Einige Gedanken zum Schulanfang von Claude Wiseler, CSV-Abgeordneter

Im steten Wandel

Einige Gedanken zum Schulanfang von Claude Wiseler, CSV-Abgeordneter

Mit dem Abschluss der “Schueberfouer” nähern sich auch die langen Sommerferien ihrem zwar bedauerlichen aber baldigen Ende. Die verbleibenden Ferientage sind an den Fingern abzuzählen; sie werden in der eigenartigen Vorschulatmosphäre von Wehmut, bangem Erwarten und ungeduldiger Vorfreude erlebt.

Für die Verantwortlichen aus Schule und Politik wird es Zeit, das Bilanzieren und das Projektieren abzuschließen und sich dem Konkreten, dem vorrangig Dringlichen des Schulanfangs zuzuwenden. Hierbei geht es darum einen Schulapparat mit nahezu 70.000 Schülern und rund 7000 Beschäftigten – den größten Dienstleistungssektor unseres Landes – möglichst störungsfrei und erfolgsorientiert ans Arbeiten zu bringen. Es dürfte bekannt sein, dass dies bei uns, wie auch außerhalb unserer Grenzen, nicht immer ohne politische Auseinandersetzungen zustande kommt.

Die Schule des Wandels.

Jeder der die Erziehungspolitik näher verfolgt, weiß, dass die Schule in einen Veränderungsprozess eingespannt ist. Dies wird bisweilen provokatorisch in dem Merksatz formuliert: “Die Schule kennt nur eine Konstante, nämlich den Wandel”.

Tatsache ist, dass die Schule, so sie sich ihre Effizienz bewahren will, sich regelmäßig der sich wandelnden Umwelt anpassen, sich modernisieren muss, um den veränderten pädagogischen, organisatorischen oder bisweilen politischen Gegebenheiten gerecht zu werden.

Allerdings können die erforderlichen Anpassungen nicht im Hau-Ruckverfahren durchgeführt werden. Die pädagogischen, sozialen und politischen Belange sind meist nicht mit ruckartigen Umsetzungen von Reformen zu vereinbaren. So ist z.B. die Einlaufzeit einer Reform auf die Gesamtdauer des Schulcurriculums auszudehnen, d.h. auf die oft 7-jährige Ausbildungsdauer.

Auch darf man die für eine parlamentarische Bearbeitung einer Reform erforderliche Zeit nicht unterschätzen und man muss der Reformidee selbst die erforderliche Zeit einräumen, um bei den Interessenten eine möglichst breite Akzeptanzbasis zu finden.

Blitzartige Offensiven im Bildungsbereich sind demgemäss von vorneherein zum Scheitern verurteilt und werden gewiss schnell von der Realität eingeholt. Konsequentes aber vorsichtiges Umgehen mit der Schule ist die einzige Erfolgsmethode in diesem Bereich, auch und besonders für die Politikverantwortlichen.

Spiegelbild unserer Gesellschaft.

Sicherlich steht die Schule heute mehr denn je vor wichtigen Herausforderungen. Zum ersten gilt es, sich Gedanken zu machen, wie die Luxemburger Schule weiterhin Integrationsfaktor in unserer Gesellschaft sein kann, und jedem einzelnen, ob Luxemburger oder Nicht-Luxemburger, die größtmöglichen Erfolgschancen zu geben vermag. Ein Bevölkerungsstand von 35% Nicht- Luxemburgern in den Primärschulen (50% in der Stadt Luxemburg) und eine Vielfalt von Nationalitäten, sind nicht nur das Spiegelbild unserer Gesellschaft, sondern auch, als pädagogisches Korollar, die größte Herausforderung unseres Schulsystems.

Dass Allheilmittel eher Mangelware sind und dass die Schule nicht alle Probleme lösen kann, dürfte auf der Hand liegen.

Genau so klar aber dürfte sein, dass dies nicht als Freibrief zum Handlungsstop, zum “wait and see” verstanden werden darf. Es gilt, in allen Bereichen in denen Handlungsbedarf vorliegt, konsequent in kleinen Schritten, in sinnvollen Anpassungen, der Zielsetzung näher zu kommen.

Eine Orientierungsdebatte in der Abgeordnetenkammer soll, in den nächsten Wochen, das Integrationsproblem in der Schule thematisieren und weitere Lösungsvorschläge andiskutieren.

Auf der Tagesordnung der Abgeordnetenkammer werden ebenfalls Debatten über Schulinhalte sowie über Schulinfrastrukturen stehen. Fragen zum Mangel an qualifiziertem Lehrpersonal sowie zu den Ausdehnungsmöglichkeiten der Informatisierung unserer Schulklassen werden im nächsten Jahr, wie bereits in den vergangenen Jahren, die Schuldebatte prägen.

Wundermittel gibt es nun mal in diesen Fragen nicht. Konstruktive und konsequente Arbeit, oft Detailarbeit, ist gefragt. Bleibt zu hoffen, dass in dieser wahlfreien Zeit die Schuldiskussion nicht zu unergiebiger Polemik führt, sondern mit Sachlichkeit und Kompetenz durchgestanden werden kann.

Claude Wiseler CSV-Abgeordneter