Forschung und Hochschule: eine weitere Chance für Luxemburg

Größte Bedeutung kommt in Hinkunft dem Sektor Forschung, Entwicklung und Technologie zu, wohlwissend, dass Forschungsarbeit und der Einsatz modernster Technologien immer mehr zu wichtigen und interessanten Standortvorteilen werden. Eine Tatsache, die auch in Luxemburg immer mehr Berechtigung gewinnt. Besonders wichtig für Luxemburg ist in diesem Zusammenhang sicherlich die Vernetzung der Forschungsinstitute mit den Hochschulen.

Die Diskussion um das Hochschulwesen sollte daher aufgrund von Fakten and Erfahrungen, aber auch unter Berücksichtigung der luxemburgischen. Situation und ihrer spezifischen Eigenarten geführt werden. So wurde schließlich nach einer ausgiebigen Vorarbeit in einer parlamentarischen Sonderkommission das Hochschulgesetz von 1996 zur Basis der künftigen Entwicklung.

Welche Neuerungen brachte dieses Gesetz?

Aus den bereits bestehenden Kursen am “Centre universitaire” und am “Institut supérieur de technologie” wurden selbstständige öffentlich rechtliche Institutionen (“établissements publics”). Das IST wurde auf das Niveau einer Fachhochschule ausgeweitet. Mit einer vierjährigen Ausbildung sind künftig die Absolventen (die “ingénieurs-industriels”) den Fachhochschulabgängern – gleichgestellt. Das IST bildet praxisbezogen aus; seine Abgänger haben mit ihrem Diplom meistens auch schon einen Arbeitsplatz. Das IST ist ohne Zweifel seit einigen Jahren schon eine Fachhochschule mit gutem Namen in der Großregion. Die Zusammenarbeiten mit französischen und deutschen Instituten haben das Lehrangebot erweitert und zusätzlich qualifiziert. Das IST ist außerdem durch seine intensive Kooperation mit der Industrie bekannt.

Während das IST in der Öffentlichkeit kaum kommentiert wird, hat das “Centre universitaire” wesentlich schwierigere Zeiten. durchgemacht und bis dato eigentlich noch nicht zu einer “Corporate identity” gefunden. Das Gesetz gibt dem Cunlux die Möglichkeit, vollständige erste Zyklen anzubieten, zweite Zyklen nur in Zusammenarbeit mit ausländischen Instituten and dritte Zyklen wieder in Eigenregie. Zurzeit wird bloß in einer Disziplin – im europäischen Recht – ein DESS (“diplôme d’études supérieures spécialisées”) angeboten. Es handelt sich dabei um ein Diplom, das gleichzeitig von den Universitäten Nancy II and Straßburg Robert Schuman gegengezeichnet ist.

Die europäischen Entwicklungen

Im europäischen Rahmen fügt sich das 96er-Gesetz nahtlos ein in die Bestrebung vieler ausländischer Universitäten. Die europäische Entwicklung geht nämlich in Richtung mehr Mobilität für Hochschulstudenten. So wurde z. B. das “Bafög” in Deutschland anlässlich einer kürzlich verabschiedeten Reform exportierbar gemacht, damit deutsche Studenten an ausländischen Universitäten studieren können.

Das Doppeldiplom, das Synergien zwischen Universitäten möglich macht -Studenten absolvieren jeweils einen Zyklus an einer Uni und an einer anderen den zweiten Zyklus -, ist ein Diplom, das von beiden Universitäten ausgestellt wird. Ein solches Modell wird ohne Problem vom 96er-Gesetz ermöglicht – vorausgesetzt, die Verantwortlichen des Cunlux wollen diese Richtung einschlagen und sowohl die Qualität des Unterrichts als auch die Öffnung für ausländische Studenten gezielt anstreben.

Neue Perspektiven definiert

Mit dem Projekt einer “Cité des sciences, de la recherche et de l’innovation” hat die Regierung die Perspektiven für die luxemburgische Hochschul- und Forschungslandschaft klar gesteckt. Die gleichlaufende Entwicklung von Forschung and Hochschule kann auch beim Ausbau der notwendigen Infrastrukturen Sinn machen.

Universitäten sind ohne Forschung nicht denkbar – es gilt mithin auch diese Chance zu nutzen. Die Bilanz der bisherigen Entwicklung der Forschung in unserem Land ist positiv. Es ist eine Vorgabe der Regierung, die öffentlichen Investitionen auf 0,3 Prozent des BIP aufzustocken.

Luxemburg könnte als neuer Standort wichtiger Forschungsbereiche – mit Hochschulaktivitäten gekoppelt – sowohl attraktiv für Studenten als auch für Forscher werden.

Es ist daher wichtig, dass, nachdem der Forschungsfonds die großen Linien für die nächsten Jahre auf vier Bereiche – neue Technologien mit Schwerpunkt Sicherheit, Materialanalyse and Nanotechnologien, Biotechnologien sowie Wasserwirtschaft festgelegt, hat, auch der Cunlux seine Überlegungen über den weiteren Ausbau und neue Aktivitäten vorantreiben.

Kompetenz und Qualität

Wichtige Voraussetzung für jede Aktivität in den Bereichen Hochschule and Forschung ist ohne Zweifel, dass Kompetenz und Qualität, sichergestellt sind. Was die Wahl der Bereiche angeht; sollte der Standort Luxemburg Orientierungshilfe anbieten und als Chance aufgefasst werden. Europäisches Recht ist ein solcher Bereich; eine “School of Finance” wäre eine logische Folge der Bemühungen der Regierung, den Finanzplatz zu festigen.

Als Gründerstaat der Europäischen Union hätte unser Land eigentlich auch eine Pflicht, den Auf- und Ausbau Europas akademisch zu begleiten. Grundsätzlich dürften nur Bereiche in Frage kommen, die wir anders oder aber besser als andere anbieten können. So ist z. B. das Projekt eines Instituts für Entwicklungshilfe, das von Cunlux in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Kooperation vorangetrieben wird. Es liegt auf der Hand, dass die Erforschung unsere Sprache und unserer Geschichte eine Aufgabe ist, der wir uns nicht entziehen sollten.

Die Grundlagen für die Entwicklung der Hochschul- und Forschungslandschaft sind gegeben. Es gilt also jetzt die Energien zu bündeln and den eingeschlagenen Weg noch zielstrebiger zu beschreiten.

Erna Hennicot-Schoepges Ministerin für Kultur, Hochschulwesen and Forschung