Verteidigungsminister Jean-Louis Schiltz über die Friedensmissionen der luxemburgischen Armee und die geplante Armeereform
Die Internetseiten der Armee
Télécran: Herr Minister, Luxemburg wird sich an der UNIFIL-Truppe im Libanon mit drei Soldaten beteiligen. Sehr beeindruckend klingt das nicht…
Jean-Louis Schiltz: Jeder muss sich nach seinen Möglichkeiten richten. Ich betrachte die Armee als einen Teil der Außenpolitik. Unsere Armee hat nur etwa 500 Soldaten. Dennoch wollen wir unseren Beitrag leisten und Solidarität beweisen. Ziel ist es, nützliche Dinge zu tun, die zugleich einen “effet multiplicateur” haben.
Ein Beispiel?
Unser Einsatz im Kongo: Ein Luxemburger Offizier ist der Verbindungsmann vor Ort zwischen UNO und EU. Ein weiterer ist Mitglied der EUSEC. Ziel dieser Mission ist es, den Geldfluss innerhalb der kongolesischen Armee in geordnete Bahnen zu lenken. Dies sind extrem nützliche Missionen. Unser Vorteil sind die Sprachenkenntnisse. Bezüglich des “effet multiplicateur” möchte ich die Ausbildungsprogramme in Sachen Minenräumung erwähnen.
Der Libanon-Einsatz gilt als gefährlich. Haben Sie keine Angst um Ihre Soldaten?
Militärische Einsätze sind immer mit Gefahren verbunden. Unsere Soldaten werden Teil des belgischen Kontingents. Sie greifen nicht direkt ins Geschehen ein. Außerdem hat die belgische Armee ihre Sicherheitsvorkehrungen erheblich verstärkt, seit dem Tod von zehn Soldaten in Ruanda. Die Soldaten werden also maximal geschützt sein.
Auslandseinsätze sind Ausdruck unserer Solidarität
Muss Luxemburg sich wirklich an allen internationalen Einsätzen beteiligen?
Die Auslandseinsätze sind Ausdruck unserer Solidarität. Im Fall des Libanon hat die UNO die Europäer um Unterstützung gebeten. Wir haben uns auch dafür stark gemacht.
Also wird Luxemburg auch bei der nächsten Krise dabei sein?
Das will ich nicht sagen. Praktisch gesehen sind wir sicherlich dabei, die Grenzen des Möglichen zu erreichen. Wir können schon längst keine konstituierte Einheit mehr liefern.
Wenn Politiker sich solidarisch zeigen und die Beteiligung an Friedenseinsätzen zusichern, muss die Armee schauen, wie sie klar kommt. Überfordern Sie sie nicht?
Wir haben eine exzellente Zusammenarbeit mit dem Generalstab in Luxemburg und dem Militärzentrum in Diekirch. Die Armee ist außerordentlich engagiert.
Ihr Vorgänger Luc Frieden hatte eine Armeereform für 2007 angekündigt. Wie weit sind die Pläne fortgeschritten?
Ziel dieser Reform wird es sein, der Armee eine langfristige Planungssicherheit zu garantieren. Es stimmt schon, dass Luxemburg sich an vielen Fronten engagiert hat. Abgesehen von den Friedenseinsätzen haben wir zum Beispiel auch im Rahmen der NATO die Verpflichtung übernommen, ab 2009 20 Mann in einer Aufklärungseinheit stellen. Das doppelte Volontariat – freiwillige Soldaten und freiwillige Beteiligung an Einsätzen – erlaubt auch keine Planungssicherheit. Zugleich müssen wir die soziale Rolle der Armee absichern. Das heißt gewährleisten, dass die Soldaten später einen Job beim Staat oder im Privaten bekommen.
Ihr Vorgänger Luc Frieden hatte bereits angekündigt, die Armee für Berufssoldaten zu öffnen, um das Problem des doppelten Volontariats zu entschärfen. Wie weit sind denn die Pläne gediehen?
Wir hatten bereits einen Austausch mit Offizieren und Unteroffizieren. In Kürze werde ich der zuständigen Parlamentskommission meine Vorstellungen unterbreiten. Vorher will ich nicht in der Öffentlichkeit darüber reden.
Wo wollen Sie denn diese vielen Soldaten finden, die zur Planungssicherheit notwenig wären? Und die vielen Jobs, die zum Erfüllen der sozialen Rolle benötigt würden?
Ich habe sehr viel Phantasie. Lassen Sie sich überraschen.
Quelle: Télécran, 13. September 2006, Maryse Lanners