Die Klimakonferenz der Vereinten Nationen in Paris

Die 21. Vertragsstaatenkonferenz der Klimarahmenkonvention (COP21) und die 11. Vertragsstaatenkonferenz des Kyoto-Protokolls (CMP11) findet in Paris ab dem 30. November 2015 statt. Die Klimakonferenz dient der Bestandsaufnahme über den ökologischen Zustand des Planeten. Das ausgemachte Ziel ist die Verabschiedung eines internationalen Übereinkommens, welches die Industrieländer und nunmehr auch die aufstrebenden Schwellenländer dringend auffordert, die Treibhausgasemissonen zu verringern. Als überaus wichtiges Ziel der Pariser Konferenz gilt die Verabschiedung des Abkommens zur Begrenzung des Temperaturanstiegs auf 2 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau bis Ende dieses Jahrhunderts. Der Generalsekretär der Vereinten Nationen Ban Ki-moon bezeichnete nicht umsonst den Klimawandel als die größte Herausforderung in der Geschichte der Menschheit.

Anlässlich der COP21 soll ein Nachfolgevertrag für das Kyoto-Protokoll, welches im Jahr 2020 ausläuft, ein neues Abkommen mit verbindlichen Klimazielen für alle 194 Mitgliedsstaaten vereinbart werden. Nur durch resolute Maßnahmen werden der weitersteigenden Weltbevölkerung die Möglichkeiten geboten, die nötigen Schritte zur Anpassung an die Klimaveränderungen aufzusuchen. Bedingt durch den Klimawandel werden immense Schäden verursacht, welche sich seit der Jahrtausendwende zusehends verschärfen. Laut den Schätzungen des Weltklimarates betragen die weltweiten Schäden durch die extremen Wetterereignisse u.a. Wirbelstürme, Erosion und Erdrutsche sowie Überschwemmungen seit dem Jahr 1980 etwa 200 Milliarden $ jährlich. Noch gravierender und kaum abschätzbar sind die langfristigen Folgen des Klimawandels u.a. der Verlust der Biodiversität, die Meeresspiegelerhöhung und die Versauerung der Ozeane. Zusätzlich wirkt sich der Verlust an wertvollen landwirtschaftlichen Flächen aus, die dringend für die Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung benötigt werden. Die Gefahr der weiter steigenden Erdtemperatur hängt wie ein Damoklesschwert über Hunderten von Millionen Menschen, denn ihre Lebenschancen werden stark eingeschränkt. Die folgende Aussage trifft den Kern aller Bemühungen: Die menschlichen, wirtschaftlichen und ökologischen Kosten unserer Tatenlosigkeit sind weitaus höher als die Kosten, die das rechtzeitige und zielgerichtete Handeln verursacht.

Dieses Jahr sollen die Verhandlungen in der Form durch das Instrument der „Intended Nationally Determined Contributions INDCs“ (die nationalen Beiträge) erleichtert werden. Neben den bezifferten Minderungszielen, die sich die einzelnen Staaten setzen, können sie in den INDCs auch die Maßnahmen und Politiken aufführen, mit denen sie zur Begrenzung der Erderwärmung beitragen wollen. Während die Realwirtschaft in den Verhandlungen bisher gar nicht vorkam, bieten die INDCs nun ein konkreteres und die verschiedenen Wirtschaftssektoren einbeziehendes Instrument. Die 28 Mitgliedstaaten der Europäischen Union haben am 6. März 2015 einen gemeinsamen Beitrag vorgelegt, der auf den anlässlich des Europäischen Rats im Oktober 2014 beschlossenen Zielen und Orientierungen basiert. Die EU will bis 2030 eine Verringerung um mindestens 40% gegenüber dem Stand von 1990 erreichen – entsprechend der langfristig verfolgten Perspektive einer Minderung der THG-Emissionen um 80% bis 95% bis 2050 gegenüber 1990.

Es besteht kein wissenschaftlicher Zweifel daran, dass die Treibhausgasemissionen, die Verschwendung von Energieträgern, die Verschmutzung der Ozeane und der Landflächen, die Austrocknung von gewaltigen Agrarflächen sowie das Fehlen einer effizienten Kreislaufwirtschaft die Lebensräume zerstören und die lebenswichtigen Ressourcen Wasser, Boden und Luft auf eine nicht nachhaltige Weise vernichten. Angesichts dieser Gefahren kommt der Konferenz in Paris, die in einem Jahr stattfinden wird, zentrale Bedeutung zu – die COP21 ist zum Erfolg verurteilt.

