Erster Lichtblick in der Entwicklungshilfepolitik

Den rezenten Aussagen der Weltbank zufolge hat die Menschheit ein wichtiges Zwischenziel im Kampf gegen die Armut und den Hunger sowie der Versorgung mit Trinkwasser früher als geplant erreicht. Ein Blick zurück – im September 2000 wurde die Millenniumserklärung verabschiedet, welche mehrere Handlungsfelder der Entwicklungshilfe beinhaltete u.a. die Armutsbekämpfung, den Schutz der gemeinsamen Umwelt, die Ausbildung und die Trinkwasserversorgung. Den Anteil der Menschen, die in extremer Armut leben, bis zum Jahr 2015 gegenüber dem Jahr 2000 zu halbieren, galt als wichtigste Maxime. Ebenfalls hatte sich Weltgemeinschaft die Aufgabe gestellt, dass 88 Prozent der dann lebenden Menschen über sauberes Wasser verfügen sollten.

Erste Lichtblicke in der Entwicklungshilfepolitik

* Marcel Oberweis

Den rezenten Aussagen der Weltbank zufolge hat die Menschheit ein wichtiges Zwischenziel im Kampf gegen die Armut und den Hunger sowie der Versorgung mit Trinkwasser früher als geplant erreicht. Ein Blick zurück – im September 2000 wurde die Millenniumserklärung verabschiedet, welche mehrere Handlungsfelder der Entwicklungshilfe beinhaltete u.a. die Armutsbekämpfung, den Schutz der gemeinsamen Umwelt, die Ausbildung und die Trinkwasserversorgung. Den Anteil der Menschen, die in extremer Armut leben, bis zum Jahr 2015 gegenüber dem Jahr 2000 zu halbieren, galt als wichtigste Maxime. Ebenfalls hatte sich Weltgemeinschaft die Aufgabe gestellt, dass 88 Prozent der dann lebenden Menschen  über sauberes Wasser verfügen sollten.

Nunmehr wurde mitgeteilt, dass die Zahl der Menschen, die mit weniger als 1,25 $ pro Tag leben, bereits im Jahr 2010 erreicht wurde. Der Weltbank-Definition zufolge lebten etwa 1,94 Milliarden Menschen – 50,2 Prozent – in extremer Armut im Jahr 1981 dieser Wert verringerte sich auf 22 Prozent im Jahr 2008. Hält diese erfolgreiche Entwicklung an, wird die Zahl um weitere 290 Millionen Menschen bis zum Jahr 2015 zurückgehen. Die Weltbank wies jedoch darauf hin, dass ihre Erhebung noch auf einer dünnen Datengrundlage beruht.

Leider konnte dieser positive Trend in Afrika nicht beobachtet werden, denn der Prozentsatz der in absoluter Armut lebenden Menschen in der Sub-Sahara beträgt 47,5 Prozent. Hier muss die Entwicklungshilfearbeit noch in einem bedeutenden Maß erhöht werden. Leider verhindern die unzähligen Kleinkriege auf dem Schwarzen Kontinent zusätzliche Hilfestellungen, schlimmer noch, das bisher Erreichte kann in vielen Ländern nicht weiter gedeihen. Laut den Unterlagen der Vereinten Nationen haben rund 780 Millionen Menschen kein sauberes Trinkwasser. Es ist eine schreckliche Tragödie, sterben doch etwa 3.000 Kinder täglich an Durchfall, durch das schmutzige Wasser hervorgerufen.

Die Vereinten Nationen haben in den letzten Tagen mitgeteilt, dass 89 Prozent der Menschheit nunmehr Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. Demzufolge trinken 6,1 Milliarden der 7,1 Milliarden Menschen frisches Wasser, immerhin zwei Milliarden Menschen mehr als im Jahr 1990. Dieser Erfolg ist geprägt durch den wirtschaftlichen Aufschwung in Ost- und Südasien. Jeder zweite Bewohner in China und Indien verfügt nun über sauberes Wasser. Es wurde vermerkt, dass sich der Prozentsatz der Menschen mit Zugang zu sauberen Quellen in China seit 1990 von 67 auf 91 Prozent erhöht hat und in Indien von 69 auf 92 Prozent. Leider haben die Menschen südlich der Sahara dieses Glück nicht, noch immer stehen 63 Prozent der Menschen kein sauberes Wasser zur Verfügung.

In Sachen sanitäre Anlagen hat die Weltgemeinschaft noch viel Arbeit vor sich, obwohl es sich um ein technisches Problem handelt, denn nur 63 Prozent der Weltbevölkerung verfügen über hygienische Toiletten. Das ausgemachte Ziel für das Jahr 2015 wurde mit 75 Prozent festgelegt. Deshalb kann es nicht erstaunen, dass etwa 1,1 Milliarden Menschen, vornehmlich in Afrika, durch Fäkalien und Dung krank werden. Die Cholera als direkte Folge grassiert in diesen Landstrichen und ruft eine hohe Sterblichkeit, insbesondere bei den Kindern unter 5 Jahren, hervor. Ist es in diesem Zusammenhang nicht erschreckend, festzustellen dass die Benutzung des Handtelephons in Afrika und in Indien allgegenwärtig ist, es dort aber an sanitären Einrichtungen mangelt.

Wenn jedoch die acht Millenniumsziele in ihrer gesamten Breite erreicht werden sollen, dann bedarf es der gerechteren Welt, in welcher die demokratischen Regeln herrschen und die Menschenrechte respektiert werden sowie die soziale Gerechtigkeit gewährleistet wird. Die Politik muss sich deshalb den Kriterien der nachhaltigen Entwicklung unterordnen. Dies kann nur dann geschehen, wenn sich ebenfalls die reichen 1,2 Milliarden Menschen an diesem Prozess beteiligen.

Wichtige Voraussetzungen zur Gesundung der Lage insbesondere in Afrika sind die verbesserte Ernährungslage im ländlichen Raum, der Schutz der Frauenrechte sowie die Energiebereitstellung auf Basis der erneuerbaren Energien. Leider wird der verbesserte Zugang zu Bildung für die Jugendlichen und die Frauen bis zum Jahr 2015 nicht erreicht werden. Die aktuellen Krisen und die geschwächte Weltkonjunktur sowie die wachsende Weltbevölkerung behindern diesen Weg.

Die zentrale Herausforderung an die Weltgemeinschaft besteht in der Forderung, alle Menschen in den Globalisierungsprozess einzubinden und der Verelendung von Hunderten Millionen Menschen radikal ein Ende zu setzen, die aktuelle Lage kann nicht weiter geduldet werden. Die Verwirklichung einer sozial- und umweltgerechten Lebens- und Wirtschaftsweise in den ärmsten Entwicklungsländern, so lange und schwierig dieser Prozess sein mag, eröffnet ungeahnte Gestaltungsspielräume.

Wenn die Armen ihren Fuß erst auf die unterste Sprosse der Entwicklungsleiter gesetzt haben, dann werden sie die Kraft entwickeln, auch die folgenden Sprossen zu erklimmen, hier bedarf es globale Solidarität zwischen allen Menschen. Alle können den Frieden und die Freiheit erst dann voll genießen, wenn die extreme Armut in allen Teilen der Welt abgeschafft ist. Das nötige Vertrauen schaffen und die tragfähigen Lösungen einbringen, stellt unsere gemeinsame Aufgabe dar.