Rückgang der Biologischen Vielfalt mit allen zur Verfügung stehenden Mittel stoppen.“ 

Dr.-Ing. Marcel Oberweis, CSV Abgeordneter