Die Wüstenausweitung durch weitflächige Planzungen bremsen

Die Wüstenausweitung durch weitflächige Planzungen bremsen

Prof. Dr. – Ing. Marcel Oberweis

Die Wüsten der Welt breiten sich derzeit mit bis zu 30.000 km² jährlich aus und die südlichen Mitgliedstaaten der Europäischen Union sind mittlerweile auch mit diesem ernsthaften Problem betroffen – die Nutzflächen sind von der Austrocknung bedroht.

Seit dem Jahr 1990 haben sich die Trockengebiete u.a. durch den Klimawandel um 15 bis 25 Prozent je nach Weltregion  ausgeweitet – am stärksten in Afrika und in Zentralasien. Die Vereinten Nationen haben jüngst informiert, dass jährlich 24 Milliarden Tonnen fruchtbarer Boden verloren gehen.

Etwa 40 Prozent der Landfläche der Erde gelten bereits als Trockengebiete und in ihnen lebt etwa ein Drittel der Weltbevölkerung – in der Überzahl Menschen mit geringen Perspektiven auf eine Besserstellung ihrer prekären Lebensbedingungen. Die Flüchtlingsströme innerhalb der Landesgrenzen sowie der Aufbruch in die Industrieländer sind direkten Folgen dieser Missstände.

Während die global verfügbare Ackerfläche von 1,4 Mrd. ha kontinuierlich schrumpft, wächst die Bevölkerung beständig – von 5 Mrd. Menschen im Jahr 1985 auf 7,4 Mrd. Menschen im Jahr 2017 und etwa 10 Mrd. Menschen in der Mitte des 21. Jahrhunderts. Den 1,4 Mrd. ha Ackerland weltweit steht mehr als das Doppelte an ausgelaugten Böden gegenüber.

Durch die Ausbreitung der Wüstengebiete gehen wertvolle landwirtschaftlich genutzte Flächen verloren und das fruchtbare Ackerland verödet – die Folgen sind der Hunger und die Flucht der Menschen aus den ländlichen Gegenden hin zu den Elendsviertelen der Städte.

Die aktuellen Nachrichten zeigen eine erschreckende Bilanz auf: Etwa 20 Millionen Menschen, darunter Hunderttausende Kinder, hungern in den Ländern der Sahelzone – von Mauretanien über den Tschad-See hin nach Somalia und Äthiopien. Millionen Menschen leben angesichts der zerstörten und unwirtschaftlich gewordenen Agrarflächen essen nur noch einmal täglich. Die Vereinten Nationen und die Europäische Union haben bereits ihre Bereitwilligkeit zur Linderung dieses Elends bekannt gemacht.

Zusätzlich zu dieser Hilfestellung muss jedoch die Landwirtschaft der Millionen kleinbäuerlichen Familienbetriebe auf eine sichere Grundlage gestellt werden, damit endlich dauerhafte Fortschritte erzielt werden können. Neben der schlechten Bewirtschaftung der Agrarflächen müssen die Wüstenbildung, die Abholzung und die Bodenerosion als weitere Ursachen für diese beständig wiederkehrenden humanitären Katastrophen angesehen werden. Eine der wichtigsten Ursachen für das grassierende Elend in vielen Ländern der Sahelzone stellt jedoch das hohe Wachstum der Bevölkerung dar. Die zaghaften Erfolge, treten sie denn ein, werden durch die Geburt von weiteren Millionen Kindern zunichte gemacht.

Die Degradierung der Böden bremsen und die landwirtschaftlichen Flächen rekultivieren

Um die Wüstenausbreitung zu bremsen, werden seit einigen Jahren Versuche durchgeführt – dies mit steigendem Erfolg. Es sollen an dieser Stelle zwei unterschiedliche Möglichkeiten zum Stopp der Wüstenausbreitung beschrieben werden.

Durch die Pflanzung von schnell wachsenden Bäumen in den Tropengebieten können jährlich zwischen 22,5 bis 45 Tonnen CO2 pro ha  der Atmosphäre entzogen werden. Diese Bäume weisen im Unterschied zu jenen in der gemäßigten Klimazone ein viermal höheres Potenzial zur Kohlenstoffspeicherung auf. Nach 100 Jahre würden die Bäume forstwirtschaftlich genutzt oder der energetischen Nutzung zugeführt.

Die Bäume brechen den Wind und verlangsamen die Bodenerosion. Des Weitern halten sie die Feuchtigkeit im Boden und binden mit ihren Wurzeln den nötigen Stickstoff. Den Menschen das Brennmaterial zur Verfügung und dem Vieh das Futter bereitstellen sowie durch die abfallenden Blätter zur Düngung beitragen, weitere wichtige Kernelemente dieser Pflanzaktionen. Sehr stark verkrustete Böden müssen jedoch vor der Neubepflanzung zuerst aufgebrochen werden.

