Klimawandel – nicht der Lächerlichkeit preisgeben!

“Die Verschwendung der begrenzten fossilen Energieträger und die Umweltzerstörung müssen gestoppt werden, wenn wir den kommenden Generationen nicht ihre Lebensqualität total vermiesen wollen.” Freie Tribüne von Dr.-Ing. Marcel Oberweis, CSV Abgeordneter

Der Bericht des UNO-Klimarates IPCC weist auf den Klimawandel hin, der laut Aussagen der Wissenschaftler nicht mehr abzuwenden ist. Selbst mit einer deutlichen klimapolitischen Wende werden wir die schwer wiegenden Folgen bestenfalls abmildern, wir erwarten die mögliche Erwärmung der Atmosphäre bis zu 6,4 Grad C je nach Regionen auf unserem Planeten. Das Klimasystem der Erde hat sich seit Beginn der Industrialisierung (1769) verändert, wobei der Mensch entscheidend mitgewirkt hat. Als Damoklesschwert erweist sich der Verlust der biologischen Vielfalt, für 20 bis 30 Prozent aller Arten besteht ein hohes Risiko des Aussterbens, wenn sich die Atmosphäre mehr als 2 Grad C erhöhen wird.

Fast alle Wissenschaftler, außer einigen wenigen Ewiggestrigen, sind davon überzeugt, dass der überwiegende Teil der aktuellen Erwärmung durch die ungehemmt steigenden Emissionen von Kohlendioxid und anderen Treibhausgasen in der Atmosphäre durch den Menschen verursacht wird. Die CO2-Konzentration in der Atmosphäre hat sich von 275 ppm im Jahr 1865 auf rund 380 erhöht, dies durch die Verbrennung der fossilen Energieträger (Kohle, Erdöl, Erdgas). Die Hauptemittenten der Treibhausgase waren und sind noch immer die reichen Industrieländer. Die Schwellenländer u.a. China und Indien, auch wenn sie nun den wirtschaftlichen Gewaltritt reiten sowie die Entwicklungsländer, waren nie stark beteiligt.

Der Energieverbrauch und die CO2-Emissionen werden bis 2030 um etwa 60 Prozent ansteigen und noch werden Erdöl, Erdgas und Kohle etwa 83 Prozent des weltweiten Energiehungers im Jahr 2030 decken. Wenn wir nicht gegensteuern, wird auch der Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase weiter ansteigen. Angesichts der zur Neige gehenden Reserven an fossilen Energieträgern werden die kommenden Jahre von wirtschaftlichen Spannungen geprägt sein.

Die EU-27 hat sich zum Motor der nachhaltigen Entwicklung erkoren, sie will ihre Treibhausgasemissionen um mindestens 30% bis 2020 und sogar um 80% bis 2050 zu reduzieren. Die Studie von Sir Nicholas Stern hat gezeigt, dass sofortiges Handeln, um den Klimawandel und den Temperaturanstieg aufzuhalten, Kosten in Höhe von nur 1 % des jährlichen Weltbruttoinlandsprodukts bedingen. Die Folgen des aktuellen Klimawandels ohne Veränderung werden jedoch in den kommenden Jahren bis zu 20 % des jährlichen Weltbruttosozialproduktes, immerhin 5.500 Milliarden $, verschlingen. Die Europäische Union rechnet mittlerweile bei einem sinnvollen Einsatz der verfügbaren Umweltschutztechnologien mit jährlichen Kosten von 60 bis 80 Milliarden Euro bis zum Jahr 2020, um den anstehenden Klimawandel nachhaltig zu begegnen.

Der Chef-Ökonom des EU-Rates in Brüssel, Klaus Gretschmann1), hat es folgendermaßen dargelegt und dies sollte auch die Klimaskeptiker und Ewiggestrigen wachrütteln: “Die unbequeme Wahrheit ist, dass wir es vielleicht nicht mehr schaffen, den Klimawandel zu stoppen. Weil wir nicht wissen, wie dieser Wandel verläuft, sollten wir uns jetzt schon auf Überschwemmungen und Dürren einstellen”. Hat nicht auch die Deutsche Physikalische Gesellschaft durch ihren Präsidenten Professor Eberhard Umbach in Regensburg anlässlich der diesjährigen Jahrestagung eine energische europäische Forschungs- und Entwicklungsinitiative zur Energieversorgung und Klimaschutz gefordert und dies in Anwesenheit von 4.500 Teilnehmern?

Es ist unsere Generation, die die Verantwortung für das zukünftige Klima trägt. Die Verschwendung der begrenzten fossilen Energieträger und die Umweltzerstörung müssen gestoppt werden, wenn wir den kommenden Generationen nicht ihre Lebensqualität total vermiesen wollen, es ist unsere moralische Verpflichtung heute zu beginnen. Das an sich größte Problem bei der Umsetzung des nachhaltigen Konzeptes liegt jedoch in der mangelnden Bereitschaft der Industrieländer, ihre Produktions- und Konsummuster so zu verändern, dass der weltweite Raubbau an der Natur verringert wird.

