Von den acht Millenniumsentwicklunsgszielen zu den 17 nachhaltigen Entwicklungszielen

Anlässlich der von den Vereinten Nationen in New York vom 25. bis zum 27. September 2015 durchgeführte Konferenz wurde Bilanz über die acht Millenniumsentwicklunsgsziele (MDG) gezogen und die 17 nachhaltigen Entwicklungsziele (SDG) wurden verabschiedet. Bedingt durch die Tatsache, dass das 2015 das internationale Jahr für die Entwicklungszusammenarbeit ist, war es wichtig nunmehr die Agenda post-2015 2030, die „Agenda für nachhaltige Entwicklung“ auf den Weg zu bringen.

Zur Erinnerung sei vermerkt, dass die acht Millenniumsentwicklunsgsziele im Jahr 2000 von der internationalen Staatengemeinschaft ins Leben gerufen wurden, mit dem Ziel, die Bekämpfung von Armut und Hunger bis zum Jahr 2015 mit Erfolg durchzuführen. Des Weiteren wurde vereinbart, einen großen Teil der Menschheit von den Fesseln des Analphabetentums und von Krankheiten zu befreien.

Die diesjährige Konferenz wurde auch die Enzyklika „Laudate si“, verfasst von Papst Franziskus, in welcher er betont, dass es einer neuen universalen Solidarität bedarf, in der die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar miteinander verbunden sind. Nur dann kann die Erde als „unser gemeinsames Haus“ bewahrt werden.

Bilanz der acht Millenniumsentwicklungsziele

Die Millenniumsentwicklungsziele haben zur erfolgreichsten Bewegung im Kampf gegen den Hunger und die Armut in der Geschichte geführt und dienen als Sprungbrett für eine neue Agenda zugunsten einer nachhaltigen Entwicklung, die dieses Jahr angenommen werden soll. Es wird möglich sein, diese Plagen mit viel Engagement und finanziellen Mitteln innerhalb der nächsten Generation zu beseitigen. Die Millenniumsentwicklungsziele stellten das wichtige Fundament dar und untermauern, dass die Regierungen, die Unternehmen und die Zivilgesellschaft durch eine intensive Zusammenarbeit erreichen, dass die benötigten positiven Veränderungen auf der Erde erzielt werden können, wenn denn der Wille dafür herrscht. Vor dem Hintergrund, dass etwa 6 Milliarden Menschen auf den Planeten im Jahr 2000 lebten, nunmehr aber deren 7,4 Milliarden Menschen sich die Erde mit ihren Ressourcen teilen, wurde vermeldet, dass einige beachtliche Erfolge erzielt werden konnten.

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Andere Ziele jedoch wurden jedoch nicht oder nur unbefriedigend erreicht, darunter auch die Reduzierung der Müttersterblichkeit. Als besondere Schwachstelle der MDGs erkannte man viel zu spät, dass sie zu stark auf einzelne Themen fokussiert waren und den komplexen vernetzten Zusammenhang in Richtung Entwicklung nur ungenügend gerecht wurden.

Es wurde aufgezeigt, dass Millionen Menschen aus der Armut geholt und die Lebensbedingungen für Millionen Frauen und Mädchen verbessert wurden. Die Zahl der Menschen, die noch in extremer Armut leben, ist um mehr als die Hälfte von 1,9 Milliarden im Jahr 1990 auf 836 Millionen im Jahr 2015 gesunken. Zusätzlich konnten beachtliche Erfolge in den Bereichen Gesundheit und Wohlbefinden erzielt werden, um dergestalt neue Möglichkeiten für ein besseres Leben, vor allem in den abgeschiedenen Landesteilen und in den Slums zu erreichen.

Seit dem Jahr 1990 ist die Sterblichkeitsrate bei Kindern unter fünf Jahren um mehr als die Hälfte gesunken, von 90 auf 43 pro 1.000 Lebendgeburten. Die Müttersterblichkeit verringerte sich ebenfalls weltweit um 45 Prozent. Durch gezielte Investitionen bei der Bekämpfung von Krankheiten u.a. Aids und Malaria wurden sehr gute Resultate erzielt.

