Premierminister Jean-Claude Juncker über …

Premierminister Jean-Claude Juncker über …

… den Euro: “Der Euro geht nicht unter, er verliert an Wert, weil er hoch begonnen hat, doch historisch gesehen stand die D-Mark in den achtziger Jahren im Vergleich zum Dollar niedriger da als heute.”

… über Identität: “Zur Frage der Identität der einzelnen Länder in Europa muss man einen Mittelweg finden. Man kann nicht alle Länder behandeln, als seien sie gleich. Im kleinen Luxemburg gibt es bei einer Sprache 16 Unterdialekte.”

… über Patriotismus: “Ein Patriot ist ein Mensch, der das Land und die Menschen, die hier leben, achtet, wogegen ein Nationalist gegen alles Fremde ist. Ich bin daher Verfechter eines neuen (europäischen) Patriotismus, bei dem sich die Menschen gegenseitig achten.”

… über Vorteile in Europa: “Wenn man fern von Europa ist, beneiden die Menschen uns, weil sie die vielen Vorteile sehen, die Europa bringt. Ist man dann wieder in Europa, sieht man die vielen kleinen Probleme, die sich hier stellen.”

… über Kerneuropa: “Ich hin dagegen, den Prozess der europäischen Erweiterung zu überstürzen. Vielmehr muss man ein Kerneuropa bilden mit einem Kreis von Ländern, die verstärkt zusammenarbeiten. Der Kern muss zu jedem Moment für jeden zugänglich sein. Einen Moment lang kann es eine Union innerhalb der Union geben, aber diese Fortschrittsunion darf sich nie endgültig der langsameren Restunion verschließen. Wir wollen kein Programm gegen bestimmte Länder, sondern ein Programm für mehr Europa. Und wenn wir das richtig machen, werden sich die anderen Länder auch nach einiger Zeit um Anschluss bemühen. Läuft das Ganze auf eine bundesstaatliche Lösung hinaus? Staaten und Nationen sind keine provisorische Erfindung der Geschichte.”

… über Toleranz: “Toleranz lässt sich nicht von oben herab diktieren. Hierzu muss jeder seinen Beitrag leisten, damit man Schritte aufeinander zu machen kann. Die Luxemburger sind hier zu Hause, an ihnen ist es, die ersten Schritte zu tun.”

… über Zuwanderung: “Man kann sich die Frage stellen nach einer Grenze der Zuwanderung (nach Luxemburg). Doch hier gibt es vor allem Menschen, und dann erst Nationalitäten und Rassen: Wir haben 35°/° Ausländer in Luxemburg und weniger Probleme als Länder mit nur sieben oder acht Prozent Ausländeranteil. Man muss den Luxemburgern Respekt aussprechen für ihre Haltung, darf aber auch aktuelle Probleme nicht verkennen und muss diese zu lösen suchen.”

… über das Zusammenspiel der nationalen und europäischen Politik: “Es gibt nationale Probleme und es gibt europäische Probleme, und diese müssen gemeinsam gelöst werden.”

(aus Luxemburger Wort April 2000 : Jean-Claude Juncker im Gespräch mit Jugendlichen)