Wenn die Reichen die bisher eingeschlagene Marschrichtung nicht radikal ändern, werden sie unweigerlich einen friedensbedrohenden Zustand heraufbeschwören. Von Interesse in diesem Zusammenhang sehe ich die Aussagen der rezenten “Wort”- Umfrage, laut welcher sich 75 Prozent aller Befragten einen größeren Beitrag zum Klimaschutz leisten wollen.

Klimawissenschaftler stehen engagiert zum Klimaschutz

Der Klimawissenschafter Prof. Stefan Rahmsdorf 2), einer der führenden Mitarbeiter im IPCC, beschreibt unsere Verantwortung:”Der weitere Verlauf des Klimawandels hängt von unserem Verhalten ab. Wenn wir morgen unsere Emissionen um ca. 60 Prozent reduzieren würden, würde ab morgen der CO2-Gehalt der Atmosphäre auch nicht weiter steigen. Die globale Temperatur würde in diesem Fall noch wenige zehntel Grad wärmer werden, weil die Reaktion des Klimasystems durch das Wärmespeichervermögen der Ozeane etwas hinterherhinkt. Mehr aber nicht. Wer also sagt, die Erwärmung lässt sich nicht stoppen, macht keine naturwissenschaftliche sondern eine politische Aussage”.

Die Klimaforscher weisen darauf hin, dass wir noch ein Zeitfenster von zehn bis fünfzehn Jahren haben, um die CO2-Konzentration in der Atmosphäre auf einem Niveau zu stabilisieren, damit die Erwärmung nicht über 2 Grad C steigt. Leider melden sich einige Skeptiker zu Wort, die bezweifeln, dass der Mensch die aktuelle Klimaerwärmung mitsamt den aufkommenden Konsequenzen verursacht hat. Höchst selten kommen solche Zweifel noch von seriösen Wissenschaftlern, inzwischen sorgen die erdrückenden Belege für Überzeugungsarbeit.

Augusto Mangini 3), Paläoklimatologe an der Universität Heidelberg äußert sich kritisch zu zwei Aussagen des IPCC-Berichtes. Für ihn gibt es keine Belege für global wärmere Perioden als heute im Holozän (den letzten 12.000 Jahren) und außerdem bezweifelt er, dass die derzeitige Erwärmung rascher ablaufe als frühere, natürliche Erwärmungsphasen. Ebenso steht für ihn fest, dass die Erwärmung der Atmosphäre im zwanzigsten Jahrhundert überwiegend auf die natürlichen Sonnenzyklen zurückzuführen ist, dies aufgrund seiner Forschungen aus Stalagmitendaten. Die von Prof. Stefan Rahmsdorf angeforderten Belege für die von Augusto Mangini aufgestellten Thesen konnte dieser durch Resultate für einzelne Orte nennen, die auch im IPCC-Bericht eingeflossen sind u.a. die Stalagmiten aus den Höhlen Hulu Cave in China.

Für die Klimatologen des IPCC kann dies nicht als Beweisführung dienen, da lokal und regional wesentlich größere Klimaschwankungen auftreten können als die globale Mitteltemperatur. Im IPCC-Bericht konnten die von Mangini eingebrachten Hinweise nicht berücksichtigt werden, da es sie bislang in der Fachliteratur nicht gibt. Auch wenn Augusto Mangini von seinen Erkenntnissen überzeugt ist, die Mehrzahl der Fachkollegen kann sich ihm nicht anschließen.

Es wird auch behauptet: “Das Klima hat sich schon immer geändert”. Dies ist völlig korrekt und niemand streitet dies ab, aber man mag bedenken, dass der Mensch für die Erwärmung der Atmosphäre die Hauptschuld trägt. Die CO2-Konzentration der Atmosphäre haben wir seit 1860 von 275 ppm auf 380 ppm rasant erhöht. Die direkte Folge dieser CO2-Verdoppelung ist die Erwärmung bereist um ein Grad Celsius. Der schwedische Wissenschaftler Svante Arrhenius hat diesen wissenschaftlichen Zusammenhang bereist im Jahr 1896 veröffentlicht, er wies als erster darauf hin, dass die Anreicherung von Kohlendioxid in der Atmosphäre die Temperatur auf der Erde erhöhen wird.

Augusto Mangini und mit ihm verschiedene Wissenschaftler behaupten, dass der Klimawandel durch die Sonnenaktivität hervorgerufen wird. Die Rolle der Sonnenaktivität ist heute noch unzureichend verstanden und die IPCC-Wissenschaftler folgern aus den unzähligen Messungen, mittlerweile auch per Satelliten, dass die Sonnenaktivität sich seit 1940 nicht signifikant verändert hat. Die globale Erwärmung kann somit nicht durch die Sonne allein erklärt werden.