Des Weiteren wurden wir Zeugen einer erfreulichen Verbesserung bei der Geschlechtergleichheit in den Schulen. Es gehen mehr Mädchen zur Schule und Frauen haben in den letzten 20 Jahren in fast 90 Prozent der 174 Länder politische Erfolge erzielen können. Der durchschnittliche Anteil von Frauen im Parlament hat sich in den vergangenen 15 Jahren fast verdoppelt.

Weltweit haben 2,5 Milliarden Menschen keinen Zugang zu verbesserten Sanitäreinrichtungen und 946 Millionen Menschen müssen noch immer die Notdurft im Freien verrichten – ein großes Gesundheits- und Umweltrisiko.

Es wurde bei allem Erfolg, welcher in Richtung mehr Gerechtigkeit vermeldet wurde, darauf hingewiesen, dass hohe Ungleichheiten zwischen verschiedenen Regionen und Ländern bestehen. Trotz vieler Fortschritte leben derzeit noch immer 1,3 Milliarden Menschen mit weniger als 1,25 $ pro Tag, um das karge Leben zu fristen.

Leider stellen die vielen aktuellen Kleinkriege die größte Bedrohung für die menschliche Entwicklung dar und die ersten Konflikte um Wasser und Ressourcen lodern bereits und verringern die Chance auf eine bessere Zukunft von Millionen Menschen, ihr Los – sie werden Flüchtlinge und irren ziellos in der Welt herum. Die Kinder der ärmsten 20 Prozent aller Haushalte haben eine mehr als doppelt so hohe Unterentwicklungswahrscheinlichkeit wie die der reichsten 20 Prozent. Sie besuchen auch mit viermal so hoher Wahrscheinlichkeit keine Schule. In von Konflikten betroffenen Ländern ist der Anteil der Kinder, die keine Schule besuchen, von 30 Prozent im Jahr 1999 auf 36 Prozent im Jahr 2012 angestiegen.

Mit Blick auf die Umwelt und den Biodiversitätsverlust musste man anerkennen, dass der Ausstoß von Kohlenstoffdioxid um mehr als 50 Prozent seit dem 1990 angestiegen ist. Der aufkommenden Klimawandel lässt Millionen Menschen zu Umweltflüchtlingen werden. Bedingt durch den Wassermangel, welcher mittlerweile 40 Prozent aller Menschen weltweit betrifft, kommt es folglich zu Ernährungsproblemen. Das Bild wird noch durch das „Landgrabbing“ verdüstert.

Trotzdem verbleibt ein Wermutstropfen, denn die öffentliche Entwicklungshilfe der reichen Industrieländer erhöhte sich zwischen den Jahren 2000 und 2014 um 66 Prozent auf 135,2 Milliarden $. Aber das 0,7 % des BIP wurde außer in einigen Ländern total verfehlt. Nur Dänemark, Großbritannien, Schweden. Norwegen und Luxemburg lagen über dem Zielwert der Vereinten Nationen im Jahr 2014. Man muss diese Zahl mit den weltweiten Militärausgaben in Höhe von Hunderten Milliarden $ vergleichen.

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17 neue nachhaltige Entwicklungsziele wurden auf den Weg gebracht

Die Agenda für nachhaltige Entwicklung beinhaltet 17 Ziele und 169 Unterziele, die bis zum Jahr 2030 erreicht werden sollen. Es gilt vor allem, die Armut in jeder Form weltweit zu beenden. Als Novum gilt, dass nunmehr auch die ökologischen Aspekte in die Zielvorgaben Eingang gefunden habe d.h. man führt die Armutsbekämpfung und die Nachhaltigkeit in einer Agenda zusammen. Zudem betreffen diese nachhaltigen Entwicklungsziele nicht mehr nur die Entwicklungsländer, sondern sind für alle Staaten verbindlich.

