Den Stellenwert der Biolandwirtschaft erhöhen

Vor Jahresfrist wurde das neue Agrargesetz im Parlament verabschiedet und ein wichtiger Aspekt desselben war die Verpflichtung, den Biolandbau während der Periode 2007 bis 2013 tatkräftig zu unterstützen, wenn möglich auszubauen. Die Regierung hat Wort gehalten und ihren Aktionsplan “Biologische Landwirtschaft“ vorgestellt. Freie Tribüne von Marcel Oberweis, CSV Abgeordneter

Bedingt durch die Tatsache, dass sich die Bioprodukte während den vergangenen Jahren einer wachsenden Beliebtheit erfreuten, die Produktion der heimischen resp. regionalen Anbietern jedoch nicht Tritt halten konnte, soll nun das Gleichgewicht zwischen der Nachfrage und dem Angebot hergestellt werden. Dies aufgrund der Tatsache, dass eine Importquote von 80 Prozent in Punkto Einkauf von Bioprodukten in Luxemburg vorherrscht. Da diese sogar aus China und Südamerika eingeflogen werden, muss die Frage nach der CO2-Bilanz pro angelieferter Tonne Obst und Gemüse nachgefragt werden. 

In Luxemburg sind die Bauernbetriebe, welche nach den konventionellen als auch den biologischen Kriterien arbeiten, auf die Bereiche Fleisch und Milch orientiert. Die Bereiche Gemüse und Eier hingegen werden noch stiefmütterlich behandelt, es liegen nur wenige Lichtblicke bis heute vor. 

Der auf drei Jahre ausgelegte Aktionsplan beinhaltet mehrere Arbeitsfelder u.a. die Informationskampagnen an die Zielgruppen, der Ausbau von Forschungsarbeiten sowie die Kontrollverfahren, wobei das erstgenannte Feld die Verbraucher und die Produzenten zu einem verstärkten „Mehr“ anspornt. Wenn jedoch die Verbraucher bereit sind, für die täglich auf dem Teller liegenden Gemüse- und Obstsorten mehr zu bezahlen und somit die Produzenten ihren gerechten Preis erhalten, dann werden mehr Landwirte den Schritt in die biologische Landwirtschaft wagen. Man kann nur hoffen, dass sich Jugendliche aus dem Landwirtschaftssektor für diese Idee einbringen. 

Im Jahr 2008 wurden nur 3.535 ha Land nach den Regeln der biologischen Landwirtschaft beackert, nur 2,78 Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche. Bis 2013 möchte man 6000 ha erreichen, ein kühnes Unterfangen. Rund 85 Betriebe haben sich bis heute eingebracht, von den Viehhaltern über die Imker bis zu den Molkereien. Damit sich die Verbraucher dieser nachhaltigen Idee des Biolandbaues annehmen, soll in den einzelnen Regionen des Landes ein „Einkaufsdokument“ erstellt werden, mittels welchem sie die nötigen Informationen über die Betriebe, die Verkaufspunkte und die Restaurantbetriebe erhalten. Mehr Informationen erhält der interessierte Leser durch einen Blick in die „homepages“: www.ibla.lu, www.oekolandbau.lu und www.asta.lu

Für den dreijährigen Aktionsplan werden 300.000 € pro Jahr bereitgestellt, wohlwissend, dass dieses nur der erste Schritt bedeuten kann. Die hier eingespannten Partner sind die Betriebe „Verenegung fir biologesche Landbau Letzebuerg“ und „Veräin fir biologesch-dynamisch Landwirtschaft“ sowie der „Lycée Technique Agricole“ in Ettelbrück und der einschlägige Handel. 

Man kann nur hoffen, dass die politische Aussage nun konkrete Schritte auf dem Terrain nach dem „Mehr an Biolandbau“ hervorrufen möge. Informationen sind wohl wichtig und nützlich, aber wir müssen vielmehr darauf drängen, dass insbesondere den Kindern in allen Schulkantinen die konventionellen und die biologischen Produkte aus den heimischen Gegenden vorgesetzt werden, denn sie sind die Kunden von morgen.
Die Produktion kann jedoch nur gesteigert werden, wenn die Verbraucher bereit sind, für ihre Nahrungsmittel „mehr“ zu bezahlen, denn nur dann können die konventionelle und die biologische Landwirtschaften, die nach den nachhaltigen Kriterien arbeiten, hier im Land überleben.

Marcel Oberweis, CSV – Abgeordneter, 17. Februar 2009 

Präsident der parlamentarischen Kommission Landwirtschaft, Weinbau und Ländliche Raumentwicklung