Klimaschutzpolitik ist auch eine Friedensdividende

Die klimatischen Veränderungen erschüttern die wirtschaftlichen und sozialen Gleichgewichte auf der Erde, sie rufen Gefahren für die Sicherheit der Länder hervor. Die aktuellen Migrationsbewegungen lassen sich zum Teil auf die negativen Auswirkungen des Klimawandels zurückzuführen. Die Dürreperioden, die Verringerung der landwirtschaftlich nutzbaren Flächen, die Erosion und der der Anstieg des Meeresspiegels machen manche Gebiete unbewohnbar und treiben die dort lebende Bevölkerung in die Flucht. Oft suchen die Umweltflüchtlinge Zuflucht in den bereits überbevölkerten Städten und Regionen. Bedingt durch die Tatsache, dass wir es nicht schaffen werden, den Temperaturanstieg auf weniger als 2 Grad Celsius zu stabilisieren, werden die Bedrohungen des Friedens und der Sicherheit zahlreicher und intensiver werden. Die zunehmende Desertifikation instabiler Gebiete u.a. die Sahelzone würde der Entwicklung den kriminellen Netzwerken noch Vorschub leisten. Die gesamte Sahelzone von Senegal über Burkina Faso und dem Sudan bis zum Persischen Golf könnte zu einem Dürregürtel werden mit verheerenden Auswirkungen auf die angrenzenden Regionen.

Eingedenk dieses Wissens müssen umgehend die notwendigen Schritte eingeleitet werden, um die Erwärmung auf unter 2 Grad Celsius zu begrenzen. Der nachhaltige Umgang mit der Energie stellt ein wichtiges Element dieses vernetzten Denkens dar. Die Menschheit muss in eine Weltgemeinschaft für saubere Energie umgewandelt werden, geprägt durch die verringerte Abhängigkeit von fossilen Energieträgern. Die Dekarbonisierung und die Nutzung der erneuerbaren Energien sowie der Schutz der Biodiversität unterstützen die Sicherheit – die gerechte Verteilung der Naturressourcen ist die direkte Folge.

Klimafondsfonds – ein Segen für die Entwicklungsländer

Die Auswirkungen des Klimawandels werden den Menschen zusehends bewusster und es werden weltweit vielfältige Bemühungen auf dem Weg hin zur nachhaltigen Entwicklung unternommen. Die Klimakonferenz in Lima (Dezember 2014) hat den Weg für die Unterzeichnung eines neuen globalen Klimaabkommens in Paris 2015 geebnet, welches im Jahr 2020 in Kraft treten soll. Es wurde ebenfalls beschlossen, einen mit jährlich 100 Milliarden $ gespeisten Klimafonds ab dem Jahr 2020 aufzulegen. Die Aufforstung der tropischen Regenwälder, der verbesserte Küstenschutz, die Eindämmung des Biodiversitätsverlustes sowie die großflächige Nutzung der erneuerbaren Energien stellen die Eckpunkte der nachhaltigen Entwicklung dar. Man möge sich vergegenwärtigen, dass der Flug über Afrika bei Nacht über weite Distanzen kaum Licht entdecken lässt – alles liegt im Dunkeln. Verfügen mehr als drei Viertel der Afrikaner bis heute über keinen Zugang zu moderner Energie, so sind es weltweit mehr als 1,8 Milliarden Menschen. Ihnen fehlt der Anschluss an die Segnungen der elektrischen Energie und folglich wirkt die menschliche Entwicklung auf allen Ebenen gehemmt. Wenn aber Energie bereitgestellt werden soll, dann mittels der Nutzung aller erneuerbaren Energien, über welche die Entwicklungsländern in hohen mengen verfügen.

Neben der Energie darf jedoch nicht vergessen werden, dass die Entwicklung nur durch die Bereitstellung von sauberem Trinkwasser gelingen kann, denn Wasser ist für das menschliche Dasein unabdingbar und in vielen Regionen der Entwicklungsländer eine äußerst kostbare, knappe und teure Lebensressource. Die Vereinten Nationen schätzen, dass etwa 2 Milliarden Menschen im Jahr 2025 in Ländern mit absoluter Wasserknappheit leben. Die Folgen sind heute bereits bekannt – die Menschen werden ihre Heimat verlassen und die Flüchtlingsheere werden sich dramatisch vergrößern.

Die bereitgestellten Finanzmittel sollen den Menschen in den Entwicklungsländern die Anpassung an den Klimawandels ermöglichen und ihnen helfen, ihre Wirtschaft ebenfalls auf einen klimafreundlichen Kurs im Einklang mit dem 2-Grad-Ziel zu bringen – dies im Einklang mit der geforderten nachhaltigen Entwicklung.

Prof. Dr. – Ing. Marcel Oberweis

 

Zréck