Vielmehr sind es die Menschen, die auf der Nordhälfte des blauen Planeten wohnen, bedingt durch ihren unbändigen Energiehunger nach fossilen Energieträgern gepaart mit einem katastrophalen Ausstoß an Treibhausgasen, die für den anstehenden Klimawandel verantwortlich zeichnen.

Gerade zu grotesk und einfach lächerlich ist in diesem Zusammenhang auch der Hinweis in einem rezenten Leserbrief, der Umweltminister müsse das Atmen besteuern, da der Mensch das treibhausgefährdende CO2 auch emittiert.

Hat nicht auch Jermy Rifkin auf die Frage: “Und wie sehen Sie eigentlich die aufkommende Verharmlosungswelle des Klimawandels?” geantwortet:” Sie ist fern jeder Wirklichkeit. Die globale Klimalage ist so ernst wie niemals zuvor”. 4)

Ranghohe US Ex-Militärs mischen sich in die Kontroverse ein

Die rezente Studie “Die nationale Sicherheit und die Bedrohung durch den Klimawandel” ausgearbeitet unter Führung von ranghohen US Ex-Militärs widmet sich neben den Auswirkungen der Erwärmung für die Umwelt insbesondere den Risiken, die der Klimawandel für die Sicherheitsinteressen der USA darstellt. Sie weisen darauf hin, dass in politisch instabilen Regionen die Klimakatastrophe den Extremismus fördern könnte. Die Studie stützt sich auf Prognosen des IPCC-Berichtes, wonach es durch die globale Erwärmung zu häufigeren schweren Stürmen, Trockenheiten und Überschwemmungen kommen kann.

Die Erhöhung des Meeresspiegels infolge des Abschmelzens der polaren Eismassen und der Gletscher führt zum Aufbruch von Millionen Umweltflüchtlingen. Und noch wagt niemand den schlimmsten Fall auszumalen, wenn eventuell der Golfstrom, unsere Heizung im Atlantik, seine Funktion einstellen würde. Ebenfalls weisen die Ex-Militärs auf die Konflikte um die Trinkwasserressourcen hin. “Wir werden kurzfristig wirtschaftlich auf die eine oder andere Art dafür bezahlen, um dieses Gas zu reduzieren, andernfalls werden wir später militärisch mit dem Verlust von Menschenleben bezahlen”, schrieb der ehemalige Kommandeur der US-Armee im Nahen Osten, Marineinfanterie-General Anthony Zinni 5).

Der dritte Zusatzbericht der Vereinten Nationen

Der in Bangkok vorgestellte 35-seitige dritte Zusatzbericht “Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger” besagt, dass der Menschheit nur noch acht Jahre verbleiben, um die aufkommende Klimakatastrophe abzuwenden. Spätestens von 2015 an muss der weltweite Treibhausgasausstoß sinken, sollen die schlimmsten Folgen der Erderwärmung noch verhindert werden. Machen wir uns jedoch nichts vor, wenn der Klimawandel erst richtig in Gang gekommen ist, dann können wir ihn nicht mehr bremsen.

Es möge erinnert werden, dass sich der erste Teil des UN-Reports mit den Ursachen für den Klimawandel befasste und uns Menschen als Hauptverantwortliche bezeichnete, insbesondere die Menschen in den Industrieländern. Die schlimmsten Folgen des Klimawandels sind noch vermeidbar, wenn die Regierungen die energiepolitischen Weichen hin zu einem nachhaltigen Umgang mit den Lebensressourcen einläuten.

Um die schlimmsten Folgen des Klimawandels abzuwenden, wären 0,12 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts aufzubringen, so eine Kernaussage des Weltklimarates in seinem dritten Zusatzbericht anlässlich der Umweltkonferenz in Bangkok. Dies bedeutet, dass bis 2050 die CO2- Emissionen um 50 bis 85 Prozent gesenkt werden müssen und dieser Prozess muss ab 2015 beginnen. Durch diese Massnahmen werden wir es schaffen, die durchschnittliche globale Erwärmung auf zwei Grad Celsius bis 2100 zu begrenzen. Dem Energiesparen und der Nutzung der erneuerbaren Energien wird die höchste Priorität eingeräumt, das Weitermachen wie bisher bedeutet das Chaos für alle Erdenbürger.

Wie hat es treffend der Klimawissenschaftler Ogulande Davidson in Bangkok formuliert: “Wenn wir so weitermachen wie bisher, kommen wir in Teufels Küche.”

Dr.-Ing. Marcel Oberweis, CSV-Abgeordneter, 7. Mai 2007

1) Klaus Gretschmann SZ 2. März 2007 Erwärmung der Erde – Alarmierende Beweise
2) Klima sucht Schutz – http://www.klima-sucht-schutz.de
3) Stefan Rahmsdorf FAZ 10. April 2007 – Die Wahrheit zum Klima
4) Bewusstseinswandel der Menschen LW 7. Mai 2007 S. 8
5) Ex US-Militärs warnen vor Klimawandel – 17.4.2007 http://www.sueddeutsche.de/wissen