Die Agenda 2030 möchte Erfolge in vielen Bereichen erzielen u.a. das nachhaltige Wirtschaftswachstum organisieren, die Versorgungsstrukturen für die Städte aufbauen, die menschlichen Lebensräume schützen, die ressourceneffiziente Industrialisierung unterstützen, die nachhaltige Energieversorgung mit den erneuerbaren Energien in die Wege leiten, der Anpassung an den Klimawandel einen hohen Stellenwert zuordnen sowie den nachhaltigen Verbrauch organisieren. Vor allem muss dafür gesorgt werden, dass endlich Frieden herrscht und die Gerechtigkeit in neue Bahnen gelenkt wird. Die Konferenz der Vereinten Nationen hat die 17 Ziele und die 169 Unterziele am 27. September verabschiedet, diese sind im Folgenden aufgeführt:

  1. Die Armut in jeder Form und überall beenden
  2. Den Hunger beenden, Ernährungssicherheit und eine bessere Ernährung erreichen und eine nachhaltige Landwirtschaft fördern
  3. Ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern
  4. Inklusive, gerechte und hochwertige Bildung gewährleisten und Möglichkeiten des lebenslangen Lernens für alle fördern
  5. Geschlechtergerechtigkeit und Selbstbestimmung für alle Frauen und Mädchen erreichen
  6. Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser und Sanitärversorgung für alle gewährleisten
  7. Zugang zu bezahlbarer, verlässlicher, nachhaltiger und zeitgemäßer Energie für alle sichern
  8. Dauerhaftes, inklusives und nachhaltiges Wirtschaftswachstum, produktive Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit für alle fördern
  9. Eine belastbare Infrastruktur aufbauen, inklusive und nachhaltige Industrialisierung fördern und Innovationen unterstützen
  10. Ungleichheit innerhalb von und zwischen Staaten verringern
  11. Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, widerstandsfähig und nachhaltig machen
  12. Für nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sorgen
  13. Umgehend Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen ergreifen – (in Anerkennung der Tatsache, dass die UNFCCC das zentrale internationale, zwischen-staatliche Forum zur Verhandlung der globalen Reaktion auf den Klimawandel ist)
  14. Ozeane, Meere und Meeresressourcen im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung erhalten und nachhaltig nutzen
  15. Landökosysteme schützen, wiederherstellen und ihre nachhaltige Nutzung fördern, Wälder nachhaltig bewirtschaften, Wüstenbildung bekämpfen, Bodenverschlechterung stoppen und umkehren und den Biodiversitätsverlust stoppen
  16. Friedliche und inklusive Gesellschaften im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung fördern, allen Menschen Zugang zur Justiz ermöglichen und effektive, rechenschaftspflichtige und inklusive Institutionen auf allen Ebenen aufbauen
  17. Umsetzungsmittel stärken und die globale Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung wiederbeleben.

Man erkennt, der Verbesserung der Gesundheitsversorgung, vor allem der ärmsten Menschen muss mit Vorrang behandelt werden. Zusätzlich möchte man die Ernährung der Milliarden Menschen auf dem Planeten sichern, doch dazu bedarf es vor allem ertragreicher Agrarflächen und sauberem Wasser. Die nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser erlaubt die Sanitärversorgung von Hunderten Millionen Menschen, im Gefolge werden die mit unsauberem Wasser verbundenen Krankheiten mit Erfolg bekämpft werden. Dies ist in Anbetracht der schleichenden Konsequenzen des Klimawandels eine „titanische“ Herausforderung.

„Die im Entstehen begriffene Post-2015 Entwicklungsagenda, einschließlich der nachhaltigen Entwicklungsziele, strebt danach, auf unsere Erfolge aufzubauen, und alle Länder gemeinsam auf den richtigen Weg zu bringen, im Dienste einer wohlhabenderen, nachhaltigeren und gerechteren Welt”, sagte der UN-Generalsekretär Ban Ki-moon, anlässlich der Konferenz.

