Entscheidungen treffen!

Der CSV-Abgeordnete Marc Spautz: Nun endet das diesjährige Schuljahr und somit stehen auch die “grossen Ferien” vor der Tür. Viele Schüler werden sich damit auch den Fragen stellen müssen, welche schulische Richtung sie wählen sollen

Marc Spautz auf csv.lu; Marc Spautz zu notwendigen Reformen im Schul-, und Ausbildungssystem (Soziale Fortschrëtt, Mai 2006)

… ob ihre schulischen Resultate den Weg hin zum Wunschberuf überhaupt noch ermöglichen, welche Ausbildung beginnen, ist ein Ausbildungsplatz da oder ein Arbeitsplatz in Sicht?

Und die Antworten auf diese vielfältigen Fragen fallen vielschichtig aus.

Beleuchtet man z.B. die Frage nach der Wahl, die eine oder andere schulische Richtung einzuschlagen, so sind meiner Ansicht nach einige Klarstellungen dringend von Nöten. Sieht man sich nämlich die Zahlen des Arbeitsamtes an, so sieht man über einen schon längeren Zeitraum hinweg, dass Jugendliche mit bestimmten Ausbildungen Schwierigkeiten haben, auf dem Arbeitsmarkt Fuss zu fassen. Hierzu gehört insbesondere der Ausbildungsweg des “technicien” und hier ist besonders die Fachrichtung im administrativen Bereich betroffen.

Besondere Verantwortung von schulpsychologischen Diensten und Lehrern

Seit Jahren werden die Berufsberater und Vermittler des Arbeitsamtes nicht müde auf die Risiken dieser Ausbildung hinzuweisen. Eine besondere Verantwortung dabei tragen aber auch die schulpsychologischen Dienste und die Lehrer in den Schulen. Sie sind es, die in den Schulen im direkten Kontakt zu den Schülern und gegebenenfalls auch den Eltern stehen.

Resultat jedenfalls ist, dass viele Schüler in diese Fachrichtung drängen, ohne sich den Risiken bewusst zu sein. Ob sie nun nicht darauf hingewiesen werden oder aber trotzdem diesen Weg einschlagen, ist nur schwer nachvollziehbar. Fakt ist, dass in den Statistiken des Arbeitsamtes immer mehr Jugendliche auftauchen, deren Chancen auf dem Arbeitsmarkt schlecht sind!

Fakt ist auch, dass Informationen über den Arbeitsmarkt – sprich die Zukunftsaussichten für den einen oder anderen Beruf – nur eine untergeordnete Rolle im Bereich der schulischen Beratung spielen. Dies muss sich ändern! Es kann und darf nicht sein, dass die Schule Arbeitslose ausbildet!

Um nicht missverstanden zu werden: Ich trete nicht dafür ein, dass ein Schüler oder eine Schülerin einen Beruf lernen sollte, der nur nach dem Gesichtspunkt der Arbeitsplatzmöglichkeit gewählt wird. Ein jeder sollte das lernen und erlernen, was seinen Fähigkeiten und Neigungen entspricht, ohne aber die Chancen auf dem Arbeitsmarkt ganz aus den Augen zu verlieren. Jeder, der gut in seinem Beruf ist und diesen mit Freude ausübt, wird auch eine Anstellung finden. Eine Fachrichtung aber zu wählen, nur weil es der Weg des geringsten Widerstandes ist oder man nicht genau wusste, was man lernen sollte, ist der falsche Weg.

Es stehen also trotz der aufkommenden Ferienzeitstimmung Entscheidungen an: Bei den Eltern und Schülern jenen Weg zu beschreiten, der eine Zukunft hat und bei den Politikern endlich Entscheidungen im Bereich der Beratung – der schulischen und beruflichen – jene Grundlagen zu erstellen, die es Schülern und Eltern erlauben, in Kenntnis aller Fakten sich für das eine oder andere zu entscheiden. Lange Zeit hatte Luxemburg es nicht nötig sich mit diesen Fragen auseinanderzusetzen. Es ist zu hoffen, dass es nicht schon fast zu spät ist!

Trotz alledem, wünsche ich allen – Schülern, Eltern und Lehrern – schöne und vor allem erholsame Ferien.

Marc Spautz, LCGB-Generalsekretär

Quelle: Soziale Fortschrëtt, Juli 2006