Derartige Projekte werden derzeit in vielen Ländern der Sahelzone mit Erfolg durchgeführt – ein breit angelegtes Netzwerk von Wäldern ist im Entstehen begriffen. Die Investitionskosten sind gering, denn die Einheimischen führen diese Aktivitäten durch. Man spricht sogar von einer „Großen Grünen Mauer“ („big green belt“) mit einer Länge von 7.500 km und einer Breite von 15 km. Die Kosten belaufen sich auf etwa 3 Mrd. € – fürwahr ein sehr geringer Betrag gegenüber der Kapitalflucht von jährlich 50 Mrd. € aus Afrika.

Mit diesen Projekten würde eine neue grüne Landschaft erwachsen und die Ökosysteme würden den Menschen und der Natur in einem hohen Maß dienen. Die Pflanzung von Millionen Bäumen stellt deshalb den einzigen Weg dar, dem Klimawandel und der Umweltkrise gerecht zu werden. Innerhalb der Waldflächen könnten dann andere Kulturen bepflanzt werden und die Erträge würden die Hungersnot bestimmt verringern.

An dieser Stelle möchte ich an die kenianische Politikerin Friedensnobelpreisträgerin Maathai Wangari (1940-2011) erinnern. Ihr Motto lautete: „Pflanze einen Baum und rette die Welt!“ In ihrem beeindruckenden Lebensweg wurde sie nicht müde auf das Pflanzen von Bäumen für den Naturschutz hinzuweisen. Sie war die Begründerin des „Green Belt Movement“, einer Massenbewegung, die sich über mehrere Länder Afrikas erstreckt. Durch ihre nachhaltige Idee wurden seit der Gründung etwa 30 Mio. Bäume gepflanzt.

In der Begründung des Nobelkomitees im Jahr 2004 hieß es: „Frieden hängt eng zusammen mit unserer Fähigkeit, eine lebenswerte Umwelt zu erhalten. Maathai steht ganz vorne im Kampf für ein ökologisch ausgerichtetes soziales, ökonomisches und kulturelles Gleichgewicht in Kenia und in Afrika. Sie verkörpert ein ganzheitliches Denken in ihrem Einsatz für Demokratie, Menschenrechte und der Gleichberechtigung von Frauen. Wangari Maathai steht für globales Denken und lokales Handeln.“

Eine weitere Möglichkeit zur Begrünung der ausgemergelten Trockengebiete stellt der Anbau von Energiepflanzen dar. Dieser Anbau darf jedoch nicht die bereits prekäre  Produktion von Nahrungsmitteln beeinträchtigen.

Die Pflanze Jatropha ist eine ideale Bio-Energiepflanze, weist sie doch eine hohe Wachstumsrate sowie eine natürliche Resistenz gegen Schädlinge und Krankheiten auf. Sie lässt sich auf öden Landstrichen, auf minderwertigen, sandigen und sogar felsigen Böden pflanzen. Die Pflanze ist eine sehr widerstandsfähige und winterfeste Pflanze, die auch in regenarmen Umgebungen, sie benötigt nur 300 mm an jährlichem Regen.

Des Weiteren erlaubt sie das Einkommen der bäuerlichen Kleinfamilien zu erhöhen ohne die Produktion der Lebensmittel negativ zu beeinflussen. Die Bäume werden 50 Jahre alt, 12 m hoch und binden rund 25 t CO2pro Jahr und ha. Jatropha ist aufgrund der giftigen Eigenschaften kein Nahrungsmittel und eignet sich hervorragend für die Herstellung von Biodiesel und hochwertigem Düngemittel.

Die bekannteste Art ist die Purgiernuss Jatropha curcas – sie wird vermehrt in trockenen Savannengebieten angebaut und erreicht eine Höhe von 8 m. Trotz ihres üppigen Grüns kann sie auf trockenen Böden angebaut werden. Der Samen enthält einen Ölanteil von über 30 %, welches darüber hinaus, mit einer Cetanzahl von etwa 60 (Raps hat lediglich etwa 54) eines der effektivsten technisch nutzbaren Pflanzenöle ist. Die Pflanze hat eine durchschnittliche Lebensdauer von 30 Jahren.

Jatropha curcas wird von vielen Experten als ein wichtiges Element der Klimarettung in Afrika angesehen – durch den plantagenweise Anbau kann sie die Wüstenausbreitung bremsen. Darüber hinaus beeinflusst sie das regionale Klima positiv, erhöht die Niederschläge und bindet große Mengen CO2. Mitte 2011 lagen die weltweiten Anbauflächen bei 1,2 Mio. ha. Neuen Studien zufolge besteht weltweit ein Anbaupotenzial von zirka 30 Millionen ha – vor allem in Afrika.

Literaturhinweise:

1°            https://de.wikipedia.org/wiki/Jatropha

2°            https://de.wikipedia.org/wiki/Purgiernuss

3°            http://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/wangari-maathai/

4°            https://biooekonomie.uni-hohenheim.de