Schlussgedanken

Der Handlungsdruck für die Umsetzung der nachhaltigen Entwicklungsziele ist groß, hat sich doch die Weltwirtschaft seit dem Jahr 1990 verdoppelt und die geforderte Entkopplung vom Umweltverbrauch wurde nicht erreicht. Die klimaschädlichen Treibhausgasemissionen sind heute 40 Prozent höher und der globale ökologische Fußabdruck hat sich verdoppelt so hoch. Das bisherige Wohlstandsmodell der reichen Regionen der Welt gerät an seine Grenzen.

Die aktuelle Flüchtlingswelle zeigt eindeutig, dass es mehrere Krisen sind, die die Menschen aus ihren Heimatländern aufbrechen lassen. Es muss uns gelingen, die nachhaltige Entwicklung zum Wohl der bisher benachteiligten Menschen zu entfalten. Die Partnerschaft, die bisher nur einseitig die Reichen auf Kosten der Armen „begünstigte“, kann nicht mehr toleriert werden.

Die nun verabschiedeten 17 Ziele müssen umgehend die brisanten Probleme lösen, vor allem die gerechte Ernährung aller Menschen garantieren und den kleinbäuerlichen Familienbetriebe eine echte Chance in dem sich anbahnenden Liberalisierungsgehabe anzubieten, damit sie auf dem Weltmarkt „mithalten“ können. Dies setzt voraus, dass die Schieflage bezüglich der Zölle mit Vehemenz ausgemerzt wird. Hier muss die Europäische Union ebenfalls ihren Willen bekunden, durch Zollsenkungen den europäischen Markt stärker für Importe aus den Entwicklungsländern zu öffnen.

Als Erfolg kann bereits verbucht werden, dass auf etwa 84 Prozent der Exporte aus den am wenigsten entwickelten Ländern in die Industrieländer keine Zölle im Jahr 2014 erhoben wurden – eine löbliche Tat. Dies erlaubt diesen Ländern ihren Schuldendienst zu begleichen und der Überschuldungsfalle zu entrinnen.

Die Agenda 2030 wird vom Geist einer neuen globalen Partnerschaft getragen, in welcher nur noch eine gemeinsame Verantwortung für alle Menschen hinsichtlich des Planeten und der Umwelt vorherrscht. Die Post-2015 Agenda wird ab 2016 die acht Millenniumsentwicklunsgsziele ablösen, diese ist ein ambitioniertes Vorhaben und die Verwirklichung kann nur gelingen, wenn sich alle Menschen in einer aktiven Zivilgesellschaft zusammenschließen. Wenn sich kein Erfolg einstellen soll, dann werden Konflikte aufkommen und niemand vermag vorauszusagen, welche die Entwicklung die Welt dann nimmt.

Es kann keine weitere Verzögerung hingenommen werden, es bedarf der gemeinsamen Kraft, im Sinne der nachhaltigen Entwicklung das Gleichgewicht zwischen dem wirtschaftlichen Fortschritt, dem sozialen Ausgleich und der ökologischen Vernunft zu vereinbaren. Die Sicherung des Friedens und der Menschenwürde verlangen von uns allen den höchsten Einsatz.

Wie hat es treffend Aart De Geus, der Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann Stiftung formuliert: „Wir als reiche Länder können uns mit unserer wachsenden sozialen Ungleichheit und Ressourcenverschwendung nicht mehr länger als die Lehrmeister der Welt darstellen.”

Und Mahatma Gandhi hat uns persönlich aufgefordert, unsere Denk- und Handlungsweisen zu ändern: „Lebe einfach, damit andere einfach nur leben können.“

Literaturhinweise:

http://www.bmz.de/de/was_wir_machen/ziele/ziele/2030_agenda/millenniumsziele/index.html

http://menschliche-entwicklung-staerken.dgvn.de/menschliche-entwicklung/ziele-fuer-nachhaltige-entwicklung-sdgs/

http://www.euractiv.de/sections/entwicklungspolitik/nachhaltige-entwicklung-zu-viele-entwicklungsziele-erschweren-die-un

https://www.eda.admin.ch/post2015/en/home.html